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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 162)

I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich 
Wien 
Graphische Sammlung Albertina 
Max Weiler - Arbeiten auf Papier 
1931 - 1978 
Eine Dokumentation des zeichnerischen Werkes eines 
der elgenwilligsten Künstler Österreichs. Sie beginnt 
mit hauchfeinen Bleistlftzeichnungen nach der Natur. 
Zarte Farblasuren der Aquarelle lassen allerdings be- 
reits die späteren Farbeinsätze ahnen. Mitte der 30er 
Jahre wird der Duktus schwerer. Auch die Farbe wird 
lastend, oft überwältigend. Kurz nach dem Krieg sehen 
wir dann immer mehr und mehr eine Zuwendung zum 
Ausschnitthaften. Das Sehbare wird vom Maler in einer 
ihm eigenen Weise selektiert, Gewisses wird stark be 
tont, anderes fast nicht wahrgenommen. Ein im Grunde 
jedem Menschen eigene Art, die ansonsten nur durch 
den Intellekt quasi rückgängig, reguliert wird, die hier 
vom Künstler aber bewußt zum Einsatz gebracht wird. 
Als Beispiel seien "Herbstgarteni- (1950), nNaturformen-i 
(1953) genannt, wobei wir hier auch noch gewisse Ver- 
bindungen zu den Franzosen spüren. in den frühen 60er 
Jahren wird jedoch das Formenvokabuiar ganz person- 
lich. Wenn diese (und die Bilder der folgenden) Periode 
immer wieder mit dem informellen in Zusammenhang 
gebracht wurden, so will mir scheinen, daß sie doch ein 
so starkes strukturelles Gestalten aufweist, 
daß wir die Entstehung nicht allein der Intuition zu- 
schreiben können. Besonders die Arbeiten der 70er Jah- 
re zeigen, bei all ihrer Lockerheit und ihrem dynami- 
schen Fluß, einen ihnen selbst innewohnenden Aufbau, 
der nicht geleugnet werden kann. Ein Musterbeispiel ist 
da etwa i-Strichwesen 3-1 (1976)! Daß diese Kompositio 
nen mit ostasiatischen Malereien in Zusammenhang ge- 
bracht werden, liegt vielleicht der ähnlichen Naturbe 
trachtung ihrer Schöpfer zugrunde und ist wohl ein Nä- 
hern auf verschiedenen Wegen. (3. 10.- 12. 11. 1978) - 
(Abb. 1) 
Historisches Museum der Stadt Wien 
Ferdinand Schmutzer 
Das Hauptkontingent der Ausstellung stellte natürlich 
die Graphik, und hier das Porträt, mil dem Schmutzer ja 
besonders bekannt wurde. Seine Bildnisse von J. Kainz 
als Hamlet. von Leo Slezak, Rudolf v. Alt, von den Bür- 
germeistern Lueger und Seitz sind ia weit über kunstin- 
leressierte Kreise hinaus bekannt. interessant waren be- 
sonders seine Ölbilder und Zeichnungen. Gerne hätte 
man noch mehr davon gesehen. Mit kontrastreich gehal- 
tenen, voll Licht durchfiuteten Interieurs, von den Hol- 
ländern beeinflußt, setzt er die Linie eines Wiener Land- 
schaftsimpressionlsmus fort, der schon ziemlich früh 
begann. Auch seine kleinen Aquarelle gaben ein bered- 
tes Zeugnis seiner Arbeitsweise. (11. 10.-S. 12. 1978) - 
(Abb. 4) 
Museum des 20. Jahrhunderts 
Max Ernst - Bücher und Grafiken 
Er ist ein großer Poet. Auch dort, wo er noch rein Tech- 
nisches ausdrücken oder wo er konstruktiv sein will, ist 
er noch poetisch. Es wurden bei 70 Arbeiten, manche in 
verschiedenen Fassungen, gezeigt. Was bei allem auf- 
fiel, waren auch die außerordentlich sauberen Durchfüh- 
rungen der Drucke bei den Lithographien, die fein abge- 
stuften Papierauswahlen und natürlich die immer wie 
der staunenswerte Vielfalt der Ideen. Beachtenswert 
auch die Darstellungsvielfalt: hier romantischer, dort ab- 
strakter Surrealismus, da wieder die Verquickung mit 
Dada, dort mit Automatismus, mit Op-art, mit Frottage, 
mit..., mit..., mit. Eine weite Palette! Aus den vielen 
Beispielen ist deutlich ersichtlich, welch großen Raum 
die Buchillustration im Werk Max Ernsts einnimmt. Ein 
sehr schöner und umfangreicher Katalog mit einer wich- 
tigen Einleitung von Walter Spies, Texten von Max Ernst 
und einem reichen Bildteil ergänzte die Schau. 
