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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 154 und 155)

.Aktuelles Kunstgeschehen I Österreich 
 
Wien 
Künstlerhaus 
Greta Schödl 
Die gebürtige Hollabrunnerin lebt und arbeitet seit 
1959 in ltalien. Als einzige Wiener Galerie, die sie 
bis ietzt präsentierte, ist die Galerie Basilisk zu 
nennen. In Italien wurde die Künstlerin mit einigen 
Preisen bedacht, ihre Arbeiten in vielen bekannten 
Galerien gezeigt. Die Ausstellung, die unter dem 
Ehrenschutz des italienischen Kulturinstituts in Wien 
stand, bot graphische Blätter und Obiekte von 
einem eigenartigen Reiz. Mit sparsamen Mitteln 
wird eine poetische Aussage erreicht. Musterartige 
Schriftbänder gestalten die Flächen zu Einheiten voll 
magischen Ausdrudrs. 
(5. 8. -28. 8. 1977 - (Abb. 1) 
Modern Art Galerie 
Hans Joachim Breustedt 
Ein Schüler Paul Klees und Lyonel Feiningers. Heute 
76 Jahre alt und in aller Welt bekannt. Bei ihm 
sahen wir, woher die nachfolgenden Generationen 
dieses lyrisch-poetische Empfinden in der 
graphischen Gestaltung haben. Sein ganzes 
Werk durchzieht, wie ein roter Faden, an kalli- 
graphische Züge erinnernde Zeichen, die auf den 
ungemein zartnuancierten Flächen Akkorde setzen. 
Sein Werk weist einen gleichmäßigen, beruhigender 
Fluß auf. 
(ll.5.-4.6. 1977) 
Barbara Vaienta 
Die Künstlerin ist Amerikanerin und studierte einige 
Zeit in Wien in der Klasse Wander Bertoni. ln der 
Galerie hatten sie Ulbilder und vor allem große 
Obiekte aus Stoff, Holz und Schnüren ausgestellt. 
Die Textilien, roh oder eingefärbt, werden ver- 
spannt, zu drachenartigen Gebilden aufgezogen, 
mand-imal eingerissen, manchmal verknittert, vernäht 
und mit anderem kombiniert. Der Reiz der verschie- 
denen Verbindungen wirkt mit. Alles erinnert ein 
wenig an Ostasiatisches. Wir denken an Ardiitektur 
im erdbebenreichen Japan, an chinesische 
Dschunken auf bewegtem Meer, an das Provisorische 
unseres Lebens. 
(20. 7. - 13. 8. 1977) - (Abb. 2) 
JuniorßGalerie 
Der menschliche Körper 
Originalgraphiken von Gisela Beinrücker, Karl 
Anton Fleck, Ernst Fuchs, Dina Larat, Fritz Martinez, 
Rudolf Schwaiger und Peppino Wieternik. Besonders 
bemerkenswert waren die großen Blätter von Karl 
Anton Fled: und seiner Frau Beinrücker. Letztere, 
und das ist das Erfreuliche an dieser Erscheinung, 
arbeitet ganz unbeeinflußt in einer anderen Art 
als ihr Mann. Ist der Strich Flecks eher hart und 
zupackend, zu kraftvollen Verdickungen neigend, 
so sehen wir bei der Beinrücker ein tastendes 
Gekräusel, ein Aussparen aus einem Gewirr von 
immer neuen Ansätzen. Neben Fritz Martinez' 
großen eindrucksvollen Figuren konnten noch 
Wieterniks Aquarelle bestehen. Ernst Fuchs und Dina 
Larot schienen uns in dieser Gesellschaft über- 
flüssig. 
(16. 6. - 16. 9. 1977) - (Abb. 3) 
Atelier Yppen 
Gisela Beinrücker 
Hier zeigte die Künstlerin hauptsächlich Material- 
bilder aus verschiedenen Bekleidungsstücken. 
Collageartig werden die Textilien von ihr aufgenäht 
und zum Teil auch ibemalt. Die solcherart entstan- 
denen Obiekte faszinieren und ängstigen den 
Betrachter zugleich. „Die Arbeiten Gisela Bein- 
rückers sind ,weiblich', sie sind iedoch weit von dem 
entfernt, was man als ,Frauenkunst' bezeichnet" 
(Chobot). Einige Aquarelle und Zeichnungen 
ergänzen die Schau. 
