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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 142 und 143)

Angenieni eiguiizaiio sei uui uns wer..." war 
die Templer hingewiesent, f. 
Die Hochburg verrät durch ihre polygonale Farm 
ein hohes Alter der Anlage. In allerältester Zeit 
war Leka eine einfache Ritterburg mit Ring- 
mauer, Burgtor, Zugbrücke und Berchfrit, Palas 
und Kapellenturm. Unter dem Hof liegt ein un- 
terirdisches Gewölbe. Mit dem Ausbau der al- 
ten Burg entstand ein prächtiger Rittersaal, der 
in einer Urkunde von 1671 aus dem Esterhazy- 
Archiv, Eisenstadt, ausdrücklich als „Kapitelsaal 
der Templer" bezeichnet wird'. 
Der Burghof wurde schließlich mit Ziegeln aus- 
gelegt. Aus einer kleinen Ritterburg entstand mit 
der Zeit ein prachtvoller Renaissancebau eines 
mächtigen Paladins des 16. und 17. Jahrhun- 
derts. Anno 1655 fügte man der Hochburg eine 
größere Unterburg hinzu'. 
Das unterirdische Gewölbe, der „Kultraum", 
unter dem Burghof der Hochburg ist durch sei- 
nen fugenlosen, sauber verputzten Quaderbau 
eine Kostbarkeit. Es besteht aus einem Zentral- 
bau mit einem Oculus im Tonnengewölbe und 
zwei sich anschließenden Rundapsiden, dessen 
„Heilige Linie" in Nard-Süd-Richtung genau auf 
den Polarstern ausgerichtet ist. Im Gegensatz 
zu den geasteten Kirchen ist in vielen Burgen 
und Burgkapellen die Nord-Süd-Linie die häu- 
figste „Geheiligte Linie". 
Im Schlußstein der Nordapsis entdeckt man ein 
gleichschenkeliges lateinisches Kreuz, in dem 
der Südapsis ein Tatzenkreuz der Templer. Beide 
Kreuze sind keine Reliefs, sondern sind nach- 
träglich in die Schlußsteine eingemeißelt. Diese 
nachträglich eingemeißelten Kreuze beweisen 
aber auch, daß das unterirdische Gewölbe nicht 
von Templern erbaut sein kann, sondern bereits 
schon vorher bestanden hat". Das Tatzenkreuz 
in der Südapsis ist orchäalogischerseits ein siche- 
rer Beweis für die zumindest zeitweilige Anwe- 
senheit der Tempelritter auf der Burg. 
Darüber hinaus ist das Templerkreuz der Schnitt- 
punkt vieler Fensterfluchtlinien in der Hofwand 
des Tempelrittersaales. 
Gerard de Sede erklärt auch in einem 1970 
an Waltenberg gerichteten Brief, er teile seine 
Ansicht, daß es sich bei Lockenhaus um eine 
astronomisch ausgerichtete Burg handeln muß. 
Im Falle des Auffindens astronomischer Zeichen 
an den Wänden des Gewölbes wäre das ein 
weiterer Hinweis auf die Templer, deren Schiffe 
viele Kreuzritter ehemals in das „Heilige Land" 
gebracht haben". 
Zahlreiche Kruckenkreuze an den Wänden wei- 
sen auf die Heiligkeit des Ortes hin. Der umlau- 
fende Sims an den Bogenansätzen des Zentralge- 
wölbes und beider Apsiden als Ausschmückung 
sagt uns, daß hier keine Zisterne gewesen sein 
kann". 
Unter dem Oculus des Zentralbaus findet sich 
eine genau ausgerichtete Schale mit einem mitt- 
leren Durchmesser von 59 Zentimetern, 23 Zen- 
timeter Tiefe, die in einen quadratischen Sand- 
stein mit einer Kantenlönge von 70 mal 70 Zen- 
timetern eingeschliffen ist. 
In iüngster Zeit zeichnet sich unter dem Vier- 
kantstein ein Bogenstück einer weiteren exzen- 
trisch! gelagerten Badenschale von 180 Zenti- 
metern ab. Da die Kelten nur viereckige Opfer- 
schächte bis zu 36 Meter Tiefe angelegt hatten, 
kann es sich nur um eine slavische Schale han- 
deln". 
18 
uis zum aegirm aes w. Jullltlutlußll: rrunnneii, 
scheint mir eine Korrektur des Namens „Kult- 
raum" mit der Annahme eines „Oratoriums" 
durchaus berechtigt zu sein. Auch die Krucken- 
kreuze weisen eindeutig darauf hin. Das Wort 
„Oratorium" bedeutet im Lateinischen nicht nur 
Gebetsraum, sondern auch darüber hinaus Zu- 
fluchtsroum in Stunden der Not". 
In einer Order des Meisters Roncelin fordert er 
die Templer auf, unterirdische Räume, Geheim- 
zeichen und Symbole zu schaffen, damit sie 
nächtlicherweise ungestört ihren geheimen Got- 
tesdiensten nachgehen könnten; das vorgefun- 
dene ältere Oratorium auf Leka kam in diesem 
Fall absolut ihren Intentionen entgegen. Nach 
dem Zusammenbruch der Kreuzzüge, die die 
Araber „bewaffnete Wallfahrten" nannten, za- 
gen sich die Templer mit vielen anderen Ritter- 
orden in das Abendland zurück. 
Der 1973 entdeckte geheimnisvolle Symbalstein 
wurde vom Autor 1974175 einer genauen Analy- 
se unterzogen. 