(27. 9. -12. 11. 1975) - (Abb. 5) 
Rudolf Kedl 
Was bei dieser Ausstellung sofort auffällt. ist die Fülle 
der Arbeiten. Kedl ist ein fleißiger Mensch. in der zum 
50. Geburtstag des Künstlers erschienenen Publikation 
von Otto Breicha, eine sehr eindrucksvolle Dokumenta- 
tion mit vielen Abbildungen und Texten des Bildhauers, 
wird von über 300 Plastiken gesprochen, die Kedl im 
Laufe der Jahre geschaffen hat. Faszinierend sind be- 
sonders die urhaften Serpentlnskulpturen, die auch dort, 
wo sie nicht großer als 20 crn sind, monumentalen Cha- 
rakter haben und denen eine erdhaft mütterliche Kraft 
lnnezuwohnen scheint. Wichtig scheinen uns auch die 
getriebenen Köpfe aus den 50er Jahren. Später folgen 
die großen pflanzenhaften Treibarbeiten, die meist ein- 
deutig phallische Merkmale zeigen. Blütenblätter schiie 
ßen später an, öffnen sich, geben den Gebilden mit ih- 
4A 
rer Reichhaltigkeit einen an üppige indische Gebilde er- 
innernde Form. Diese wuchernde Reichhaltigkeit finden 
wir auch in den Reliefs, getrieben aus Kupfer, Bronze 
und Aipaka. Beachtenswert ist, trotz der Fülle, die sau- 
bere und sorgfältige Arbeit. (Eröffnung 15. 11.) 
(Abb. 6) 
Galerie auf der Stubenbastei 
Josef Schagerl 
Auch an Josef Schagerls Arbeiten kann man eine außer- 
ordentlich exakte und saubere Ausführung feststellen. 
Hier gibt es keine Beiiäufigkeiten und verschiiffenen Zu- 
sammenfügungen. Schagerl arbeitet seit vielen Jahren 
in Metall. Hier zeigt er Kleinpiastiken, bei denen er zum 
größten Teil mechanisch vorgeformte Halbfabrikate ver- 
wendet. Was er aber daraus macht, sind eigenständige 
Körper, die eine außerordentliche Strahlkraft besitzen, 
was sicher auf die sorgfältige Komposition, aber auch 
auf die zusätzliche Oberflächenbehandlung zurückzufüh- 
ren ist. Es sind Dokumentationen von Kräften, die in un- 
serem Kosmos wirken und strahlen. Wir konnten diese 
Energien schon bei seinen Metalleinsprengungen in 
Pflastersteinen vor vielen Jahren spüren. Hier sind sie 
wieder, subllmlerter, verfeinert. Schagerl zeigte durch- 
wegs Arbeiten aus den letzten Jahren, und wir glauben, 
daß es an der Zelt wäre, auch diesen Bildhauer in einer 
ähnlich würdigen Form zu präsentieren wie seinen bur- 
genländischen Kollegen. (12. 10. - 4. 11. 1978) - 
(Abb. 7) 
Secession 
Oskar Höfinger 
5 Holz-, 2 Bronze, 2 Aluminium- und 31 Stahlplastiken 
zeigt dieser Bildhauer im Hauptraum des Hauses. Also 
eine sehr repräsentative Schau. Höfinger setzt auch im- 
mer wieder zu einem befreienden Höhenflug an. Sein 
iwSiegerii, seine iiFaszlnatlon-r, auch noch die i-Zeitu sind 
in der Konzeption ein gelungener Wurf; die in der Seces- 
sion gezeigten Metallarbeiten freilich wiesen - sehr 
zum Unterschied zu den Arbeiten der vorhergenannten 
Ausstellungen - eine sehr nachlässige, oft geradezu 
schlampige Ausführung auf. Das i-Ton-Relief wirkte 
fragmentarisch oder unausgewogen. Schon sind die 
Holzarbeiten. Der aus Llndenholz gefügte nKreuzwegv. 
