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herzustellen, was ihr auch gelungen ist. Jemehr ihr das aber gelungen,
je schwieriger ist es ihr, die Härte der bunten Decoration, welche das
moderne Porcellan kennzeichnet, zu überwinden. Nur die weiche Masse
von Sevres, wie sie im vorigen Jahrhundert in Gebrauch war und das
glasige Porcellan von England haben einen zarten cremeartigen gelben
Ton bewahrt und das ist eine der Ursachen, warum die Malereien auf
diesen Gefässen viel mehr Reiz, Schmelz und Harmonie haben, als die auf
dem weissen und harten deutschen Porcellan, das als Masse sonst dem fran
zösischen und englischen vorzuziehen ist.
Dieser gelbliche Ton kommt auch dem heutigen englischen Porcellan
zugute, im Uebrigen aber haben die modernsten Arbeiten, so vielfach sie
sich auch auf den Weg der Reform begeben haben, doch an der farb
losen Weise festgehalten. Es muss aber hierin eine Reform eintreten und
das Porcellan muss seine starre Weise aufgeben und sich wieder in der
Masse färben, so gelind auch der Ton sein mag, den er annimmt. Es
wird das auch nicht ausbleiben.
Wenn wir oben die malerische Decoration des Wiener Porcellans
aus seiner Glanzepoche von 1790—1810 besonders als der Beachtung für
eine Reform würdig hervorgehoben haben, so haben wir damit allerdings
nicht blosse Copien gemeint, wie sie von Jäckel ausgeführt und aus
gestellt sind, zumal solche nicht, welche das ganze Innere der Teller mit
Bildern erfüllen. Solche Copien haben nur darin Werth, dass sie jüngere
Künstler in Technik und Mahveise (erstere zumal hat manches Eigen-
thümliche) einüben. Das Interesse, welches sie sonst erwecken, ist ein
sehr bedenkliches, da sie leicht zum Missbrauch verleiten, und das um
somehr, als mitunter wirklich echte w'eisse Wiener Teller mit der echten
Marke zu diesen Copien benützt werden. Da ist für denjenigen, der
nicht aus der geringeren Güte der Malerei zu schliessen vermag, das
Richtige schwer zu erkennen. Es gibt aber zwei Anhaltspunkte, welche
eine solche Copie leicht aufdecken: einmal sind die Copien durchweg auf
schlechterem Material als dasjenige, welches die Fabrik zu so exquisiten
Malereien zu benützen pflegte, und zum andern stimmen die eingedrückten
Jahreszahlen, wie sie alles Geschirr der Wiener Fabrik seit etwas vor
1790 trägt,'selten mit dem Styl der Malerei.
Einige Anklänge und Motive der Wiener Fabrik aus jener erwähnten
Periode, z. B. die Decoration mit erhabenem Golde, finden wir auch in
der gemeinsam ausgestellten Collection der Fabrik von Fischer & Mieg,
sowie von Wahlis. Im Uebrigen steht die ganze Collection so ziemlich
auf dem Standpunkt des europäischen Porcellans, bevor die moderne
Reform desselben begann. Die verschiedenen Motive sind daher auch
vielmehr französischer dann englischer Art und lassen einen bestimmt
ausgesprochenen Charakter, der uns zu besonderen Bemerkungen veran-
lasste, vermissen. Wir können uns daher dieser Collection gegenüber
mit den allgemeinen, in der Einleitung ausgesprochenen Bemerkungen