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DIE FRAUENARBEIT.
Dilettantinnen, waren reichlich die mannigfachften
Gefpinnfte von Frauenhand vertreten; Flachs und
Wolle glänzten in weichen Fäden und erzählten
von dem fernen, nordifchen Lande, von den lan
gen Winterabenden, von Froh, Eis und Schnee
und von der füllen, durchwärmten Stube, in der
das Spinnrad noch fchwirrt und fein eintöniges,
bei uns fchon halb vergeffenes Liedchen fummt.
Neben den Woll- und Leinenfträhnen waren, in
faft natürlicher Folge, die verfchiedenflen Gewebe,
vom bunten, kattunenen Tüchlein bis zum köft-
lichen, weichen Teppich zu finden. Unter den
Matten, Decken und Teppichen zeichnete fich ein
folcher, von Carin Sparrman ausgeflellt, durch
feine mittelalterliche vortreffliche Zeichnung und
durch die Schönheit des Gewebes aus. Viele von
den Webereien, von den Näharbeiten und Sticke
reien, welche hier Vorlagen, waren in Zeichnung
und Technik den Hausinduftriearbeiten der fchwedi-
fchen Bauernfrauen entlehnt. Fremdartige, runcn-
gleiche Linien und Schnörkel, wie wir fie weiter
drüben auf den Stoffen und Decken von Bäue
rinnen gewebt gefehen, prangten hier in Sammet
und Seide, in reichen, wolligen Teppichen, auf
Kiffen und Gardinen. Es waren da die modernen
Arbeitsftoffe verwendet, mit denen untere Hände
vertraut find, aber in ganz anderer Weife, fo ein
fach, fo prunklos und dabei fo fchön, fo richtig
gefügt, dafs ihnen alles Flitterhafte, alle Anwart-
fchaft auf Vergänglichkeit zu fehlen fchien. Mögen
diefe Farben ausbleichen, mögen die Seide und
der Sammet ihren Glanz und Schimmer verlieren,
die Linien, die fich da auf dem Untergründe weich
oder kühn verbinden, fie bleiben zurück, und wer
den von der Schönheit der Arbeit erzählen, fo
lange ein Faden zum anderen hält.
Neben diefen Geweben und Stickereien in bunter Wolle und Seide zeigte
fich eine andere Frauenarbeit, die wir fchon in manchem anderen Lande gefe
hen, die aber in ihrer eigentlichen Schönheit im Norden Furopa’s, und nament
lich in Schweden zu Haufe ift. Es ift das die Arbeit in weifser Leinewand , in
welcher durch das Ausziehen von Fäden und durch das Vernähen derfelben
die verfchiedenartigften Deffins zu Stande gebracht werden. Die Schwedinnen
nennen diefe Naht, welche in den Hausinduftriearbeiten des Landes eine emi
nente Rolle fpielt, den Snärfaum, zu deutfch Schnürfaum, und haben die 1 ech-
nik und die Verwendung der Arbeit, ebenfo wie dies in Dänemark gefchehen,
Lampe, aus dem e'gyptifchen Zimmer
von A. Fix in Wien.