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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 113)

 
  
_ . tgeilhansfenster 
um Stoclet, oant-imm mit Brunnen 
t und formalisiert ist: wie bei der Fassaden- 
iltung am Außenbau sind alle Flächen mit 
ilen eingerahmt, und wie am Außenbau 
ehen dadurch verschiedene atektonische 
zungen. 
oßene Hauptstiege ist zugleich ein inte- 
ender Bestandteil und eine Ausweitung 
Halle (Abb. 29). Unter ihrem obersten 
i ist ein Sitzplatz (Abb. 22, 23) in der 
iition des angelsächsischen „inglenook" 
iifenem Kamin eingefügt. Über der Feuer- 
ing des Kamins beHndet sich eine Fläche, 
ius einem einzigen Stück Onyx besteht, 
von hinten durchleuchtet wird. Kein 
der, tlaß der Architekt bei einem Besuch, 
, über diese Tour de Force bemerkte: 
n sieht, daß ich jung war, wie ich das 
lcht habe, und vor nichts Angst hatte." 
Räume, die im Erdgeschoß von der Halle 
zugänglich sind, sind im Gesamtton 
.ler gehalten als der hohe Älittelraum. 
gilt vom Herrenzimmer in geschwärzter 
e ebenso wie vom hlusiksaal (Abb. 24, 
in schwarzem, auf Hochglanz poliertem 
avenere-Marmor und vom Speisesaal, den 
Mosaiken von Gustav Klimt zu einem 
berühmtesten Innenräume des Z0. jahr- 
lerts gemacht haben. 
Speisesaal (Abb. 26) ist dunkler als die 
zlhalle, denn seine einzigen Fenster be- 
n sich an einer Schmalseite, rund 14m 
der anderen Schmalseite entfernt. Zwar 
ür die Wände der gleiche honigfarbcne 
iazzo-Marmor verwendet wie in der 
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Halle, aber der Rest der Ausstattung ist dunkel 
gehalten: Portovenere-Marmor, Makasser-Holz 
und schwarzes Leder mit Goldprägung. Um 
so mehr kommen die funkelnden Mosaiken 
zur Geltung, für deren Glanz dieser Innen- 
raum wegen seiner gedämpften natürlichen 
sorgfältigst angeordneten künstlichen 
Beleuchtung einen ebenso idealen Rahmen 
bietet, wie für den Glanz von Edelmetall, 
Porzellan und Kristallglas. 
und 
Es ist auffallend, wie gut der Rest des Raums 
sich den Mosaiken gegenüber zu behaupten 
weiß. Alle seine Elemente, von den schvnarz- 
weißen Quadraten des Marmorboclcns mit 
seinem olivenfarbenen Teppich über die 
quadratischen Holztürcn der Buffets bis zur 
Reihe der Deckenluster, sind so koordiniert, 
daß sie sich gegenseitig in ihrer Wirkung er- 
höhen. Alle Oberflächen sind dermaßen auf 
Hochglanz poliert, daß sie gemeinsam mit den 
hlosaiken und Elementen aus Edelmetall im 
Schein und Widerschein der Beleuchtung 
genau jene Atmosphäre festlicher Brillanz 
schalfen, die es hier anzustreben galt. 
lm Gegensatz zur höfischcn. ja fast hierarchi- 
schen Formalität des großen Speisesaals ist 
das anschließende Frühstückszimmer (Abb. 27) 
durch eine intimere Atmosphäre der Hellig- 
keit und häuslichen Gemütlichkeit gekenn- 
zeichnet. Es hat eine kompakte, achtcckige 
Form im Grundriß und erhält reichlich Tages- 
licht. Ein heiteres Blumendekor in Weiß und 
Gelb auf schwarzem Grund bedeckt die 
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' Bilder und Rahmen sind heute "um lllült! an Ort und Stelle. 
Wände, deren oberste Teile ebenso wie die 
Einbauschränke in den Ecken und die Decke 
in reinem Weiß gehalten sind, im Kontrast 
zum tiefschwarzen runden Mitteltisch. 
Aus praktischen Erwägungen konnten nur 
einige wenige der wichtigsten Räume in etwas 
größerem Detail besprochen werden. Es gäbe 
noch viele andere, voran das große Schlaf- 
zimmer im Obergeschoß und das einmalige 
Badezimmer (Abb. 28), das nahezu 6mX6m 
groß ist, einen eigenen Balkon hat und in 
Marmor mit Älalachiteinlagen ausgestattet ist. 
Aber auch bei einer nur teilweisen und kurzen 
Besprechung dürfte das für die Innenräume 
des Palais Stoclet Xli esentliche schon zum Aus- 
druck gekommen sein: diese Räume waren 
offensichtlich als eine zusammenhängende, 
sorgfältig abgestimmte llolge von Eindrücken 
geplant, bei deren Gestaltung jedes zur Ver- 
fügung stehende Kunstmittel Anwendung 
fand: Lichtführung bei Tages- und Kunst- 
licht, Farbgebung, Textur und Oberflächen- 
gliederung, Prnportionierung und Rhythmi- 
sierung. Die erwünschte Wirkung blieb nicht 
aus: auch heute noch kann man zum Beispiel 
beobachten, wie Besucher, welche zum ersten- 
mal die große Mittclhalle betreten, ihre Stim- 
men senken, als ob das Erlebnis sie mit Ehr- 
furcht erfüllte. 
Bei eingehenderem Studium findet man, daß 
ein unglaublicher Nlüheaufwand bei der 
Durcharbeitung jedes, auch des kleinsten Ent- 
wurfsproblems erfolgte i getreu den Idealen 
Hoffmanns und der Wiener Werkstätte, wo 
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