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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 107)

Alois Vogel 
DAS KULTURINSTITUT IN 
ROM UND DIE 
BILDENDE KUNST 
ANMERKUNGEN 1-7 
4 
H. Sedlmayr, 
S BH. _ 
Z ert nach Walter Zettl, Rom und Osterreichs Künstler, 
gt. gstarreichisches Kulturinstitut in Rom, Rom 1961, 
.1 . 
W. Zettl, a. a. O. 
0. Gral, Die vergessene Wagnsrschule, Wien 1969, S. 15. 
H. Kramer, Das Osterreichische Historische Institut in 
Rom 1881-1931, Rom 1932, 5.25, 
G. Hohenwart, Der Aufbau der Kulturinstitute, in: Öster- 
rstaighische Kulturinstitute im Ausland. Wien o. J. (1965), 
Bei der Aufstellung dieser und der folgenden Listen wurde 
der Verfasser von dem Bibliothekar des Kulturinstitutes 
Rom, Herrn Josef WawmSCh, liablnswürdignrweise weit- 
gehendst unterstützt, wofür an dieser Stelle besonders 
gedankt sei. 
Bernhard Fischer von Erlach, Wien 1955, 
Die Beziehungen der österreichischen Künstler 
zu Rom sind mannigfach und gehen zeitlich 
weit zurück. Schon 1670-1685? arbeitete Bern- 
hard Fischer von Erlach in dem Kreis um Lorenzo 
Bernini. Die Spuren dieses Aufenthaltes sind 
am deutlichsten bei der Wiener Karlskirche, 
einem seiner wichtigsten Werke, festzustellen. 
1755 wurde Raphael Mengs mit dem ersten 
Preis für Historienmalerei von der Wiener Aka- 
demie ausgezeichnet und begab sich zu einem 
Studienaufenthalt in die Ewige Stadt. Ab 1772 
wird ein eigenes Romreisestipendium, an öster- 
reichische Künstler verliehen. 1788 tritt eine sehr 
wesentliche und bis heute weiterwirkende 
Regelung, die den Aufenthalt der Künstler be- 
trifft, in Kraft: „Fürst Kaunitz gibt als Kurator 
der Wiener Akademie an den Praeses dieser 
Anstalt am 30. August 1788 einen Erlaß, in dem 
es heißt: Drittens werde Ich bey Sr. Majestät 
einleiten, daß derjenige, dessen Geschicklichkeit 
in der Maler- oder Bildhauerkunst einen höheren 
Grad erreicht haben wird, zu seiner Vervoll- 
kommnung nach Rom mit einer gnädigsten 
Pension auf ein Paar Jahre geschickt wird.' 
Dieser Antrag erhielt auch die kaiserliche Sank- 
tion. Die Höhe des Stipendiums wurde damals 
mit 600 fl. pro Jahr festgelegt. Die Unterbringung 
der Künstler-Stipendisten erfolgte im Palazzo 
Venezia, dem seinerzeitigen Sitz der kaiserlichen 
Botschaft in Rom". 
Auf Grund dieser Stipendien kamen im Laufe 
der Jahre eine große Anzahl später sehr 
bekannt gewordener Künstler in die Stadt. Es 
wären unter anderem Peter Nobile, Thomas und 
Johann Ender, Eduard van der Nüll, August von 
Siccardsburg, Heinrich Ferstel, Josef Olbrich, 
Josef Hoffmann, Dagobert Peche, Karl Kund- 
mann, Edmund Hellmer und Anton Hanak zu 
nennen. 
Die Unterbringung der Maler, Bildhauer und 
Architekten war aber sichtlich unzulänglich, denn 
schon 1901 entwirft Oskar Felgel, ein Otte- 
Wagner-Schüler, ein neues Stipendiatenheim', 
zu dessen Ausführung es freilich nie gekommen 
ist. 
Die schwierige politische Situation nach dem 
ersten Weltkrieg brachte natürlich noch weniger 
eine Besserung. Erst unter dem Direktor Prof. 
Dr. Ignaz Philipp Dengel gelang es 1929, 
einige Räume als „Künstlerheim" zu adaptieren. 
In der Denkschrift zum fünfzigjährigen Bestand 
des Österreichischen Historischen Institutes in 
Rom wird darüber berichtet: ,Ein gesonderter 
Teil des Institutes mit Wohnzimmer und einem 
kleinen, gut belichteten Atelier bietet Raum für 
die zwei Kunstjünger, einen Maler und einen 
Bildhauer, die alljährlich mit einem Stipendium 
der genannten Akademie nach Rorn entsendet 
werden. In diesem ,Künstlerheim', dessen Ord- 
nung durch ein eigenes Statut geregelt ist, kÖn- 
nen mit Bewilligung der obersten Unterrichts- 
behörden auch andere Kunstbeflissene Auf- 
nahme finden. Kunst und Wissenschaft stehen 
in innigen Wechselbeziehungen, ihr Zusammen- 
sein unter dem einen Dach des Österreichischen 
Institutes auf dem unvergleichlichen Boden der 
Ewigen Roma hat sich bisher trefflich bewährt. 
Für seine Verdienste um die mühevolle Schaffung 
des römischen ,Künstlerheimes' wurde Professor 
Dengel miteinstimmigem Beschluß des akademi- 
schen Professoren-Kollegiums vom 24. Juni 
1932 zum ,Ehrenmitglied' der Akademie der 
bildenden Künste erwählt." 
