1. i-Stockelsdorfer Ofen-r, bemalt von Abraham Lelha-
r, 1772-1774. Österreichisches Museum für ange-
ndte Kunst, Wien, lnv. Nr. Ke 3819 (derzeit im Depot
i Museums)
Signatur des Stockeisdorfer Ofens i-Stockelf BD Alu
viereckige Sockel ist violett und grün marmoriert.
Das Laubwerk der über ihn laufenden, mit einer
Schleife zusammengebundenen Blumenranken
ist bläullch-chromgrün, auch mit Ocker schattiert.
Die Blumen sind in Ocker- und Violett-Farben ge-
halten. Dieselben Farben zeigt auch der Blumen-
strauß im mittieren Feld, welcher aus Tulpen, Flo-
sen und Anemonen zusammengesetzt ist. Die ge-
schnörkelten Seitenbänder, das Netzwerk der Ro-
caillen ist chromoxidgrün, öfters auch unter gelb-
licher Glasur, mit dunkelvioletter Kontur. Die von
den beiden Seiten des oberen Gesimses herunter-
hangenden plastischen Rosen sind auch gelb und
violett mit tiefgrün gehaltenem Laub (Abb. 1), lnv.
Nr. Ke 3819.
Ursprung: Angekauft in München im Jahre 1883
für M. 1400.-
MaB: Höhe 2 x 140 cm; Breite 73 cm
Wir haben den angeblich keine Signatur besitzen-
den Ofen eingehend studiert, da in dem Museum
der angewandten Kunst in Budapest sich ein Fa-
yenceofen befindet, dessen Biumendekor dem
des Stockelsdorfer Ofens sehr ähnlich ist." Die
Herkunft des Ofens war unsicher, doch konnte
man vermuten, daß der Ofen aus Kiel stammt. Bei
sorgfältiger Untersuchung des Wiener Ofens sind
uns Spuren verwischter Buchstaben aufgefallen,
die sich auf dem unteren Sockeiteil unter der mar-
morierten Bemalung befanden." Die Buchstaben
sind beim Brand zusammengeflossen, und so
konnte man deren Sinn und Bedeutung nur mit
Hilfe eines Makrophotos herausfinden." Die Si-
gnatur ist in einer stufenartlgen Plazierung folgen-
de:
1. Zeile: i-Stockeif..." : Name der Stadt
2. Zeile: "B du : Monogramm des Direktors Buch-
wald
3. Zeile: nA Lu : Monogramm Abraham Leihamer,
des in Stockeisdorf arbeitenden berühmten Ma-
iers (Abb. 2)
Die Buchstaben sind auf grünem Grund in Violett
geschrieben. Die erste Zeile ist 23 mm lang, die
Buchstaben sind allgemein 7 mm hoch, der Buch-
stabe i-Fu ist jedoch 1 cm hoch.
Laut der in der marmorierten Bemalung versteck-
ten Signatur: wStockeiflBdlAL-x kann der Fayence
ofen des Wiener Museums ohne jeden Zweifel als
ein Stockelsdorfer Ofen betrachtet werden, wel-
cher unter der Direktion Buchwaid verfertigt und
von dem berühmtesten Maler der Fabrik, Abraham
Lelhamer, bemalt wurde.
Die Persönlichkeit Abraham Leihamers bestimmt
auch den Zeitpunkt der Herstellung des Ofens, da
Leihamer nur von 1772 bis 1774 in der Manufaktur
tätig war, und so ist es bewiesen, daß der Ofen in
dieser Zeitspanne fertiggestellt wurde.
Der Blumenstrauß aus bunten Tulpen, Rosen und
Anemonen im mittleren Feld stammt also nicht,
wie anzunehmen war, aus der Hand des berühm-
ten Blumenmalers Adler, sondern von Lelhamer,
der neben schönen Landschaftsbiidern und her-
vorragenden flguraien Szenenbiidern doch auch
vollendete Biumendekore gemalt hat.
Wenn wir die Zeichen des Wiener Ofens mit den
bis jetzt bekannten Signaturen der Stockeisdorier
Öfen vergleichen, so können wir feststellen, daß
bei diesen der Name des Direktors vollständig
ausgeschrieben ist, dagegen an dem Wiener Ofen
nur das Monogramm des Direktors und das des
Malers angebracht sind. Die Signaturen der bis
jetzt anerkannten Stockelsdorfer Öfen wurden in
bezug auf Piazierung, Größe und Buchstaben und
deren Farben noch nicht behandelt, auch sind bis
jetzt keinerlei Fotos von den Zeichen erschienen.
