Sir William Armstrong, den Erfinder der Armstrongkanone,
welcher die Erfindung ganz neu fand und deren Einführung
bei der englischen Armee befürwortete. Das Specialcomite des
Woolwicharsenals erklärte die Sache für neu und empfehlens-
werth und es solle nur noch der Ausspruch des Selected-
comites entscheidend sein. Dessen Bescheid lautete jedoch:
»Nachdem in der Versammlung des Selectedcomites die Con-
struction Ihres Rades geprüft worden ist, erklärte General
Napier, dass — soviel er sich erinnern könne — er solche
Räder schon vor längerer Zeit bei der Armee der ehemaligen
East-Indiacompagnie in Verwendung gesehen zu haben
erlaube, und dass in Folge dieser Aussage uns erklärt wird,
dass es der englischen Armeeverwaltung freistehe, solche
Räder bei der Armee einzuführen, wann immer es ihr ange
zeigt erscheine.« Damit war die Sache für England abgethan.
Auch in Frankreich interessirte man sich sehr für
diese Radconstruction. Als dem Prinzen Louis Napoleon
ein solches Rad gezeigt wurde, fuhr er selbst mit Franz
Thonet zum Kaiser Napoleon III., der, nachdem er die
Construction genauer betrachtet hatte, den Obersten Fave
auffordern Hess — Prinz Napoleon fuhr selbst mit Franz
Thonet zum Obersten Fave — das Rad zu studiren und
ihm binnen einer Woche Bericht zu erstatten. Nachdem der
Bericht des Obersten Fave sehr günstig ausfiel, sprach sich
der Kaiser dahin aus, dass, sobald die Contracte der
Lieferanten für die Erzeugung der alten Räder zu Ende
gino-en, die Thonet’schen Räder bei der französischen Armee
eingeführt werden sollten. Dazu kam es jedoch nicht!
Einp-eführt wurden die Thonet’schen Kanonenräder
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freilich in verschiedenen Staaten — in Oesterreich und Preussen,
in England und Schweden — aber einen materiellen Erfolg
hat die Firma Gebrüder Thonet damit nicht errungen, ja
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nicht einmal einen Dank oder irgend eine Anerkennung
ö O
dafür geerntet! Aber die Thonet'schen Räder rollen weiter!
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Im Jahre 1860 hat die Fabrik Koritschan den ersten
Schaukelfauteuil aus gebogenem Holze construirt, und zwar
jene Type, welche noch heute als Schaukelfauteuil Nr. 1
des d honet sehen Möbelalbums (siehe nebenstehende Ab
bildung) verzeichnet ist. Bis dahin kannte man, namentlich
im Inlande, blos eiserne cre-
polsterte Schaukelfauteuils,
welche ihrer Schwere und
des hohen Preises wegen nur
sehr geringe Verbreitung
hatten. Auch in den ersten
Jahren der Einführung der
gebogenen Schaukelfauteuils
war der Absatz ein sehr
geringer, weil für dieses
bisher fast unbekannte
Schaukelfauteuil Nr. 1.
Möbelstück noch kein Be
dürfnis vorhanden war. Heute kann wohl, namentlich mit
Rücksicht auf den bedeutenden überseeischen Export, die
Gesammtproduction sämmtlicher österreichisch - ungarischer
Fabriken von Möbeln aus gebogenem Holze auf etwa jähr
lich 100.000 Stück Schaukelfauteuils in den verschiedensten
Grössen und Formen geschätzt werden. Das gebogene Holz
als Material hat damit ein beliebtes, heute fast unentbehrlich
erscheinendes Hausmöbel geschaffen, das ohne die Erfinduno-
der gebogenen Möbel heute, zumindest als Consumartikel,
wahrscheinlich gar nicht existiren würde, weil sich Schaukel
fauteuils in dieser Vollkommenheit und zu so billigen
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