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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 141)

Für den Kunstsammler 
 
Wollruud Neuwirlh 
Wiener Porzellan - echt oder gefälscht? 
  
Als die Wiener Porzellanmanufaktur im Jahre 1864 
noch fast 150iährigem Bestehen geschlossen wurde, 
hatte die Fabriksmarke, der Bindenschild, 
Weltruf erlangt und besaß einen entsprechenden 
Handelswert. Es war daher nicht verwunderlich, 
daß die Porzellanindustrie des 19. Jahrhunderts 
auf ihn zurückgriff, um ihre eigenen Produkte für 
den Absatz attraktiver zu machen. 
So wurde vor allem der blaue Bindenschild - 
seltener der eingepreßte e entweder bedenkenlos 
gefälscht, oder man fügte ihn der eigentlichen 
Firmenmarke hinzu, um auf Qualität und Stil 
„im Genre Alt-Wien" zu verweisen. 
Obwohl auch Fälschungen figuralen Wiener 
Porzellans bekannt wurden, dominierten iene der 
Wiener Porzellanmalerei um 1800, als die 
Manufaktur unter der Direktion Sorgenthals zur 
absoluten europäischen Spitze zählte. Reliefgotd 
und Kobaltblau dieser Zeit wurden im späten 
19. Jahrhundert mehr oder weniger gut imitiert, 
und besonders beliebt waren großflächige 
Malereien auf Porzellan, sei es nun auf Schüsseln, 
Platten (Abb. 2, 3) oder Tellern (Abb. 1, 6). Aber 
auch Vasen und Uhren trugen diese Malereien im 
„Altwiener Stil" (40, b], und man empfand es als 
besonders dekorativ, bemalte Porzellanmedaillons 
in Tischplatten einzulassen (Abb. 5). 
Das weiße Porzellan, das die Parzellanmaler für 
ihre Arbeit benötigten, bezogen sie von den 
verschiedensten Fabriken, die als besonderen 
Kundendienst und auf speziellen Wunsch manchmal 
sogar den unterglasurblauen Bindenschild 
„mitlieferten" und damit an der Fälschung mit- 
schuldig wurden. Die Industrie der Porzellanmalerei 
entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem 
eigenen und sehr umfangreichen keramischen 
Zweig, Bisher konnten für die Hauptgebiete der 
Porzellanmalerei - Frankreich, Deutschland und 
UsterreichrUngarn - etwa 1500 Porzellanmaler bzw. 
Ateliers für Porzellanmalerei ausgeforscht werden. 
lhre Arbeiten hatten stilistisch und ikonographisch 
manchmal kaum mehr eine Ähnlichkeit mit dem 
Wiener Porzellan um 1800. Um so mehr verwirrt 
der Bindenschild, den sie häufig tragen, wenn 
dazu beispielsweise noch die Berliner Szeptermarke 
und die Signatur eines Dresdener Malers kommen. 
52 
Teller mit den drei Parzen, unter lasurblquer Binden- 
schild, 0 24 cm, verkauft bei sbt eby's Belgravia am 
14. a. 1974, Nr. es, um x so,- 
Parzellanplatte mit reiiette der Venus, sign. R. Ullmann 
(Reinhald Ullmann, lllS Parzellanmaler in Gablonz Um 
11294 nachweisbar), blauer Bindenschild, 313151 Cm, 
verkauft bei sdtiiebys Belgravia 0m 20. ts. 1974, Nr. 37a 
Porzellanplatte mit Gemäldekapie, sign. 1-1. Stadler 
(Hans stddter, als Porzellanmaler in Wien um was-nass 
nachweisbar), Berliner Szeptermarke, eingepreßt KPM, 
26 t ääzcm, verkauft bei Sotheby's Belgravia, 17. 4. 1975, 
Nr. 
et Zwei Vasen, sign. A. seidi, blauer Bindcnschild, 
H 30,5 (m, verkauft bei Sotheby's Belgravia am 17. 1. 
1974, Nr. 10a, Um t; 250.- 
5 Tischplatte mit Medaillons aus bemaltem Porzellan (D - 
4 b] Uhr, sign. A. Heer, blauer Bindenschild, H 34,5 cm, 
verkauft bei Sotheby's Belgravia am 17. 1. 1974, um 
S 54!)- 
 
(hess er Devonshire), sign. Seler, untcrglasurblauer Bin- 
denschild, H 74 cm, verkauft bei Sotheby's Belgravicl am 
e. 1. 1975, Nr. 14a, um t: 820.- 
retter mit rreirenbbrtret, bez. F a M (zFischer a Miegl, 
Ptrkenharnmer nennterte der gekreuzten Hammer), 
bez Wahliss, Wien, sign. Wagner, Wien (Franz Wag- 
ner, U15 Porzellanmaler in Wien van 12194 bis 190a rtathr 
weisbar], o 24 eni, verkauft bei Sotheby's Belgravia am 
14. s. 1974, Nr. es, um a: 220.- 

	        
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