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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 91)

ll Krüge (1 -9) l 3 
stülpter Rand wurde an der Außenseite 
etwa gerade, leicht nach auswärts gelehnt 
abgeschnitten und an seiner Unterseite 
geringfügig gekehlt; völlige Entsprechun- 
gen kann man bei den Randscherben der 
ältesten Funde der Grabung „Am Hof" 
in Wien, die vor 1200 schichtdatiert sind, 
finden. Bei unserem Gefäß zieht sich mitten 
um die Schulter ein schmales Band, in 
welches eine Wellenlinie eingezeichnet ist, 
dem Boden hingegen wurde ein kleines, 
erhabenes Radkreuz aufgelegt. Ihm gegen- 
über steht das unserem Raum benachbarte 
kleine, kugelig-krugartige Henkelnäpfchen 
aus Sitzgras (Abb. U2), etwa derselben Zeit 
angehörend. Seine typenmäßige Verwandt- 
schaft mit dem vorigen Stück ist deutlich. 
Wieder handelt es sich um eine ausge- 
sprochen kugelige Formung. Hier tritt dem 
Beschauer erstmals ein bandartiger Henkel 
entgegen, der sich vom steil aufgerich- 
teten, nur wenig hinausgelehnten und un- 
verdickten Rand ohrenförmig bis zur 
weitesten Bauchung hinabzieht. Gegen- 
ständig ist als frühe Verfeinerung einer 
AusgußöHnung die kurze Tülle, welche 
auf der oberen Schulter sitzt. Nun zum 
Material. Das erstere massive Gefäß ist von 
einer gröberen, steinchenhältigen Kon- 
sistenz. Sein Tonkern enthält eine starke 
Graphitbeimengung. Außerdem ist das 
Stück wie fast die ganze mittelalterliche 
Keramik gut durchbrannt. Seine dunkel- 
graue bis bräunliche Färbung Findet immer 
wieder bis in die frühe Neuzeit Nach- 
ahmung. Hellgelb ist hingegen das zweite 
kleine Gefäß. 
Das darauffolgende 13. Jahrhundert ist 
schon durch eine höhere Anzahl von topf- 
artiger Grautonware ähnlicher Formgebung 
charakterisiert, nur gegen das Ende dieses 
Zeitraumes hin scheinen diese, unbestätig- 
ten Nachrichten zufolge, bis jetzt mehr 
kugelbauchigen Ausformungen gelegent- 
lich stärker gestreckt zu werden und Ähn- 
lichkeit mit den späterhin häufiger auf- 
tretenden krug- und Haschenartigen Formen 
anzunehmen. Mitunter scheint jetzt der 
Rand auch schon stärker unterkehlt, wie 
uns ein Wiener Randprofil zeigt; mög- 
licherweise ist dieses Stück wegen seiner 
Töpfermarke, einem Kreuz über einem 
waagrechten Balken und drei Punkten - 
alles negativ eingepreßt - wohl auch 
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jünger zu stellen. Hin und wieder treten 
schon dazugehörige Tondeckel auf, ver- 
mutlich sind sie, wie beispielsweise ein 
Wiener Stück vom Hof, Hach und mit 
einem Knauf versehen. Wohl zufällig haben 
sich jetzt als ausgesprochene Sonderformen 
zwei tönerne, oben mit einem Schlitz 
versehene Sparkassen erhalten. Beide ent- 
stammen der ersten Hälfte des 13. jahr- 
hunderts. Die ältere aus Pernhofen (Ab- 
bildung IIIfI) hat eine kugelige Form, die 
sich nach unten verengt, die andere aus 
St. Pölten ist breitbodiger, im Oberteil 
stärker verHacht und endet in einem 
Knöpfchen. Besonders die erstere ist ein 
ausgesprochen wichtiges Stück. Sie gibt 
uns nämlich den ersten Beleg einer auf- 
gegossenen, braunen Glasur. Nun aber ist 
der Brand des Kernes nicht grau, sondern 
ziegelrötlich, das zweite, das St. Pöltener 
Stück (Abb. IIIIZ), ist auch lichter hell- 
grau bis ocker gefärbt. Vom Dekor kann 
nicht viel berichtet werden. Seichte, feine 
Furchen, wie bei der Sparkasse von 
St. Pölten, scheinen mehr durch den 
Formungsvorgang bewirkt als bewußt ge- 
staltet. Absichtliche Furchungen sind, wie 
sich beim Münztopf von Schwarzenau 
vermuten läßt, manchmal vielleicht neben 
schrägen als Verzierung angebracht wor- 
den. 
Im 14. jahrhundert scheinen topfartige 
Gefäße weiterhin vorzuherrschen, aller- 
dings vorerst ohne Henkel. Die beiden 
erhaltenen, dunkelgrauen Töpfe, der eine 
aus Großeibenstein, um 1305 (Abb. U3), 
und der andere aus Sparbach, um 1390 
(Abb. I[4), beweisen ein weiteres Domi- 
nieren der stärkeren Bauchung und ge- 
drungenen, niedrigen Gefäßform, die nur 
in ihrem Unterteil wenig weiter als früher 
ausgezogen ist. Dadurch ergibt sich zu- 
mindest der Anhaltspunkt füt eine neue 
Form, die für die Zukunft bei den topf- 
attigen Gefäßen maßgeblich werden wird; 
auch das kleine, ziegelrötlich gebrannte 
Tüllengefäß, das sich im Depntfund von 
Mitterndorf fand, gehört hieher; es sei 
aber hiebei ausdrücklich betont, daß die 
beiden erwähnten Sparkassen, besonders 
jene von Pernhofen, schon im Jahrhundert 
vorher dieses Charakteristikum aufwiesen. 
Die Schulter dieser beiden mittelgroßen 
Topfformen, welche über jener höher ge- 

	        
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