Abschluss, und tragen so dazu bei, dem Platze eine friedliche, äußerst
wohltbuende Stimmung zu geben.
Schon hier begegnen uns Kunstwerke aus so verschiedenen Zeiten,
und vertragen sich so gut, dass man den Eifer mancher Restauratoren
nicht begreift, die etwas Großes zu leisten glauben, wenn sie z. B. gute
Renaissance-Altäre in mittelalterlichen Kirchen durch neue pseudogothische
Arbeiten verdrängen. Zwei in die Mauer des Durchganges eingelassene
Platten, Ritter als Ueberwinder von Löwen und Drachen darstellend (von
Romantikern auf die Siegfriedssage bezogen und als Ueberreste der alten
Burg Xanten angesehen, von Beißel als die Heiligen Victor und Gereon
gedeutet), gehören der Frühzeit der romanischen Kunst an, während fünf
Gruppen, Stationsbilder, die Verschmelzung der Gothik mit dem neuen
Stil zeigen. Reichthum der Compositionen, Bewegtheit und Ruhe, scharfe
und doch nicht übertriebene Charakteristik und Sinn für naturwahre
und edle Form weisen diesen Bildwerken einen hohen Rang an. Die
Umrissabbildungen bei Aus'm Weerth (Kunstdenkmäler Il.), so dankens-
werth sie sind, können nur eine unvollkommene Vorstellung geben.
Oelberg, Verspottung Christi, Grablegung und Auferstehung sind in
Nischen der Kirchenmauer aufgestellt, die Kreuzigung (die Seelen der
Schächer werden von einem Kinde und einem Teufel in Empfang ge-
nommen) steht frei, vor ihr das Grab des Canonicus Gerhard Berendonck,
der die fünf Bilder in den Jahren 1525 bis 1536 anfertigen ließ. Durch
wen? das ist leider bisher nicht zu ermitteln gewesen. Von Interesse
ist, dass um jene Zeit Bildhauerarbeiten für Xanten aus Calcar (Meister
Heinrich von Holt und Meister Arnold von Tricht), Cleve (Andreas
Holthuys) und Wesel gekommen sind.
An diese Sculpturen klingen einige Epitaphien an in der langen
Reihe solcher Tafeln in dem, ebenfalls gegen die Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts gebauten, Kreuzgange. Die Mehrzahl versetzt uns bereits in
die volle Renaissance (bis in die Barockzeit hinein), während das hohe,
reichgegliederte, von der Zeit stark mitgenommene Kreuz in der Mitte
des grünen Platzes noch in spätgothischen Formen gehalten ist. Mir fiel
auf, dass an zwei besonders anmuthvollen Mariengestalten der Grabdenk-
mäler das ganze Gesicht förmlich heruntergeschlagen ist, so dass man an
absichtliche Verstümrnelung glauben möchte.
Wer durch das prächtige Südportul die Kirche selbst betritt, wird
wohl thun, sich sofort gegen Osten zu wenden, denn das große West-
fenster, das nach Außen das Schiff kräftig betont (im Gegensatz zur
Westfassade des Kölner Doms, an der die Thürme den eigentlichen
Körper des Baues gleichsam zusammenpressen), ist mit neuer Glasmalerei
gefüllt, die mit ihren süßen, theils schreienden Farben die Harmonie des
Innern stört. Freilich, wo bleiben uns in restaurirten Kirchen ähnliche
Eindrücke erspart! Auch in Xanten wirkt der Abstand um so peinlicher,
als noch Reste schöner alter Fenster erhalten sind, von denen einige als