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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1868 / 32)

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hervorgehoben zu werden verdient. als man bei den im Handel vorkommenden colorirten 
Photographien oft die grösste Rohheit des Farhenauftrages findet. 
Durch alle vier Ausstellungen des Vereines hindurch wurden in Gruppe IX stets 
hübsche Bucheinbände vorgeführt, aber leider nie der Name eines hiesigen Buchbinder: 
darunter gefunden. Es wäre denn doch im Interesse des Fortschrittes auf diesem Felde 
zu wünschen, dass auch hiesige Kräfte einmal den Versuch wagten , sich mit den Frem- 
den zu messen. 
Die Gruppe Xi zeigt ausser einigen alten Glashumpen vorzugsweise neues Glas, 
und zwar französisches, englisches, russisches und - steierisches. Ueberraschend durch 
ihre Originalität sind die russischen Gläser mit den eingebrannter: Emailfarben und reichem 
Gold. Sowohl die Gefässformen, als besonders die Ornmnentation derselben lassen den 
althyzantinischen Einfluss erkennen, den ja die ganze russische Kunst festhält und durch 
Hineinziehung gewisser asiatischer Momente zu einem russischen Natioualstyl modi- 
iicirt hat. 
Durch Schönheit der Form, Feinheit und Homogenität des Materiales und elegante 
Oruamentirung zeichnen sich die französischen Gläser: Flasche mit Goldverzierung von 
Baccarat, Pocal, gravirt, von Jardin-Blancond, und die englische Flasche mit Henkel 
und Stöpsel aus, ohne jedoch, zum Ruhme Oesterreichs können wir es sagen, die Lob- 
meyr'schen Arbeiten, die wir im Vorjahre zu sahen Gelegenheit hatten, zu überragen. 
' Von speciell steicr-ischem Interesse ist die grosse Gollection von feinen Glaswaaren 
der Fabrik des Herrn Eduard Beider in Hrastnigg (zur Preisbewerhung). Es ist dies 
das erste Mal, dass eine steierische Glasfabrik mit feinen Waaren, mit Krystallglas und 
feinen farbigen Gläsern auftritt. Wir hören von grossen pecuniliren Opfern, welche die 
Fabrik brachte, um diesen wichtigen Industriezweig auf die hier sichtbare Höhe zu bringen, 
was ein um so mehr anzuerkennendes Verdienst ist, da bei dem grossen Export österrei- 
chischer Glaswaaren nach dem Orient vor Allem Steiermark durch seine Nähe berufen 
scheint, in den Markt einzuü-eten, und ein solcher Versuch von Seite einer Fabrik gewiss 
auch anregend und ermunternd auf die übrigen steierischen Fabriken wirken wird. ' 
Der gewöhnliche Beschauer wird an der Collection, die einen ganzen grossen Kasten 
ausfüllt, nichts Merkwürdiges finden, nichts Anderes, als was er in Wien in jeder Nieder- 
lage einer böhmischen Glasfubrik so und auch besser zu finden gewöhnt ist. Allein wenn 
man das früher erwähnte Moment berücksichtigt und bedenkt, dass die genannte Fabrik 
noch vor wenig Jahren nichts als gemeines Glas fahricirte, so kann man dem wackeren 
Streben und den erzielten Leistungen seine volle Anerkennung nicht versagen. 
Audallend ist die Billigkeit der Waare. Aber auch der Schönheit ist vielfach Rech- 
nung getragen, und wenn auch Manches noch nicht auf dem Standpunkte der ersteren 
böhmischen Fabriken steht, so muss man bedenken, dass diese eine Jahrhunderte lange 
Tradition alter Grösss haben, ja in neuerer Zeit sogar zurückgegangen sind, während die 
Hrastnigger Fabrik gewissermassen aus Nichts entstanden ist, ihre Traditionen auf schmutzig 
grünem Bonteillenglas und trüben blasigen Fensterscheiben basiren. 
In der Gruppe XII Enden wir ausser ganz hübschen alten Steinkriigen interessanter 
moderne französische Fayencen vom Wiener Museum eingesendet. Eine neue Technik, 
plte sur pate genannt, nicht ohne malerischen Reiz, zeigen die beiden Vasen Nr. B6 und 87 
von Pillivuyt u. Comp. in Paris. Es sind dies auf dem farbigen Grunde der Fayenco 
aufgetragene, weisse, fast durchscheinende Reliefs, welche die Wirkung der bekannten 
Muschelcameen haben. 
An Porzellan ist die Ausstellung diesmal sehr arm. Ausser einer Reihe von altem 
Wiener Porzellan, Figürchen und Geschirr ist fast nichts vorhanden. Die drei Vasen aus 
Porzellan (Nr. 104-106) von Klotz in Paris, vom österreichischen Museum auf der Pa- 
riser Ausstellung angekauß, sind wirksam durch ihre einfachen charakteristischen Formen, 
aber der Abklatsch eines lithographischen Farbendruckes, welcher die Malerei aus freier 
Hand ersetzen soll, will uns nicht recht gefallen. 
In der Gruppe XIII, Arbeiten aus Holz, finden wir fünf Objecta „zur Preishewer- 
bung". Hervorzuheben sind der Schrank mit Thüren sammt Tisch von Birnbaum- und 
Ebenholz, mit gravirtem Elfenbein eingelegt, vom Tischlermeister Zugh in Graz und die 
beiden geschnitzten Cruciüxe von Gschiel und seinem Schüler Gebauer. Der Schrank, 
nach Zeichnung von Prof. Ortwein im Benaissancestyl gehalten, macht den vortheil- 
haftesten Eindruck; er hätte auch auf der Pariser Ausstellung seinen Platz würdig aus- 
geüillt. Besonders schwungvoll ist das Ornament und die Ausführung des ineinander- 
greifens der beiden Materialien, Elfenbein und Ebenholz, tadellos. Leider ist unseren 
Kunsttischlern selten Gelegenheit geboten, sich an einem solchen Prachtstück der Schrei- 
nerei zu versuchen, um so mehr gereicht Herrn Zugh die technische Bewältigung der 
Aufgabe zu grosser Ehre.
	        
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