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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 86)

winder des Expressionismus und gilt als Haupt- 
vertreter der ..Neuen Sachlichkeit" in der Malerei. 
Und Franz Wiegele schließlich, Ende 1916 im 
Austauschweg aus französischer Kriegsgefangen- 
schaft entlassen, wirkte bis 1925 in der Schweiz. 
wo er sich der Förderung durch den unlängst 
verstorbenen großen Sammler Dr. Oscar Reinhart- 
Winterthur erfreute. 
Und nun zu den Künstlern, die Österreich durch 
zeitgeschichtliche Ereignisse, zum Teil aber auch 
durch freiwillige Abwanderung für immer an die 
Welt verlor: Sebastian lsepp mußte Österreich 1938 
verlassen und wirkte bis zu seinem Tode 1954 als 
Gemülderestaurator an der National Gallery in 
London. Kakoschka kehrte Österreich zur Zeit 
des Stöndestaates 1934 den Rücken, lebte bis 1938 
in Prag und floh dann nach England, wo er sich 
nach bitteren Anfangsjahren endgültig zu jenem 
Wellruhmemporrang.derihm heuteallgemein und 
uneingeschränkt zuteil wird. Er, der Weltbürger 
und Österreicher, war geistiger Mittelpunkt der 
Ausstellung: sie wollte in zumindest symbolischer 
Form das Unrecht gutmachen, das ihm in seiner 
Heimat mehrfach zuteil wurde. Kokoschka ist seit 
1953 in der Schweiz ansässig, lehrte aber bis 1963 
allsommerlich an der von ihm begründeten ..Schule 
des Sehens" auf der Feste Hohensalzburg in dem 
edlen Bestreben. Glaube und Liebe zur sichtbaren 
Welt in der jungen Generation zu erhalten und 
zu wecken. 
Wilhelm Viktor Krausz, angesehener Partrülist 
der Wiener Prominenz. emigrierte 1938 in die 
Vereinigten Staaten und starb 1959 in Baden bei 
Wien während eines Kuraufenthaltes. Georg 
Merkel lebt und schafft seit 1938 in Frankreich: 
Oppenheimer mußte 1939 Berlin verlassen und 
nach New York auswandern. Edmund Pick' 
Morino kehrte 1938 in sein Geburtsland Ungarn 
zurück. um letzte Lebenslage in Belgien zu ver- 
bringen, wo er 1958 starb. Wilhelm Thöny zog 
1931 nach Frankreich. ging 1938 nach New York 
und mußte knapp vor seinem Tod den Untergang 
eines Großteils seines Lebenswerkes bei einem 
Logerhausbrand erleben. Viktor Tischler schließ- 
lich, der letzte in unserer alphabetischen Liste, 
weilte während des zweiten Weltkrieges in den Ver- 
einigten Staaten und verbrachte den Rest seines 
Lebens in Südfrankreich. 
Während Kunst und Künstler Österreichs mit dem, 
was wir heute als „westliche Welt" bezeichnen, 
innig verbunden waren, hat das westliche Ausland 
durch direkte Zuwanderung von Künstlern nach 
Österreich nur minimal auf das Schaffen in unserer 
Heimat eingewirkt; wohl sind Schiele und Zülow 
"reichsdeutscher" Abstammung. doch nur Matthias 
May kam unmittelbar aus Deutschland nach Linz, 
wa er eine kurzlebige. aber wichtige Malschule 
begründete. Zu den wenigen ..Zugereisten" zählt 
auch Ludwig Heinrich Jungnickel. Österreich hat 
der Welt also wesentlich mehr gegeben als es 
nahm, aufdem Gebiete der bildenden Kunstebenso 
wie auf vielen anderen Sparten des geistigen 
Schaffens. 
Aber die Künstler Österreichs orientierten sich 
nicht nur durch Studien- und Arbeitsaufenthalte 
im Ausland. sie hatten auch Gelegenheit. in der 
Heimat selbst - vorwiegend in Wien - die l 
entwicklung außerhalb der Grenzen Öster 
kennenzulernen. Die Künstlervereinigungeni 
reichs waren unbeschadet ihrer mehr oder n 
radikalen oder konservativen Gesinnung sie 
müht. den Stimmen aus dem Ausland entsprc 
des Gehörzu verschaffen, jaselbst aasalstrcdi 
iistisch und reaktionör verschriene Wiener 
lerhaus wirkte in den neunziger Jahren des V( 
Jahrhunderts wegbereilend. 
Schon bei der 3. internationalen Kunstausst 
1894 wurde der Maler Max Liebermann rr 
Großen goldenen Staatsmedaille geehrt; 18 
hielt Auguste Rodin die gleiche Auszeic 
zuerkannt. und im gleichen Jahr wurde 7 
höre und staune! 7 Claude Monet die 
Stufe dieser Medaille verliehen. 
Dem Wirken der Wiener Secession und vor 
der Tätigkeit von Carl Moll ist es ohne Zwe 
verdanken, daß zu Anfang des neuen Jahrhu 
auch staatliche Stellen der ..modernen" Kur 
damals ihr Augenmerk zuwandten. So wurd 
Claude Monets Gemälde "Der Koch" vo 
eben gegründeten Modernen Galerie cinge 
im gleichen Jahr gelangte dieses Institut i 
Besitz von van Goghs Spatwerk „Die Eber 
AuversesureOise". 1912 widmete Karl Reinir 
dem Institut ein Pastell von Degas. .,Felsenl 
1916 fanden Iwei Gemälde von Edvard l 
den Weg in die junge Sammlung. Einen 
punkt der Erwerbstätigkeit bedeutete der ß 
eines Aquarells von Cezanne. ..Stillebe 
Äpfeln", im Katastrophenjahr 1918. Als di
	        
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