an die schöpferische Arbeit als an das Resultat. Immer
auf der Suche nach dem Absoluten. Es ist der einzige
Weg, um zu Gott emporzusteigen, indem man es macht
wie unser himmlischer Meister: gestaltenuf", schrieb
er an Schuffenecker, und ein andermal den programma-
tischen Satz: „Kunst ist Abstraktion!"
Den Impressionisten warf er vor, daß sie im Rahmen des
„Naturwahrscheinlichen" blieben, daß sie beim Auge
suchten und daher in wissenschaftliche Begründung ver-
fielen, statt im geheimnisvollen Seelengrund zu suchen.
Die sogenannte verfeinerte Kunst (des Impressionismus)
gehe aus den Sinnesempfindungen hervor und diene der
Natur, während die primitive Kunst aus dem Geist her-
vorgehe und die Natur benütze. Daher gebe es für ihn_
nur eine Rückkehr zum Prinzip, weiter zurück als zu
den Pferden des Parthenon, bis zum Dada der Kindheit,
dem guten Holzpferd.
Auf der Suche nach dem Ursprünglichen in der Kunst
kam Paul Gauguin zur Kenntnis der ägyptischen Ma-
lerei, lernte Abbildungen indischer Fresken und Reliefs
kennen, begeisterte sich an den japanischen Farbholz-
schnitten und träumte von einer einfachen und wilden
Landschaft mit primitiver Bevölkerung, unter der er „als
Wilder unter Wilden" leben möchte.
Eine erste Station zu diesem Ideal erlebte Gauguin in der
Bretagne. Nachdem er sich von seiner Familie getrennt
und einen Winter lang versucht hatte, sich und seinen
ältesten Sohn in Paris - auch als Plakatkleber - durch-
zubringen, kam er nach Pont Aven, einem kleinen
Fischerdorf, das unter den Malern eine gewisse Berühmt-
heit als billige Künstlerkolonie erlangt hatte. Hier fand
er einen Kreis Gleichgestimmter und mit einem von
ihnen, Pierre Lava], unternahm er 1887 einen noch wei-
teren Vorstoß „zu den Wilden". Gauguin fuhr nach
Panama, arbeitete einige Wochen am Kanalbau und fand
schließlich auf La Martinique ein Restchen des Para-
dieses, das cr sich erhofft hatte. Aber Krankheit und
Geldnot zwangen ihn bald wieder nach Frankreich zu-
rückzukehren.
Die Eindrücke aus den Tropen mit ihren starken Far-
ben, die harte Landschaft der Bretagne und ihre religiöse,
primitive Bevölkerung, die Gespräche mit Kollegen, vor
allem mit den Symbolisten, deren Wortführer der Schrift-
steller Aurier und Emile Bernard waren, bestärkten
Gauguin in seiner Auffassung und so entstanden Bilder
wie etwa „Bonjour Monsieur Gauguin", in denen eine
weitgehende Synthese von Inhalt und Form die Gedan-
ken und Stimmungen durch Linien und Farben aus-
drücken. Immer mehr komponierte er seine Bilder aus
einer Summe von Einzeleindrüeken, betonte er Flächen
und Konturen und erreichte so ein - für die damalige
Vorstellung zumindest - Maximum an Abstraktion. Er
suchte seine Vorstellung von der Malerei durchzusetzen,
ihr Anerkennung zu verschaffen, und der menschlich
so unglückselig endende Aufenthalt bei Vincent van
Gogh in Arles war voll theoretischer Überlegungen und
wechselseitiger Anregung. Die südfranzösischen Land-
schaften Gauguins sind heller in den Farben und von
einer ungewohnten Heftigkeit im Pinselduktus, während
Vincent begann, aus dem Kopf zu malen.
Größeren Einfluß aber hatte Gauguin bei den Nabis in
der Bretagne und _ willentlich oder nicht - ist er das
Haupt der „Schule von Pont Aven" geworden und nach
seinem Diktat malte Maurice Denis das erste - wenn
man so will - „abstrakte" Bild. Sein Suchen nach der
„großen Einfachheit der Form" und der Magie der Farbe
hat in diesen fruchtbaren jahren eine erste Erfüllung
gefunden. Die großen Erfolge aber, die er sich erhoffte
auch von einer Reihe von Druckgraphiken, in denen er
seine Bildideen noch weiter vereinfacht hatte -, blieben
zunächst aus. Immer wieder sprach er von den Tropen.
wo er neue Eindrücke sammeln und außerdem billiger
leben könnte. Er erlangte eine Empfehlung des Kultus-
ministeriums an die tahitischen Behörden und ein be-
achtlicher Versteigerungserfolg gab ihm die Mittel zur
Fahrt in die Südsee. Die Hauptstadt Papetee mit ihrem
europäisierten Hafengetriebe verließ Gauguin bald und
siedelte sich unter den Eingeborenen an. Überwältigt von
der starken Licht- und Farbenwelt der Südsee, begann
er zögernd mit Studien, suchte die Geisteswelt der Ka-
naken zu ergründen, beschäftigte sich mit ihrer Reli-
gion - sein Buch „Noa Noa" gibt Zeugnis davon -,
und schließlich malte er jene Bilder, die mit seinem
Namen allgemein verbunden werden. Großflächig, stark-
farbig. weitgehend auf die Binnenmodellierung verzieh-
tend, sind diese Darstellungen des tahitischen Alltags
mit sn viel hintergründigen Stimmungen auch in den
kleineren Formaten monumentale Zeugnisse einer stren-