Oskar Mqfullu
KARL KREUTZBERGER
1 Karl Krevizberger. Gruppe, 1962. Miychlechnik,
45 x 65 cm
2 Karl Kreutxberger. Figuralion. 1962. Mischlechnik.
60 x 72 cm
3 Karl Kremzberger, Geologisches, 196ZI63. Misch-
lechnik auf Holzfaser, 60x75 cm
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Diese Zeilen, zum fünfzigsten Geburtstage von
Karl Kreutzberger geschrieben. hätten. gewisse
Umstände vorausgesetzt, auch in einer Zeitschrift
für Musik erscheinen können und nicht in einer,
die von der bildenden Kunst redet. denn für
Kreutzberger gab es im Leben einen Punkt, wo
es für ihn hieß, zwischen den beiden Künsten zu
entscheiden. Und er. der für die Musik eine uner-
hörte Begabung rnitbrachte, entschied sich für die
bildende Kunst, für die er nicht weniger begabt
war, ln den Reihen der bildenden Künstler vertritt
er die ungleich seltenere Doppelbegabung von
Musik und Malerei. gegenüber der viel höuügeren
von Dichtung und bildender Kunst.
Karl Kreutzberger ist am 25. Februar 1916 in
Wien geboren. doch laufen die Linien seiner
elterlichen und großelterlichen Herkünfte in das
niederösterreichische Weinviertel, zu jener Land-
schaft hin, wo dieses am Wagram zum Marchfeld
abbricht. Jugenderinnerungen an Monate in den
herbstlich vollen Gärten. an romantisches Hügelauf
und Hügelab, an sommerliche Nächte mit vom Win-
de vertragener Dorfmusik bewegen ihn heftig, und
als Akademiker und dann als fertiger Künstler
gehen seine Wege immer wieder in diese Welt der
Herkünfte zurück und Hnden einen Niederschlag
in seinem Werk.
Nach dem Besuch der Mittelschule kommt für ihn
jene Entscheidung heran. die ihn zur bildenden
Kunst führen sollte - ungeachtet der Wünsche
und Vorstellungen seines Musiklehrers Professor
Dr. Hans Weber e. er tritt in die Akademie der
bildenden Künste in Wien ein und kommt. was
Kreutzberger für den weiteren Lebensweg prägen
sollte. in die Malklasse von Professor Herbert
Boeckl. Im Rahmen der damaligen akademischen
Lehrer, von denen Ferdinand Andri noch die
frühen Wege der Secession geleitet hatte. Carl
Fahringer einen malerischen Impressionismus ver-
tritt und Karl Sterrereinen heroischen Monumental-
stil förderte. ist Herbert Baeckl der modernste und
zeitnahe Lehrer des Hauses. Vor allem aber zieht
seine bahnbrechende Art und das Gewicht seiner
Persönlichkeit die jungen Wegsucher an. Es ist
eine kleine Schar, und nicht nur die Auslese von
seiten des Lehrers, auch die Höhe der Anforde-
rungen an die Leistungen der Schüler. umzirken
diese auf einen sehr kleinen Kreis. Alle aber.
die sich der harten Zucht unterworfen. haben ein
Profil gewonnen und stehen heute in der vorder-
sten Front der Künstler der Gegenwart. Stellte
der Meister an sich selber hohe Ansprüche. so
mußte seine Persönlichkeit noch mehr die werden-
den Künstler formen. Das hieß unerbittliche Arbeit
an sich selber und jene Möglichkeit, schon als
Akademiker mit seinen Arbeiten vor die Öffent-
lichkeit zu treten. wie es heute üblich ist. war
auf Grund der alt herben Kritik des Lehrers
unmöglich.
Für Kreutzberger beginnt der Weg als freischaf-
fender Maler eigentlich erst nach 1945. Die wenigen
Monate zwischen Erlangung des Abschlußdiplams
und der Einziehung zum Militär sind von Umbruch
und Krieg überschattet. Wir sehen ihn nun als
Soldaten an den Fronten und abgezogen von der
Welt des Malers. Die langen Jahre. seine Aus-
gesetztheit in einer Masse. in der sich Kreutzberger
vereinzelt fühlt. sind für ihn Jahre des mensch-
lichen und geistigen Reifens. Wenn auch wenig
gezeichnet werden kann. wächst er innerlich
weiter. Viel häufiger muß das Wort an die Stelle
der Form treten. und seine Briefe sind voll nach-
denklicher Reflexionen über das Wesen des
schöpferischen Menschen. ln wenigen Strophen
wird vom Ethos des Künstlers geredet, aber
immer kreisten die Worte um das eigene Werk.
das aufgeslaul sich zu äußern verlangt.
Nach Kriegsende kehrt er in das zerstörte Wien
heim. wohl in eine Welt wirtschaftlicher und
menschlicher Bedrüngnisse. Aber nun kann. neben
der Ausübung des Berufes als Lehrer an der