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Günter Brus, Ohne Titel, 1965. Scottish National Gallery of Modern Art
1966 wurden die Wiener Aktionisten von Gustav Metzger zum
»Destruction in Art Symposium« nach London eingeladen.
Dieses Treffen war für die Wiener Künstler die erste direkte
Kontaktaufnahme mit der internationalen performativen
Szene zwischen Fluxus, Flappening und Situationismus. Kurz
nach dem Londoner Treffen beginnt ein Zyklus von Aktionen,
in denen die in den vorangegangenen Jahren entwickelten
Mittel der Körper- und Materialaktionen bei Brus und Mühl
und der Sprach- und Systemkritik bei Wiener und Weibel
kombiniert und im gesellschaftspolitischen Kontext jener
Jahre eingesetzt und erprobt wurden. Schon bald führte diese
Radikalisierung in der Kunst in der postfaschistischen öster
reichischen Gesellschaft zu schweren Konflikten. Günter Brus
wurde zu mehreren Monaten Gefängnis verurteilt, verließ
fluchtartig Österreich und lebte bis zu seiner Begnadigung,
die erst 1976 erfolgte, in Berlin. Mit der Aktion Zerreißprobe,
die 1970 im Aktionsraum 1 in München stattfand, schloß er
die investigativen Körperanalysen ab und kehrte zu einem
selbstbeschränkenden Subjektivismus des Zeichnens und
Schreibens zurück. Mühl blieb hingegen in Wien und gründete
auf der Basis der Weiterentwicklung seiner Materialaktionen
zu einem gruppentherapeutischen Analysemodell eine Kom
mune, die den Prinzipien der freien Sexualität und des
kollektiven Eigentums folgte.
Während Ende der sechziger Jahre die zunehmende Verkür
zung der Aktion auf einen politisch eingesetzten, radikalen
und demonstrativen Gestus bei Brus und Mühl das Ende die
ser Gestaltungsmögiichkeit ankündigte, hatte sich die im