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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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DIE FRAUENARBEIT. 
Dilettantinnen, waren reichlich die mannigfachften 
Gefpinnfte von Frauenhand vertreten; Flachs und 
Wolle glänzten in weichen Fäden und erzählten 
von dem fernen, nordifchen Lande, von den lan 
gen Winterabenden, von Froh, Eis und Schnee 
und von der füllen, durchwärmten Stube, in der 
das Spinnrad noch fchwirrt und fein eintöniges, 
bei uns fchon halb vergeffenes Liedchen fummt. 
Neben den Woll- und Leinenfträhnen waren, in 
faft natürlicher Folge, die verfchiedenflen Gewebe, 
vom bunten, kattunenen Tüchlein bis zum köft- 
lichen, weichen Teppich zu finden. Unter den 
Matten, Decken und Teppichen zeichnete fich ein 
folcher, von Carin Sparrman ausgeflellt, durch 
feine mittelalterliche vortreffliche Zeichnung und 
durch die Schönheit des Gewebes aus. Viele von 
den Webereien, von den Näharbeiten und Sticke 
reien, welche hier Vorlagen, waren in Zeichnung 
und Technik den Hausinduftriearbeiten der fchwedi- 
fchen Bauernfrauen entlehnt. Fremdartige, runcn- 
gleiche Linien und Schnörkel, wie wir fie weiter 
drüben auf den Stoffen und Decken von Bäue 
rinnen gewebt gefehen, prangten hier in Sammet 
und Seide, in reichen, wolligen Teppichen, auf 
Kiffen und Gardinen. Es waren da die modernen 
Arbeitsftoffe verwendet, mit denen untere Hände 
vertraut find, aber in ganz anderer Weife, fo ein 
fach, fo prunklos und dabei fo fchön, fo richtig 
gefügt, dafs ihnen alles Flitterhafte, alle Anwart- 
fchaft auf Vergänglichkeit zu fehlen fchien. Mögen 
diefe Farben ausbleichen, mögen die Seide und 
der Sammet ihren Glanz und Schimmer verlieren, 
die Linien, die fich da auf dem Untergründe weich 
oder kühn verbinden, fie bleiben zurück, und wer 
den von der Schönheit der Arbeit erzählen, fo 
lange ein Faden zum anderen hält. 
Neben diefen Geweben und Stickereien in bunter Wolle und Seide zeigte 
fich eine andere Frauenarbeit, die wir fchon in manchem anderen Lande gefe 
hen, die aber in ihrer eigentlichen Schönheit im Norden Furopa’s, und nament 
lich in Schweden zu Haufe ift. Es ift das die Arbeit in weifser Leinewand , in 
welcher durch das Ausziehen von Fäden und durch das Vernähen derfelben 
die verfchiedenartigften Deffins zu Stande gebracht werden. Die Schwedinnen 
nennen diefe Naht, welche in den Hausinduftriearbeiten des Landes eine emi 
nente Rolle fpielt, den Snärfaum, zu deutfch Schnürfaum, und haben die 1 ech- 
nik und die Verwendung der Arbeit, ebenfo wie dies in Dänemark gefchehen, 
Lampe, aus dem e'gyptifchen Zimmer 
von A. Fix in Wien.
	        
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