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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 6)

wollen. Dem widerspricht schon einmal die auf die Betrachtung von zwei 
entgegengesetzten Seiten her angelegte Musterung. Dann zeigen per- 
sische Miniaturhandschriften fast auf jedem Bodenteppich, auf dem sich 
die dargestellten figürlichen Scenen abspielen, Blumen in Gold ausgeführt. 
Dadurch erklärt sich auch die durchgängige starke Abnutzung des Metalls 
an den erhaltenen Originalen dieser Gattung. Uebrigens wurden vor dem 
Betreten des Teppichs in der Regel die Schuhe abgestreift, was gleich- 
falls die persischen Miniaturmaler mit frappanter Gewissenhaftigkeit be- 
rücksichtigt haben. 
Auf's Engste verwandt mit der besprochenen Gruppe, aber ohne Ver- 
wendung von Gold und Silber, ist eine Anzahl von Teppichen, die sich 
durch dasselbe unvergleichliche Vließ und den Reichthum der ornamen- 
talen Composition auszeichnen: so ein Stück mit Bäumen und Kranichen, 
in der Bordüre Leoparden (Handelsmuseum), in Wolle geknüpft, ferner 
ein von W. Bode kürzlich in Mailand erworbener Seidenteppich mit den 
herkömmlichen Thierkampfgruppen, endlich Stücke vom Allerhöchsten 
Hof, C. v. Frey in Salzburg u. A. 
Sehr verschieden von diesem echt orientalischen und zwar aller 
Wahrscheinlichkeit nach aus den persischen Staatsmanufacturen hervor- 
gegangenen Genre ist dasjenige der sogenannten Polenteppiche. 
Technisch stehen sie zwar den ersteren im Grunde sehr nahe: Knüpfung 
in der Seide, Wirkerei in Gold und Silber. Aber die Wirkerei ist in 
diesem Falle keine so sorgfältige, der Einschlag läuft atlasförmig über 
je mehrere Kettfäden hinweg, und dies ist auch die Ursache, weshalb 
sich im Laufe der Zeit in Folge der Abnützung nicht blos das Metall 
von den Fäden abgerieben hat, sondern auch diese letzteren selbst viel- 
fach schüttet geworden sind. Stücke von tadelloser Erhaltung, wie eines 
aus dem Besitze des Fürsten Johann Liechtenstein, zählen zu den größten 
Seltenheiten. Schon dieser Umstand erweckt Bedenken, wenn man sich 
die traditionelle Sorgfalt vergegenwärtigt, die der Orientale bis auf unser 
Jahrhundert auf alles von seiner Hand hervorgebrachte Kunstwerk zu 
verwenden pilegte. Nachweislich wusste er es besser zu machen; warum 
hat er es in diesem Falle nicht gethan? Auch die künstlerische Be- 
schaffenheit dieser Teppiche zeigt mehr oder minder auffällige Besonder- 
heiten. Einmal in der Zeichnung, die zwar immer wieder die als persisch 
angesehenen Ranken mit Palmetten und Rosetten zur Darstellung bringt, 
aber vielfach in einer eigenthümlichen Stilisirung, die von der bis in die 
heutigen persischen Teppiche vererbten mehr oder minder abweicht. Und 
auch der farbige Gesammteifect ist ein befremdender: vorherrschend ist 
ein lichtes Grün, daneben Blau, Lachsgelb und helles Roth; dagegen 
kommt ein kräftiger Ton nur ausnahmsweise vor. All' dies zusammen- 
genommen wird man es begreiflich finden, dass man bisher diese Gattung 
von Teppichen ziemlich allgemein auf polnischen Ursprung, und zwar 
auf einen Slucker Fabrikanten des vorigen Jahrhunderts, Namens Mazarski,
	        
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