ein von geometrischen Korpern gebildeter Weg mit Stür- 
zen, Verzögerungen, Dehnungen, ist eine starke Gestal- 
tung, die durchaus ergreift. Ein großer bebilderter Kata- 
log begleitete die Schau. (26. 9. - 18. 10. 1978) - 
(Abb. 8) 
Bernhard Luginbühl 
Der bekannte Schweizer Bildhauer baute in Linz nicht 
nur aus VÖEST-Schrott eine mobile Plastik, den "Donau- 
atlasw. auf dem Kaigelände, er baute heuer im Sommer 
auch. auf der Uriahrer Seite, eine Aktionsplastik, den 
iiLlnzer Zorn", der an einem Sommerabend unter großer 
Anteilnahme der Bevölkerung den Flammen geopfert 
wurde. Von dieser Aktion war eine gut fotografierte Do 
kumentation zu sehen. Ebenso von einem ähnlichen Un- 
ternehmen in der Schweiz, das sich gegen die Ausrot- 
tung der Robben wendete. Wenn bei Luginbühls Arbei- 
ten auch meist ein ernster Hintergrund ausschlagge 
bend ist, so scheint sich eine heitere Seite seiner Natur 
immer mehr durchzusetzen. in der Secessionsausstel- 
lung wird das durch so großzügige und humorvolle Pia- 
stiken wie i-Llnzer Sangerknabem und i-Mercedes-i be 
wiesen. Mit Aitmetallabfälien werden hier Gebilde zu- 
sammengebaut, die glossenartig Kritik üben und über 
die man doch herzlich lachen kann. Ein seltener und 
darum besonders wertvoller Beitrag zur Gestaltung un- 
serer Welt. (30. 10.-26. 11. 1978) - (s. Heft 159, S. 41) 
Künstlerhaus 
Seebacher - Steine 77 - 78 
An die 30 Steine lagen bzw. standen im großen Saal des 
Hauses. Es waren von der Natur schon geschichtete 
und damit gezeichnete Steine, die Seebacher aus dem 
Flußlaut der Enns herausgehoit hat. Die Bearbeitung 
blieb aber leider eine oberflächliche in jeder Beziehung. 
Mit den unscharfen, verwaschene-n Konturen wirkte bei 
diesen Objekten eher alles zufällig. Wenn sich dann in 
der Nahsicht auch bei einer der Arbeiten etwa eine gan- 
ze Landschaft mit Tälern und Bergzügen zu erschließen 
scheint, dann trägt dieses Werk ausgerechnet den Titel 
r-Brunnenstelnu. Für eine heptleche Herausforderung - 
wofür sie auch gedacht waren e scheinen sie zu groß 
oder zu klein zu sein. Solche Herausforderungen wurden 
uns schon in Österreich überzeugender von Karl Prantl 
im abstrakten und von Oskar Bottoli im figuraien Be- 
reich geboten. (4.-22. 10. 1978) - (Abb. 9) 
Galerie Basiiisk 
Peter Dwoiak 
Unter dem Motto WDiE eleganten erfundenen Spazi 
ge des..." zeigt der junge Künstler wieder sehr ge 
schaftskritische Arbeiten. Die großen Gouachen si 
den Farben intensiver geworden. Auch hat sich Dv 
Thematik etwas erweitert. Seine Pinselführung ist 
lich nach wie vor locker und beschwingt. Die Valei 
geben durchwegs einen Moilton. Wir befinden uns 
der großen Grottenbahn dieser Welt und dementsj: 
chend sind auch die Akteure. (2. 11.- 21. 11. 1978) 
(Abb. 10) 
Josef Hofer 
Der 1927 geborene Vorarlberger setzt sich seit 197 
tensiv mit dem Holzschnitt auseinander. Er fand Zi 
