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fullscreen: Michael Thonet - ein Gedenkblatt

Sir William Armstrong, den Erfinder der Armstrongkanone, 
welcher die Erfindung ganz neu fand und deren Einführung 
bei der englischen Armee befürwortete. Das Specialcomite des 
Woolwicharsenals erklärte die Sache für neu und empfehlens- 
werth und es solle nur noch der Ausspruch des Selected- 
comites entscheidend sein. Dessen Bescheid lautete jedoch: 
»Nachdem in der Versammlung des Selectedcomites die Con- 
struction Ihres Rades geprüft worden ist, erklärte General 
Napier, dass — soviel er sich erinnern könne — er solche 
Räder schon vor längerer Zeit bei der Armee der ehemaligen 
East-Indiacompagnie in Verwendung gesehen zu haben 
erlaube, und dass in Folge dieser Aussage uns erklärt wird, 
dass es der englischen Armeeverwaltung freistehe, solche 
Räder bei der Armee einzuführen, wann immer es ihr ange 
zeigt erscheine.« Damit war die Sache für England abgethan. 
Auch in Frankreich interessirte man sich sehr für 
diese Radconstruction. Als dem Prinzen Louis Napoleon 
ein solches Rad gezeigt wurde, fuhr er selbst mit Franz 
Thonet zum Kaiser Napoleon III., der, nachdem er die 
Construction genauer betrachtet hatte, den Obersten Fave 
auffordern Hess — Prinz Napoleon fuhr selbst mit Franz 
Thonet zum Obersten Fave — das Rad zu studiren und 
ihm binnen einer Woche Bericht zu erstatten. Nachdem der 
Bericht des Obersten Fave sehr günstig ausfiel, sprach sich 
der Kaiser dahin aus, dass, sobald die Contracte der 
Lieferanten für die Erzeugung der alten Räder zu Ende 
gino-en, die Thonet’schen Räder bei der französischen Armee 
eingeführt werden sollten. Dazu kam es jedoch nicht! 
Einp-eführt wurden die Thonet’schen Kanonenräder 
o 
freilich in verschiedenen Staaten — in Oesterreich und Preussen, 
in England und Schweden — aber einen materiellen Erfolg 
hat die Firma Gebrüder Thonet damit nicht errungen, ja 
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nicht einmal einen Dank oder irgend eine Anerkennung ö O dafür geerntet! Aber die Thonet'schen Räder rollen weiter! * * * Im Jahre 1860 hat die Fabrik Koritschan den ersten Schaukelfauteuil aus gebogenem Holze construirt, und zwar jene Type, welche noch heute als Schaukelfauteuil Nr. 1 des d honet sehen Möbelalbums (siehe nebenstehende Ab bildung) verzeichnet ist. Bis dahin kannte man, namentlich im Inlande, blos eiserne cre- polsterte Schaukelfauteuils, welche ihrer Schwere und des hohen Preises wegen nur sehr geringe Verbreitung hatten. Auch in den ersten Jahren der Einführung der gebogenen Schaukelfauteuils war der Absatz ein sehr geringer, weil für dieses bisher fast unbekannte Schaukelfauteuil Nr. 1. Möbelstück noch kein Be dürfnis vorhanden war. Heute kann wohl, namentlich mit Rücksicht auf den bedeutenden überseeischen Export, die Gesammtproduction sämmtlicher österreichisch - ungarischer Fabriken von Möbeln aus gebogenem Holze auf etwa jähr lich 100.000 Stück Schaukelfauteuils in den verschiedensten Grössen und Formen geschätzt werden. Das gebogene Holz als Material hat damit ein beliebtes, heute fast unentbehrlich erscheinendes Hausmöbel geschaffen, das ohne die Erfinduno- der gebogenen Möbel heute, zumindest als Consumartikel, wahrscheinlich gar nicht existiren würde, weil sich Schaukel fauteuils in dieser Vollkommenheit und zu so billigen 35 3*
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