(20. 6. -2. 7. 1977) 
ZentralsparkasselWippl-ingerstraße 
Wolfram Wacha 
Wacha kommt von der Malerei, und hier be- 
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schäftigten ihn immer der menschliche Körper und 
das Antlitz. Als Plastiker bevorzugt er Metall und 
Holz. Er gestaltet auch diese Materialien eher 
flcichig und nützt die Dreidimensionalität hauptsäch- 
lich zu Verstößen der Flächen in den Raum. So 
entstehen fetischartige Figuren, hauptsächlich Köpfe 
signalisierend, die manchmal magische Ausstrah- 
lungen besitzen. Viel hängt bei dieser Arbeitsweise 
von der perfekten Durchführung ab, und die Gefahr, 
mit den glatten Metallen und eleganten Linien- 
führungen ins Modische abzugleiten, ist dabei 
sehr groß. 
(20. 6. - 8. 7. 1977) - (Abb. 4) 
Galerie am Graben 
Erika Leitner 
Die Künstlerin ist in Straning in Niederösterreich 
geboren, verbrachte ihre Jugend in Gars und Horn 
und studierte in Wien an der Akademie für 
angewandte Kunst, wo sie das Diplom als Gold- 
und Silberschmied erwarb. Sie beschäftigte sich 
lange mit afrikanischer Volkskunst, was auch in 
ihren Werken einen Niederschlag fand. Die Schmuck- 
stücke haben expressive Formen. Oft wird das 
Metall kettenartig aufgebrochen, dann wieder 
gefältelt und geknutscht, edle Steine setzen Akzente. 
Manches dieser kleinen Objekte strahlt einen 
eigenartig beeindruckenden Zauber aus, fast ist 
man versucht, von einer Todesmagie zu sprechen. 
(13. 6. -3. 7. 1977) - (Abb. 5) 
Koshi Kutani 
Ein Keramiker aus einem alten Zentrum keramischen 
Schaffens in Japan. Seine besten Stücke sind die 
einfachen Gefäße, Schalen für die Teezeremonie, 
Töpfe mit leiditen Farbglasuren, Rüuchergefciße mit 
einigen Schrittzeidien, Blumenvasen. Ist hier die 
Oberflächenbehandlung eher rauh, erdverbunden, 
so zeigte der Künstler auch eine Anzahl seiner 
Werke, die einen reichen Dekor aufweisen. Figürlich 
Episodisches und Humoristisches finden wir auf 
glattglasierten Tellern und anderen Gefäßen. Hier 
und bei den gezeigten Bildern ist der Künstler doch 
zuwenig durchschlagskräftig. Fremdes steht dahinter, 
oft auch zeigt sich hier Verspieltheit, das im 
Formalen nicht durchhält. 
(4. 6. -16. 7. 1977) - (Abb. 6) 
Galerie Kunst - Kontakte 
Peter Braunsteiner 
Braunsteiner ist 1946 im niederösterreichischen 
Gmünd, nahe der tschechischen Grenze, geboren. 
Er besuchte die Hochschule für angewandte Kunst 
in Wien, seine Lehrer waren die Professoren 
Obsieger, Hutter und Herbert. Von seiner Geburts- 
stadt konnte er auf die versperrte, verrammelte, 
zugeschnürte Grenze schauen. Vielleicht wirkt das 
noch heute im Unterbewußtsein auf ihn. Er macht 
Obiekte mit ganz gefährlichen Stacheln, kleine 
Barrikaden aus Messing und Stahl, von denen man 
sich zurückziehen muß. Er verschnürt aber auch 
einen Stein in einen Halzkäfig, verpackt einen Kopf, 
aus dem metallene Tränen quellen. Freilich ist das 
keine Lösung, und so scheinen dann wieder bei 
einem anderen Obiekt Knochen, Pflanzen und Steine 
auf Schnüren wie durch einen Fesselballon hoch- 
zuschweben. 
(3. -24. 9. 1977) - (Abb. 7) 
Alte Schmiede 
Erich Steininger 
Holzschnitte, siebzehn zu einer Mappe unter dem 
Titel „Waldviertel - Landschaft - Dorf - Leben" 
vereinigt. Wie die Waldviertler Landschaft dunkel 
und schwer ist, so sind es auch diese Blätter. Alle 
Mühsamkeit des Lebens lastet, und der deutlich 
sichtbare, fast fühlbare Schnitt des Messers im 
Druckstock, ein schmerzhafter Eingriff des Gedankens 
und Gedenkens in die tiefe Schwärze der Nacht, 
greift nur Dürftigkeit. Expressiv ist der Ausdruck, 
ein Trotzdem, ein lmmernach, ein höhnisches Lachen 
übermäzzhtiger Natur wider dem wackeligen 
Gestodier menschlicher Einrichtungen. 