Doch auch ohne solches Beweismaterial ist si-
cher, daß die dreizeilige Signatur des Wiener
Ofens von den übrigen, in einer Linie gehaltenen
Signaturen abweicht und eher jenen Handzeichen
gleicht, welche man sonst an den Stockeisdorfer
Objekten angebracht hat. Mit Hilfe der neugefun-
denen Signatur haben wir jetzt die Möglichkeit,
die Verzierung des Wiener Ofens mit den Elemen-
ten der signierten Leihamer Öfen sowie solcher
Objekte, die keine Signatur aufweisen können, zu
vergleichen.
Die grün-gelbliche Netzausbildung der Rocaillen
an den Seitenkanten ist die gleiche, weiche wir an
dem Cäsars Tod darstellenden Ofen in Lübeck"
oder an dem mit Chinolserlen geschmückten Ofen
in Hamburg" sehen können. Beide Öfen wurden
von Abraham Leihamer signiert. An einem Ofen,
der sich in New York befindetß, hat er die Kanten
in einer ganz anderen Art mit Schuppen bedeckt.
Die Analogie des Netzwerkes können wir an noch
einem nur mit wStockeisdorfu signierten Ofen in
Hamburg entdecken" sowie an einem Ofen in Ko-
penhagen, der mit Landschaftbildern" kein Zei-
chen besitzt, und an noch einem mit Chinoiserien
verzierten Ofen in Schleswig".
Das plastische Blumendekor wiederholt sich auf
mehreren Öfen. Wir finden ihn auf all den drei
Öfen, die von Leihamer signiert wurden," außer-
dem auf zwei Öfen ohne Signatur" und sogar auf
dem Lübecker Ofen, den Adler bemalt hat".
Der untere Sockel des Wiener Ofens ist marmo-
riert bemalt. Dieselbe Art finden wir auf den von
Leihamer signierten Öfen in Lübeck" und Ham-
burg". in ähnlicher Weise wurde auch ein Ofen in
Lübeck von Meister Adler bearbeitet."
Das Blumenstraußmotiv im mittleren Felde des
Wiener Ofens wiederholt sich an den bis jetzt be-
kannten Leihamer Öfen nicht mehr. Seine anderen
signierten Öfen sind mit Landschaftsbiidern und
flguraien Szenen dekoriert.
Zusammenfassend können wir daraus schließen,
daß die grüngeibliche Farbe der Seitenkanten, das
Netzwerk der Flocaiiien, eventuell auch der oft an-
gewendete piastische Flosenzweig einen speziel-
len Dekor des Meisters Leihamer repräsentierten.
Das Schuppenmotiv der Kanten gehört jedenfalls
auch zu seiner künstlerischen Auffassung.
Mit der Feststellung, daß der Ofen des Österrei-
chischen Museums für angewandte Kunst - wei-
cher bis Jetzt als wzeichenlosu bekannt war - eine
verborgene Signatur des Meisters Abraham Leiha-
mer aufweist, ist es uns gelungen, die Zahl der si-
gnierten Stockelsdorfer Öfen zu vermehren.
rkungen 1 - 34
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von Nr, 210 bis 216 zu linden.
. Platsch: ibid. S. 313, Nr. 215.
. Platsch: lbld. S. 319, Nr. 221.
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U. Fleisch: op. cit. S. 4B.
1' Museum für angewandte Kunst. Budapest. lrtv. Nr. 5707. Ohne
Signatur. Der Ofen wurde von K. Htisaler. op. cit. u. a. s. 32a,
Äbb. 457. sie Kieler Ofen publiziert.
" Anmerkung des Autors: Aui die versteckten und verschwomme-
nen Buchstaben der Siqnntur hat mich mein GING und Mitarbei-
m: n, iArAm QQIWIV nlendnminvlhnl 14.1.. ".4 HAlOnnrnInr
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Kunsthlstorlker. eurmerksam gemachi. Ich will auch hier, vor
der Öiientllchkeit. meinen Denk aussprechen.
ich bedenke mich bei W. Heirat Dr. Wilhelm Mrazek. damals Di-
rektor des Österreichischen Museums mr angewandte Kunst.
Wien - da ich die Mekroaulnahmen der Signatur mit seiner Hil-
fe erhalten habe.
U. Platsch: Op. Cil. S. 319, Nr. 221.
U. Platsch: op. clt. S. 305, 1.214.
U. Platsch: op. clt. S. 301, Nr. 212.
U. Pietsch: op. cit. S. 313, Nr. 218.
U. Fietsch: op. clt. S. 309. Kopenhagen. Museum lür Kunst und
Gewerbe. inv. Nr. BI133i1910, Nr. 216.
U. Pletech: op. cit. S. 303. Schleswig: Schleswig-Holsteinischen
Landesmuseum. Nr, 21a.
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. Platsch: op. clt. Nr. 21a, 21a.
Platsch: op. cit. s. 317. Nr. 220.
Platsch: 0D. OIK. S. 31
Pietschzon.
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