großflächigen und großzügigen Losungen, arbeitet 
Tönungen, schichtet die schwarzen Flächen zu eir 
gen Balkengruppen, versteht seine Gewichte sehr 
gewogen zu verteilen. Manchmal sind leichte Anle 
beim Jugendstil gemacht. Hier muß Hofer vorsichi 
sein, ebenso daß er nicht in eine zu gefällige Forn 
rutscht. (7.- 30.11. 1973) - (Abb. 11) 
Galerie am Rabensteig 
Franz Traunfeilner 
Hier haben wir es mit einem alten Holzschneider: 
der ein sehr umfangreiches Programm vorlegen ka 
und das auch hier tut. Seine Stärke ist und bleibt i 
Holzschnitt und -stich, wenn auch bei ihm auf die: 
Gebiet viele Auftrags- und Gelegenheitsarbeiten ei 
hen, die nicht unbedingt in Ausstellungen gehören 
Auch in der Radierung gelingen ihm sehr schone t 
ter. Wir denken da besonders an das Winterbild rn 
dem winzigen einsamen Wanderer in der Landschi 
und an das Blatt mit dem von Baumkronen behüte 
Bauernhof. Blätter, die in ihrer Komposition eine s 
starke Ausdruckskraft besitzen. Die Aquarelle bew 
einmal mehr, daß ihm diese Arbeitsweise nicht lie 
(19.10. bis 11. 11. 1975) - (Abb. 12) 
Galerie Prisma 
Lotte Berger 
Hier waren wirklich Aquarelle zu sehen. Lichte, du 
Arbeiten, bei denen man das Wasser fließen sah; i 
parent leuchteten andere Farben unter den Pinsel: 
chen auf. Zwei größere Blätter, Erinnerungen aus t 
Türkei, wo die Berger auf dem Lehrstuhl für Malen 
Lemden nachgefoigt war, springen mit ihren friscr 
Farbakkorden besonders an. ihre Phantasie ist reg 
sonders spricht die Künstlerin dort an, wo sie ein 
kes graphisches Gerüst benützt. (11. 10.-d. 11. 19 
(Abb. 13) 
internationaler Künstler-Club 
Egon Haug 
Bleistiftzeichnungen aus der Zeit 1975- 1977. Das 
ist durchwegs die Landschaft, meist die Ebene de 
Marchfeides, aber auch die Bergwelt um die Rax. i 
ein sehr bewegter Strich, der hier die Natur festhä 
Natur, wie wir sie noch da und dort in relativer Ur- 
sprünglichkeit vorfinden. Der Zeichner hält fest, ze 
uns mit ganz wenigem Aufwand, was wir noch bes 
in einem Feidrain, in einer simplen Buschreihe, in 
sanften Schwung des noch nicht vorn Caterpiliart 
digten Feldweges. Mit dem Grau des Graphitstifte 
den Tiefen, Räume, Plastizitäl und Atmosphäre ge 
fen. (9. - 29. 11. 1978) AIOiS 
Salzburg 
Galerie Welz 
Rudolf Hradii 
Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, alle neuere 
tums, erwiesen wieder einmal Hradils Meisterschz 
spannungsreichen Bildaufbau wie in der gedämpft 
Subtilität seiner Farbgebung. In den Gaierieräume 
ersten Stockes wurden gleichzeitig Aquarelle und 
nungen von Gerd Wucherer gezeigt. (2. - 26. 11. 19 
Anton Steinhart 
Anläßlich des 90. Geburtstages Steinharts (1889 b 
1964), dessen Werk seit 1936 in zahlreichen Aussl 
gen der Galerie Welz einem breiten Publikum bekr 
gemacht wurde, ist nun eine charakteristische Au: 
zu sehen gewesen. (10. 1.-4. 2. 1979) - (Abb. 14)
	        
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