(7. 9. -1. 10. 1977) - (Abb. B) 
Galerie Würthle 
Liselotte Höhs 
Naive Bilder, die von einer Ungebrochenheit und 
Fröhlichkeit sprechen. Hier wird fabuliert, ganz 
frisch und frei, wie ein Kind fabuliert, bevor es von 
der Sucht, ebensolches wie die Erwachsenen zu tun, 
oder von der Sucht, Vorgezeichnetes zu kopieren, 
ergriffen wird. Nach einer Flut von sogenannten 
Naiven, die in einem einmal eingefahrenen Geleise, 
das sich als Einbahn in den Verkaufsmarkt erwiesen 
hat, gelandet sind, ist die Höhs eine erfreulich 
eigenständige Erscheinung. 
(15. 9.-1. 10. 1977) - (Abb. 9) 
Galerie Schwarzer 
Helmut Kern 
Der gelernte Architekt, Jahrgang 1928, fiel uns 
schon bei einer Ausstellung in der Secession, die 
Graphiken von Architekten zeigte, auf. Er arbeitet 
sehr locker und mit viel Feingefühl für Nuancen. 
Seine Aquarelle, naß-in-naß gemalt, halten lmpres- 
sionen mit viel Atmosphäre fest. Da und dort sind 
die Blätter noch zu sehr „zugemalt", ein größerer 
Freiraum, eine Lockerung gäbe noch eine Steigerung, 
wenn auch vielleicht nicht so viele Käufer. 
(6. 9.-1. 10. 1977) - (Abb. 10) 
Alois Vogel 
Salzburg 
Pressebüro der Festspiele 
Markus Vollazza 
Auf Anregung des Pressebüros der Salzburger 
Festspiele schuf der in Salzburg lebende Künstler 
zehn Blätter in Mischtechnik zu Mozarts „Don 
Giovanni"; in ihren geistigen Spannungen - 
meisterhaft aus Hell-Dunkel-Stufungen in meist 
warmen Brauntönen aufgebaut - spiegeln sich nicht 
nur die Sinnlichkeit, die Ängste und die Betroffen- 
heiten des „dramma giocosco", sondern auch das 
hohe, hier durch Mozarts Musik und eine eindrudß- 
volle, wenn auch umstrittene Inszenierung, 
ausgelöste Künstlertum Vallazzas. 
(3. - 31. 8. 1977) 
Wolfgang Pichlmüller 
Salzburgl„Szene der Jugend" 
ln den Räumen der MOKU-Galerie im Trakl-Haus 
am Salzburger Waagplatz zeigte der (unge Salz- 
burger Maler und Kunsterzieher erstmals seine 
Aquarelle und Zeichnungen. Er war Schüler Anton 
Lehmdens, geht aber bereits, inhaltlich wie formal, 
überzeugend eigene Wege, in denen auch manches 
Kritische zur „Gesellschoft" nicht fehlt. Ihn inter- 
essieren die Darstellungen der natürlichen und der 
gebauten Landschaft ebenso wie die des Menschen- 
bildes. 
(22. 7. -5. 8. 1977) - (Abb. 11) 
Galerie Welz 
Wilhelm Thöny 
Ulbilder, Aquarelle und Zeichnungen dieses Großen 
der österreichischen Malerei wurden von Friedrich 
Welz immer schon gepflegt und gehegt, in dieser 
Zeitschrift auch oft schon behandelt. Diese neueste 
Dokumentation erwies von neuem Thönys Spitzen- 
stellung. lm ersten Stock der Galerie war gleich- 
zeitig eine hervorragende Auswahl von Arbeiten 
Egon Schieles zu sehen. 
(23. 7. -4. 9. 1977) - (Abb. 12) 
Lyonel Feininger 
Der 1956 in New York verstorbene Maler, dem auch 
1974 eine monumentale Schau im Münchner Haus 
der Kunst gewidmet war, hat 1917 einmal geschrie- 
ben: „. . . Meine Bilder, gleich viel was sie dar- 
stellen, werden nie das Schmerzliche verlieren; 
eine gewisse Härte ist ihnen eigen. . . . Daß ich 
Mängel stets bei den eigenen Werken vermute, 
läßt mich hoffen, daß ich sie doch noch überwinden 
lernen werde. . ." Die prachtvollen Ergebnisse 
dieser „Überwindungen" waren auch in dieser schön 
gehängten Ausstellung zu sehen. 
(7. 9. -Z. 10. 1977) 
Johannes Schwarz 
Die kleine Schau im ersten Stodr vereinigte
	        
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