Schon aus dieser Formulierung ist ersichtlich. 
daß es der bildenden Kunst Österreichs, trotz 
ihrer schon in die Barockzeit reichenden Kon- 
takte, nicht gelungen war, eine eigene starke 
Interessensvertretung in Rom zu etablieren. Das 
Institut in Rom war, wie schon der vorhin- 
genannte Name bezeugt, ein historisches. Es 
wurde 1881, als Papst Leo XIII. das Vatikanische 
Archiv der Öffentlichkeit zugänglich machte, auf 
Initiative des Vorstandes des Wiener Institutes für 
österreichische Geschichtsforschung, Dr. Theodor 
von Sickl, gegründet, und das Schwergewicht 
seines Arbeitsgebietes ist auf Grund der unermeß- 
lichen Reichtümer an historischen Dokumenten, 
diesich im Vatikan befinden,zu Recht auf diesem 
Gebiete gelagert. Um so erfreulicher ist es, daß 
wir eine ständige, intensiver werdende Betreu- 
ung der bildenden Künstler feststellen können. 
..Ohne der Fortführung der international hoch 
eingeschätzten wissenschaftlichen Arbeit Ab- 
bruch zu tun, wurde dieses Institut 1936 zu 
einem Kulturinstitut allgemeiner Aufgabenstel- 
lung erweitert und nach Überwindung zahl- 
reicher Schwierigkeiten der 0kkupations-, 
Kriegs- und Nachkriegszeit 1949 wieder er- 
richtetM. 
In dem von Prof. Karl Holey in den Jahren 
1936137 neu errichteten Haus in der unmittel- 
baren Nähe der Villa Giulia wurde bald nach der 
Wiedereröffnung mit einer sehr repräsentativen 
Skulpturenausstellung mit Werken von Avra- 
midis, Hoflehner, Knesl und anderen im Ok- 
tober 1955 eine Initiative ergriffen, die sich bis 
heute segensreich und - wie wir noch zeigen 
werden - im gesteigerten Ausmaß fortgesetzt 
hat. 
Der genannten Ausstellung im eigenen Haus war 
aber bereits 1954 die Vermittlung einer Präsen- 
tation der Vereinigungen "Künstlerhaus", .,l(reis" 
und ,.Hagenbund" in Triest, Genua und Turin 
und im Jänner 1955 eine große Schau öster- 
reichischer Graphik in der Galleria d'Arte Mo- 
derna in Rom in Zusammenarbeit mit der Gra- 
phischen Sammlung Albertina vorausgegangen. 
Damit haben wir aber, neben der Beherbergung 
der Kunststipendiaten, auch schon die zwei 
wesentlichen Möglichkeiten des Institutes, bil- 
dende Kunst zu fördern, aufgezeigt. Die eine ist 
die Ausstellung im eigenen Haus, die andere die 
Vermittlung guter Galerien. Eine Kontaktauf- 
nahme zu Händlern, Kollegen und zur Presse ist 
bei beiden gegeben. Die Aufstellung im Institut 
erfolgte ursprünglich in der Empfangshalle und 
in der Bibliothek. Die Plastiken wurden auch in 
dem schönen Garten des Hauses placiert, wo 
sie bestens zur Geltung kamen. 
In diesem Rahmen wurden folgende Ausstellun- 
gen durchgeführt (siehe I): 
Wenn wir diese Liste kurz überblicken, wird uns 
sogleich auffallen, daß ab 1962 die Ausstellungs- 
tätigkeit im Institut wesentlich intensiver wurde. 
Das ist sicher kein Zufall. 1960 wurde der 
frühere Generalsekretär des Wiener Künstler- 
hauses, Dr. Walter Zettl, als künstlerischer Berater 
an das Institut nach Rom berufen, und durch 
ihn wurden neue Möglichkeiten der Förderung 
österreichischer Kunst erschlossen. Infolge seiner 
ausgezeichneten Sprachkenntnisse und seines 
persönlichen Engagements für die Sache, die 
ihm mehr als Beruf ist, gelang es ihm, vor 
allem durch persönliche Kontakte mit den ita- 
lienischen Künstlern und Galerieleitern, eine 
Vielzahl von Ausstellungen in römischen Gale- 
rien zu vermitteln. Das scheint uns von beson- 
derer Bedeutung, die sich in Zukunft noch er- 
höhen wird. In den letzten Jahren hat sich näm- 
lich im italienischen Raum eine gewisse Um- 
schichtung im Galeriewesen vollzogen. Waren, 
noch aus der Tradition der Jahre vor und 
nach dem ersten Weltkrieg, der heroischen Zeit 
des Futurismus, und natürlich auch wegen der 
stärkeren Industrialisierung des Nordens, die 
Galerien in Mailandund Turin wesentliche Treff- 
punkte und Umschlagplätze der Kunst, so be- 
ginnen nun jene der Hauptstadt immer mehr an 
Bedeutung zu gewinnen. Seit dem Jahre 1961 
wurden nun durch das Kulturinstitut folgende 
Ausstellungen vermittelt: (siehe II). 
Besonders hervorgehoben muß die Veranstal- 
tung ..Zeitgenössische Druckgraphik in Öster- 
reich" im Februar 1963 in der Calcografia 
Nazionale, der staatlichen Kupferstichsammlung 
und -werkstätte Roms, werden. Sie kam wieder 
durch eine Zusammenarbeit mit der Graphischen 
Sammlung Albertina Wien, dieses Mal mit dem 
Direktor des genannten römischen Hauses, 
DLGiIbert Ronci, zustande. Die italienische 
Presse nahm in einigen ausführlichen Bespre- 
chungen dazu Stellung. Besonders hervor- 
gehoben wurden die Arbeiten von Theo Braun, 
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