Aus den auf der Burg entnommenen Gesteins- 
proben stellte ein namhafter Geologe fest, daß 
es sich bei diesem Material um Meereskalkstein, 
Neogen : Pliozen aus der obersten Erdschicht 
vom Neusiedler See handelt, der früher geolo- 
gisch ein Arm der Adria gewesen sein muß. Das 
Material ist leicht zu bearbeiten und für Ritzun- 
gen sehr geeignet". 
Der stark beschädigte Stein ist an seiner Stirn- 
seite nahezu vollständig erhalten und erlaubt 
noch immer die Erkennung der Symbole. Die 
Seitenwände sind glatt, Teile der unteren rechten 
Seitenwand sind ausgebrochen, an den verblie- 
benen Flächen finden sich keine Ritzzeichen 
mehr. Die offene Hinterwand des Steins gestat- 
tet vollen Einblick in eine rechteckige, noch 
heute zum Teil sauber ausgeputzte Tabernakel- 
kammer. Nahezu sämtliche Maßwerte außen und 
innen sind durch drei teilbar; will man der Ma- 
gie der Zahl drei des Mittelalters folgen, so 
kann mit dieser Zahl nur die Trinität Gottes ge- 
meint sein. Der Stein ist äußerlich umfangen 
von der schützenden Hand Gottes und in ihr ru- 
hend. In den lnnenmaßen ist wieder die geheim- 
nisvolle Drei und ihr Vielfaches, die die Radien 
und Bogenstücke der Symbole in geometrischer 
Schönheit bestimmen. 
Das kann nur das Werk erfahrener Steinmetzen 
sein, wie wir sie in den Bauhütten christlicher 
Kirchen finden. Auch die Templer hatten ihre 
eigenen Steinmetzen im Orient und Okzident, 
die mit Lot, Richtschnur, Zirkel und Winkelmaß 
nach von ihnen angenommenen Gesetzen bau- 
ten. Dabei zeigen sich immer wieder deutliche 
und unterscheidbare Grundmaßeinheiten. Das 
war ihr Berufsgeheimnis, das „Arcanum Magi- 
sterium", das sie streng in ihren Bauhütten behü- 
teten und das der Umwelt verschlossen blieb. 
Trotz des gemeinsamen Bauprinzips z. B. in_der 
Architektur der Ramanik, können wir heute 
noch an den Bauten ablesen, ob es sich um 
einen Süd-, West- oder Osttyp eines romani- 
schen Baus handelt. 
In der Badenmitte der Tabernokelkommer des 
Steins findet sich immer noch ein halbes Bogen- 
stück mit einem Durchmesser von drei Zentime- 
tern zur Einlassung eines Standbalzens. Boden 
und Seitenwände weisen keine Schleifspuren 
auf. Der Stein war also nicht drehbar. 
Anmerkungen 4-21 
tlahn Chavaentier: Die Templer, Deutsche Ausgob 
KIett-Verlag, Stuttgart 1965, 
i Diskussion mit den Archäologen des österre 
Bundesdenkmolorvites anläßlich eines Besuches 
Burg 1975. 
tDv. ph. Hans Frutz: Entwicklung und Untergi 
Tempelherreriordens, Bertin, C._-Grute'sche-Verl 
handlung 1888, 1972, Martin Sändig aHG, Neudri 
und Berlin, Troisdorf. _ 
'Prof. Paul Anton Keller, s. unter 1, Ablichtui 
Urkunde von 1671 aus dem Esterhdzy-Archiv in Er 
'Vogt, Burgenkunde: Über die Bedeutung der, 
Linie" in Kirchen, Ansiden und Burgkapellen, litt 
Bestimmungen. _ 
'Dr. Albert Genrich, Direktor der archäologisdie 
lung im Landesmuseum Hannover: Die archäl 
Deutung der Decken- und Kruckenkreuze im unter 
Raum. 
" Gerord de Sede: „Die Templer sind unter uns" 
irl einem an Waltenberg 1970 gerichteten Brief, 
haus sei eine astronomisch ausgerichtete Burg [A1 
b. Prof. Keller]. 
"Vogt, Burgenkunde 
Heiligkeit des Ortes. _ 
I1 Dr. Berg, Landeskonservatar WIEN, stellt W75 bl 
Besuch auf der Burg fest, daß_es sich bei dei 
schale im Kultraum um keine keltische Anlage han 
1' Dr. Gross, Hannover, bezeichnet erstmalig den 
als Oratorium. 
" DipL-Geologe Hollmonn, Hannover, Bundesani 
Gens-Wissenschaften, Fachmann für Meereskunde 
siert den Stein. 
ß c. o. Jung, Der Mensch und seine Symbole. 
Verlag AG. Olten, 1968. 
" Gerd Heinz Mohr, Lexikon der Symbole, Euge 
richs-Verlclg, 1972. 
"J. Schworz-Winkelhofer, H. Biedermann, Das l 
Zeichen und Symbole, Knaur 1975. 
"Hans Eckstein, Die romanische Architektur, der 
seine Farmen, DuMont-Dokumente 1975, Verlag 
1975, Verlag DuMont-Schouberg. 
i" C. G. Jung, 100 Briefe, Pg. 112. Die Naassene 
die Schlange ins Zentrum ihrer Mysterien. 
1" Hans Pars, Göttlich aber war Kreta, Watte 
Olten und Freiburg im Breisgau, 1965. 
"Sibylle von Rehden, Zypern, Vergan enheit und 
wart, DuMont-Schauberg, Schlangenku te. 
1910. Kruckenkreuze bewei
	        
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