sobald man den Bildinhalt nach dem Erinne-
rungsschatze registriert hatte. lmmer war man
tätig vor dem Bilde. Man sah die Teile: man
bewunderte sich, daß man sie zusammensetzte.
Diese rein physiologische Schöpfung auf der
Netzhaut täuschte vor, daß man produktiv sei.
Man leistete etwas, man leistete ständig etwas,
man war andauernd produktiv li".
Sicherlich war für die lmpressianisten der op-
tische Eindruck maßgeblich; das unausgesetzte
Erlebnis der Augen dominierte. Überall in Licht
und Atmosphäre sah man etwas sich regen. Es
flimmerte permanent. Das Gesehene wurde nicht
mehr eingedampft und transportiert zum altmei-
sterlichen und theatralischen Mativ, zur drama-
tischen Aussage mit mythologischem Stellen-
wert. Manet beispielsweise rückte ganz vom De-
tail ab (so auch in seiner „La Grenouillere")
und beschränkte sich - wenn man so will und
im Stile des Impressionismus aphoristisch denkt
- auf das Ganze, also auf das Bild.
Und eine Äußerung wie die Picards, daß nämlich
der Impressionismus „die Existenz des ästheti-
schen Menschen von ihrer ethischen Verantwort-
lichkeit" 1' entbürdet habe, entpuppt sich als aus-
gemachter Unsinn. Wesentlich eher lößt sich dar-
über diskutieren, ab die lmpressionisten - und
hier schiebt man aus gutem Grund gerade Ce-
zanne gewaltsam nach vorn - den Auftakt zu
einer neuen Epoche, den Aufbruch in die Malerei
der Moderne signalisierten. Oder aber ist Frie-
dells Überlegung überzeugender, der den lm-
pressionismus als „gespanntesten Ausdruck eines
großen sterbenden Weltgefühls, als letzte gigan-
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Ainimerkungen 13-15
Camille Pissarro, „La Cöte du Jallais", Pon
1867 (Ausschnitt). New York, Metropalitan
seum of Art
Camille Pissarro, Selbstporträt, 1873.
Musee du Jeu de Paume
Paul Cezanne, „La Maison du Pendu", A1
sur-Oise, 1873 (Ausschnitt). Paris, Louvre
Claude Monet, La Grenouillere, 1869.
York, Metropolitan Museum af Art
Alfred Sisley, „Le pant a Villeneuve-lr
renne", 1872 (Ausschnitt). New York, Metrr
tan Museum of Art
Claude Monet, „Terrasse a Saint-Adre
1866f67 (Ausschnitt). New York, Metrapr
Museum af Art -
Claude Monet, „La Grenouillere", 1869
schnitt), New York, Metrapolitan Museum c
l" M. Ficard, a. a. 0., S. 21.
1' Ebd., S. 63.
" Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit, Bc
S. 396, München 1927 tt.