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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 3)

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Croatien, Siebenbürgen und die Bukowina, Galizien, da ist überall die 
Fülle in lebendigem Brauche. Dann kommt Bosnien und die Herzegowina, 
Griechenland, Rumänien, Serbien, Bulgarien; wir sehen die Costüme in 
Wien auf der Straße, wir haben sie aufvielen Ausstellungen gesehen, ihre 
Erwerbung oder Gewinnung für eine Specialausstellung bietet daher kaum 
Schwierigkeit. An Vollständigkeit freilich ist auch da nicht zu denken, 
nicht aber aus Mangel, sondern vielmehr wegen der zahllosen, kaum 
übersehbaren Fülle der Varianten. 
Ebenso ist es mit der Türkei, mit den vorder- und hinterasiatischen 
Ländern, mit Persien, Indien, Hochasien, China und Japan. Der moderne 
Verkehr, der Austausch der Nationen , die Leichtigkeit des Reisens oder 
die Kühnheit vieler Reisenden hat Costüme selbst aus den entlegendsten 
Gegenden herbeigeschafft, welche gerne der Ausstellung gewährt wurden. 
Minder reich und charakteristisch ist eine dritte Gruppe vertreten, 
diejenige der europäischen sogenannten Volkstrachten, Landestracbten, 
Dorftrachten, die, ohne eigentlich von nationaler Bedeutung zu sein, 
mehr die Gegend, den Ort charaktersiren, wo sie noch so getragen 
werden. Wenn wir gewisse Trachten ausnehmen, wie das schottische 
Costüm, so sind diese Volkstrachten meist sitzen gebliebene, erstarrte, 
auch wohl grotesk und bäuerisch umgeänderte Moden von ehedem, die 
in dieser ihrer Eigenart wohl ein besonderes Interesse haben. Sie lagen 
aber, obwohl noch zahlreich in deutschen Landen, doch einer Costüm- 
ausstellung auf österreichischem Boden ferner als die der eigenen Provinzen 
und Länder oder jene des Orientes. Rein ethnographischen Charakters 
ist noch eine vierte Gruppe vorhanden, die Bekleidung wilder Völker- 
schaften, welche auf erster Stufe oder noch außerhalb des Ganges der 
allgemeinen Culturgeschichte stehen. 
Wir haben also, im Großen und Ganzen betrachtet, vier Haupt- 
gruppen in unserer Ausstellung, eine historische Gruppe, deren Gegen- 
stände der Vergangenheit angehören, zum Zweiten die Volkstrachten, 
welche Gegenwärtiges und Vergangenes vereinen, sodann zwei Gruppen 
der Gegenwart, die nationalen Trachten und die ethnographische Gruppe, 
die Trachten barbarischer oder halbbarbarischer Völkerschaften. 
Wenn auch keine dieser Gruppen irgendwie auf Vollständigkeit 
Anspruch macht - sie sollte und konnte es ja auch gar nicht - so 
sind doch die Gegenstände in reicher Fülle gekommen, zahlreicher als 
wir angemessen unterbringen und aufstellen konnten. Wie ein Strom 
Hessen uns die Gegenstände zu, nachdem einmal die Quellen eröffnet 
waren, und es ist nur eine Pflicht der Dankbarkeit, Diejenigen an dieser 
Stelle zu nennen , welche vorzugsweise zum Gelingen dieser Ausstellung 
beigetragen haben. Da sei zuerstdes Fürsten Nicolaus Eszterhazy gedacht, 
welcher die in der Schatzkammer des Schlosses Forchtenstein aufbewahrten 
historisch wie künstlerisch interessanten Costüme zur Verfügung stellte, 
desgleichen des Fürsten Schwarzenberg, dem wir eine größere Anzahl 
4.
	        
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