Ül-u
den dünnen Konstruktionslinien zur Breite und Schwere. Es mag hier noch
besonders hervorgehoben werden, daß der äußere Treppenbau nicht bloß
den Städteanlagen, nicht bloß den großen Aufgaben der Baukunst nützlich
und wertvoll war. Auch das Bauern- und Bürgerhaus hat ihn zu nützen
gewußt und sie verdanken ganz besonders intime Wirkungen der äußeren
Treppe. Der
Holzbau im
Gebirge und
der Putzbau
in der Ebene
haben sich der
Treppe als
Schmuck be-
dient. Im ersten
Falle steht die
Treppe in un-
rr1ittelbaremZu-
sammenhang
mit dem Eta-
genbau und
schließt sich
inniger an die
Konstruktion
des Hauses,
dessenBestand-
teil sie ist. Das
gernauerteHaus
kennt aber ein
ganz selbstän-
diges Motiv,
das von der
Treppe bedingt
ist, die zum
Haustor führt.
Der Vorplatz
vor diesem, im
Norden „Bei-
Piazza Giustiniani Nr. 7, Genua (nach Reinhardt)
schlag" genannt, erfährt mitunter eine liebevolle Durchbildung als Sitzplatz für
die Feierabendstunden. Mit seiner kurzen Stufenreihe, der Terrasse oder dem
Podest, den Sitzbänken und dem Vordach darüber, ergibt die Vortreppe des
Hauses einen höchst liebenswürdigen Schmuck.
Das Bürgerhaus Deutschlands kennt sie ebenso wie das Bauernhaus
Österreichs. Ein Spaziergang in der Umgebung Wiens, in die Dörfer der
Weinbauern, in die Städtchen längs der Donau zeigt sie noch in zahllosen
anmutigen Varianten, von denen der moderne Landhausbau gern An-
regungen übernimmt. Hier hat auch der Blumenschmuck seine passende
Stätte, um den Eintretenden zu begrüßen und den Vorüberschreitenden zu
erfreuen. Sie wirkt mit zur Erhöhung der Intimität des Wohnhauses, welche
der wachsen-
de Verkehr
dem Stadthaus
geraubt hat.
In unse-
ren bisherigen
Betrachtungen
haben wir vor-
erst die freien
Treppenanla-
gen verfolgt.
Es sind die-
ienigen, wel-
chen die äl-
testen Zeiten
weitgehende
Durchbildung
widmeten,wel-
che in man-
cherHinsicht
von den Völ-
kern des Al-
tertums groß-
artigerbehan-
delt Wurden
als es in vie-
len späteren
Perioden ge-
schah. Hin-
gegen ist die
innere Trep-
pe, die aus
dem Etagen-
bau stammen-
deAnlage, ein
- III-IC-
_. I-l-II-I-
Palazzo Balbi-Senarega, Genua (nach Reinhardt)
Bauteil, den das Altertum wenig beachtet hat. Auch das römische Theater
und der Zirkus, der vielgeschossig angelegt ist und zahlreiche Treppenläufe
birgt, kommen nicht über die Nutztreppe hinaus; in geraden Läufen (meist
zweiarmig) führt sie ohne besondere Durchbildung gleichmäßig von Geschoß
zu Geschoß, sie dient nur dem Verkehr und keinem ästhetischen Bedürfnis.