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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 11 und 12)

 
G. R. DONNERS TÄTIGKEIT FÜR DAS DOM- 
STIFT GURK so VON ALFRED SCHNERICH- 
WIEN s:- 
ASS Propst Otto Kochler von Jochenstein mit dem 
Wiener Künstlern G. R. Donner und den Ge- 
brüdern Bibiena in Beziehung trat, ist bis heute 
durch Nachrichten nicht näher bekannt geworden. 
Manches ist vielleicht noch bei weiterer Durch- 
sicht des Gurker Archives, manches wohl auch 
durch auswärtige Funde, insbesondere Korre- 
spondenzen zu erwarten." 
Die Beziehungen zwischen Gurk und Kloster- 
neuburg, dessen Mitglieder ebenso wie seinerzeit 
inwGurk auch heute noch nach der Regel des 
heiligen Augustin leben, sind bereits im Mittelalter deutlich zu erkennen. 
Der Stifter des berühmten Verduner Altars von 1181, Propst Werinher, 
wurde später Bischof von Gurk, 1 194 bis 1195. Die um jene Zeit entstandenen 
holzgeschnitzten Reliefs der TürBügel des Hauptportals stimmen in den 
Darstellungen mit dem Verduner Altar so nahe überein, daß wir auch hier 
Werinher als geistigen Urheber erblicken dürfenf" 
So liegt die Vermutung nahe, daß Propst Otto seine Bekanntschaft mit 
Donner ebenfalls über Klosterneuburg machte. Donner schuf für das berühmte 
Donaustift die steinerne Pietagruppe über dem Friedhofportal, zu welchem 
auch noch ein Tonmodell im Stiftsmuseum sich erhalten hat. Außerdem 
schuf ein nicht sicher bekannter Künstler die Steingruppe gleicher Dar- 
stellung im Kreuzgang. Das Stiftsmuseum bewahrt von Donner eine Blei- 
statuette des Merkurf" 
Der Beginn der nachfolgenden Untersuchung geht naturgemäß von 
Donners Bleigruppe des Gurker Kreuzaltars aus, welche in Lebensgröße 
den von Maria und drei Engeln betrauerten Leichnam Christi darstellt. Dieses 
berühmte Kunstwerk ist ob des vorzeitigen Todes Donners eigentlich 
Fragment geblieben. Das Tabernakel hat Balthasar Moll hinzugefügt. Die 
ergänzenden, z'2o Meter hohen Statuen auf Felsenkonsolen an den benach- 
barten Schiffspfeilem, links der Jünger Johannes stark weiblich, jugendlich, 
ohne näheres Attribut, rechts Magdalena, durch das Salbgefäß gekenn- 
1 Vgl. Hann, „Beiträge zur neueren Kunstgeschichte des Gurker Domes", Carinthia I, Band G8, Seite 167. 
Dazu: Schnerich, „Die Kunst der Gegenreformation im Dornstifte Gurk", Jahrbuch der Leo-Gesellschaft, 189g, 
Seite 101. Neuerdings sind die Gurker Kunstdenkmale durch Ansichtskarten. Verlag Schnitzer, Gurk, heraus- 
gegeben von Schnerich, bequem zugänglich gemacht. 
'"" Schnerich, „Die beiden Türßügel des Domes zu Gurk", Mitteilungen der Zentralkommission, N. F. 15. 
Seite 174. 
f" Drexler, „Stift Klosterneuburg", Wien, 1894, Seite 82, 128, 216. Dazu die bahnbrechenden Unter- 
suchungen Dr. W. Paukers, „jahrhuch des Stiftes Klosterneuburg", Band z, Seite 318 f. Eine zeitgenössische 
Nachricht, daß Donner am Friedhofportal gearbeitet hat, ist bis heute trotz vieler Mühe allerdings nicht gefunden 
worden, doch spricht dafür die Haustradition und auch die Ähnlichkeit mit sicheren Werken, darunter der 
Gurker Gruppe.
	        
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