73
Die Emailen führen uns in den folgenden der Renaissance gewid-
meten Saal hinüber, wo wir beinahe aussehliesslich ihnen und Werken
der Thonbildnerei begegnen. Unterdessen haben aber auch die Manu-
scripte den gedruckten Büchern Platz gemacht, von denen manche durch
ihre Seltenheit nicht weniger kostbar als jene den Neid der Bibliophilen
erregt haben mögen, für das grosse Publicum aber blieben sie, da man
doch immer nur das Titelblatt oder die zufällig aufgeschlagene Seite
sehen konnte, ohne Bedeutung. Wie verlassene Stiefkinder nahmen sich
hier die urdeutschen alten Strsssburger Drucke aus; doch nach der Logik
derThatsachen gehören auch sie in die Geschichte derArbeit-Frankreichs.
Waren schon die Schaukästen der früheren Abtheilungen reich und
glänzend gefüllt, so wurden sie noch weit überstrahlt durch die Farben-
pracht der Prunkgeräthe, die hier in dem der Zeit von Carl VIII. bis auf
Heinrich IV. (1610) gewidmeten Raume entfaltet war.
Die schon erwähnten Emailen von Limoges bildeten eine Collection,
der durch die Vorzüglichkeit der einzelnen Werke und die vollständige
Reihe aller darin thätig gewesenen Meister von dem noch etwas mythischen
Monvaerni an bis zum Verfalle dieses Kuustzweiges im 17. Jahrhunderte
- sich nur die Sammlungen des Louvre an die Seite stellen können.
Als echt national erschienen hier noch die kunstreichen Thonarbeiten
eines Bernhard Palissy und jene so überaus seltenen, durch ihren
wirklichen Kunstwerth ihre Kostbarkeit rechtfertigenden Fayencen, die
man gewöhnlich als Henri II. oder nach dem, vor nicht langer Zeit
durch einen merkwürdigen Zufall entdeckten F ahriksorte, dem Dorfe Oiron
bezeichnet.
Was noch auf die eigentliche Renaissance folgt, charakterisirt seine
bekannte Kunst und Stylweise am besten durch die Namen Ludwig XIV.
und Ludwig XV., eine erdrückende Masse von Dingen des Luxus und
der wechselnden Mode. Ohne näheres Eingehen auf das Einzelne auch
nur die iiiichtigste Uebersicht des Ganzen zu geben, wird hier vollends
unmöglich, denn eine solche Schilderung wäre nichts Geringeres, als eine
Darstellung des französischen Geschmackes und seiner Wandlungen im
17. und 18. Jahrhundert. Ich behalte mir vor, Einiges vielleicht später
einer Betrachtung zu unterziehen und eile, die beiden noch übrigen Ab-
theilungen der Histoire du travail, die Niederlande und Oesterreich, kurz
zu charakterisiren.
Der Ausstellung der Geschichte der Arbeit der Niederlande gebührt
das Verdienst, im engsten Raume und mit beschränkten Mitteln Vorzüg-
liches geleistet zu haben. Allerdings waren hier wenig Pracht- und Schau-
stücke zu sehen, doch eine Menge interessanter Arbeiten aus Eisen und
Bronce aus dem 13. bis 17. Jahrhundert, eine hübsche SaminlungDelfter
Fsyencen, Möbel und eine ziemliche Zahl zumeist silberner Gilden- und
Zunftpocale. Im Ganzen gehörte die Mehrzahl der Objecte dem endenden