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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 168)

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recrutiren, die er dann in der Fachschule zu führen hat. Aber eine Mass- 
regel ähnlicher Art setzt voraus, dass zwischen Volksschule und Fach- 
schule eine innige Harmonie herrscht, und dass die den Unterricht leiten- 
den Behörden sich untereinander verstehen und streng einheitlich vor- 
gehen. Auch sollte nirgendwo eine Fachschule gegründet werden, ohne 
dass dort zu gleicher Zeit für den Zeichenunterricht in der Volks- oder 
Bürgerschule entsprechend Sorge getragen wird. Wenn nur einigermassen 
ein leidliches Verhältniss zwischen den Leitern der Volksschule und Fach- 
schule herrscht, kann es auch weiter gar kein Hinderniss geben, dass an 
einzelnen Orten die Kinder in der Volksschule schon zum Unterrichte in 
der Fachschule, natürlich freiwillig, zugelassen werden. Freilich, wenn 
der Knabe warten muss, bis er sein 14. Lebensjahr zurückgelegt hat, dann 
ist es schon spät für die Erlernung einer Menge von Handfertigkeiten, 
die er für das Gewerbe nöthig hat. Auch sind die Kinder, welche sich 
irgend einem Gewerbe widmen wollen, in der Regel von uubemittelten 
Eltern und können nur sehr selten vom 15. Jahre ab noch die Fachschule 
frequentiren, da sie schon sehr frühe auf den eigenen Verdienst bedacht 
sein müssen. Allerdings, wenn jener Kreis von Männern, welcher das 
praktische Interesse des Staatslebens zu vertreten hat, die Idee befür- 
wortet, dass die Volksschule blos für die allgemeine Bildung zu sorgen 
habe, und wenn es als ganz gleichgiltig angesehen wird, ob in der Volks- 
schule den Wünschen und Interessen des Gewerbestandes Rechnung ge- 
tragen wird oder nicht, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn 
man die Volksschule mit der Fachschule in keinen Zusammenhang bringen 
will und wenn der Nutzen und die Bedeutung der Fachschule nur nach 
jenen kunstvoll gearbeiteten Stücken beurtheilt wird, die auf grossen Aus- 
stellungen zur Schau gestellt werden. 
IV. 
Eine der auffallendsten socialen Erscheinungen, die in Mitteleuropa 
speciell in Oesterreich hervortritt, ist das rasche Wachsen des geistigen 
Proletariats. Die hervorragendsten Männer aus verschiedenen Berufszweigen, 
Architekten, Ingenieure, Juristen, Künstler und Lehrer, die im Staatsleben 
eine bedeutende Rolle spielen, haben diesem Gegenstande ihre Aufmerk- 
samkeit geschenkt. Sie sind mit Sorgen erfüllt für die Zukunft und leben 
der Ueberzeugung, dass über die Entstehung dieser Erscheinung und über 
die Beseitigung der ihr entwachsenden üblen Folgen ernsthaft nachgedacht 
werden müsse. 
Nur bei zwei Ständen kann man von einem Ueberlluss der Prnduc- 
tion nicht sprechen: bei den Medicinern und den Theologen, aus Gründen, 
die für Jeden ziemlich klar vor Augen liegen. Bei vielen Zweigen des 
ötfentlichen Lebens mag die gegenwärtige Situation einiger grosser Indu- 
striezweige mit Ursache sein, dass junge Architekten und junge Ingenieure
	        
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