wir sagen allegorische? - Figuren, welche Trauer um den Verstorbenen: zeigen, die
sepulcrale Bestimmung des Monumentes klar ausgesprochen. Die vier Seiten des Sarka-
phagknstcns sind durch jonische Halbslulen in Compartimente getheilt; in denselben
stehen, an Brüstungen gelehnt, I8 Gestalten trauernder Frauen, einzelne von einer
geradezu ergreifenden Schonheit in den Motiven, alle bewunderungswürdig in dem maß-
vollen Ausdrucke des Schmerzes. Das ganze Werk ist eine neue, herrliche Offenbarung
griechischen Kunstschaßens, die gewiss befruchtend auf unsere moderne Grabsculptur
wirken wird. Während die Darstellungen auf den zwei bisher besprochenen Sarkophagen
hellenischem Stoifkreise entlehnt sind, nehmen sie an den beiden anderen Sarkophagen,
dem sogenannten Satrapen- und dem sogenannten Alexander-Sarkophage, die dem4. Jahr-
hundert angehören, entschieden Rücksicht auf ungriechische Besteller. Dielelbea waren
sichtlich persische Unterkonige. Wir sehen sie in Kämpfen mit Griechen, auf der Jagd, beim
Mahle, thronend. Die Sarkophage werden hier in orientalischem Sinne zu Bilderchroaiken,
wie die Steinreliefs mit den Thaten der Könige des alten Aisyrienl. Der Fürst, für
welchen der sogenannte Alexander-Sarkophag mit seinen lebhaft bewegten Schlacht- und
Jagdscenen bestimmt war, ist ein Gegner und später Unterthsn Alexanders gewesen, wenn
die Behauptung richtig ist, dass eine in den verschiedenen Scenen wiederkehrende Figur
die Züge des großen Macedoniers trage. Mit seiner Verbindung von Sculptur und weit-
gehender, in vollster Frische prangender Bemalun ist der Alexander-Sarkophag ein
kunstgeschichtlich Neues; wie dieses decorative Meisterwerk das Problem der antiken
Polychrnrnie zu lösen berufen ist, wird es auch für unsere Kenntniss der Kunst im
Beginne des hellenistischen Zeitalters der Grundstein werden.
ln den bisher erschienenen zwei Lieferungen sind die vier Sarkophage entweder
schon vollständig oder wenigstens so weit abgebildet, dass man sich von ihnen eine
genügende Vorstellung machen kann. Gespannt darf man auf jene Tafeln sein, welche
uns die Polychromie des Alexander-Sarkophages vorführen werden. Die Publication ist
vornehm ausgestattet und des Gegenstandes würdig, wenn auch nicht eleugnet werden
kann, dass die Heliogravuren über ein befriedigendes Durchschnittsmaß mcht hinausgehen.
Ms.
e
Zum Gedächtnisse Friedrich Schmidts Urtheile und Gutachten aus der
Zeit seiner Wirksamkeit als Mitglied der k. k. Centralcommission für
Kunst- und histor. Denktnale. Wien, 1893. Verlag der k. k. Central-
comtnission. S". Vl, 92 S.
Ueber Anregung des Schülers Friedrich Schrnidtü, Baurathea Karl Rosner, stellte
die k. k. Centralcommission dem Letzteren alle jene Geschlfuatücke zur Verfügung,
welche durch die Hände des dahingegangenen Meisters gelaufen sind, und so entstand
die vorgenannte Publication. Aus den Referaten Schmidt's über die verschiedenartigsten
vaterllndischen Bauwerke, deren Gebrechen die Wohlmeinung und den Rath der k. k.
Centralcommission veranlassten, ist ebensosehr der kundige Fachmann, als auch der an
den alten Meisterwerken mit Liebe ,und Pietat hlngende Künstler zu erkennen. Ohne
viele Umschweife in lapidaren Sätzen den Kern der Sache behandelnd, umfassen diese
Referate einen Zeitraum von 30 Jahren (1860-1890) und betreffen kirchliche und pro-
fane Kunstwerke aus tt Kronlandern. H-e.
a
Die Büchermarken oder Buchdruclter- und Verlegerzeichen. Elsiissische
B ü c h erma rken bis Anfang des 18. Jahrhunderts, herausgegeben von
Paul Heitz. Mit Vorbemerkungen und Nachrichten über die Drucker
von Karl August Barac k. Straßburg, J. H. Ed. Heitz (l-Ieitz ä Mündel),
1892. Fol. XXXIV, 16a S., LXXVI Taf. Abbild. M. 2770.
Die der Mehrzahl nach der Glanzperiode der Bücherillustration entstarnmenden
Buchzeichen, d. h. die zumeist reich verzierten Hausmarken und Symbole von Buch-
druckern und Verlegern sind vorzugsweise durch die Werke von Roth-Scboltz und Sil-
vestre, sowie durch Dibdin's Bibliographical Decarneron dem Interesse der Kunstfreunde
und Sammler näher gerückt worden. Hinsichtlich ihrer Bedeutung als graphische Kunst-
werke und als Materiale für die Geschichte des Buchdrucks und des Buchhandels haben
dieselben in der deutschen Litteratur eingehendere Würdigung gefunden durch George
Roudolph in dem aBürsenblatt fttr den deutschen Buchhandel. 1889, Nr. 15a und 158,
in A. F. Butsch'a'_Bücherornamentik, Friedrich Kapp's Geschichte des deutlchen Buch-
handels l, 246 G. und 822 lf., und durch Bruno Bucher in den Blättern für Kunst-
gewerbe, XVlll, 41 E. Die im Besitze des k, k. Oesterr. Museums befindliche, ca. 400
Signet: in Einzelblattern zahlende Sammlung von Buchzeichen hat der Referent in aelnem