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XVIII.
Das chemische Atelier von Herrn F. Kosch *).
»Meine ßetheiligung an der Musterausstellung österr. Kunstgewerbe
bei der Eröffnung des neuen k. k. Museumsgebäudes reprasentirt einer
seits meine frühere Thätigkeit als Chemiker der bestandenen k. k. Por-
cellanmanufactur in einer speciellen Erfindung eines lithographischen
Emaildruck-Verfahrens zur Decorirung von Porcellan, Steingut, Glas und
Email, andererseits die Ergebnisse neuer Versuche auf dem Gebiete der
Emailfarbentechnik in ihrer Anwendung auf Terracotta für Zwecke der
Bautechnik.
Bezüglich der Exposition meines lithographischen Gold- und Email
farbendruckes, wurde dieses specielle Verfahren von mir im Jahre 1857
als Chemiker der k. k. ärarischen Pocellanmanufactur auf Veranlassung
einer grossen Bestellung von Seite des allerhöchsten Hofes, eines Speise-,
Thee- und Caffeeservices für 5oo Personen eingerichtet, in Folge dessen
nicht allein die eben bezeichnete Bestellung nach einem Zeitraum von
zwei Jahren bereits effectuirt werden konnte, sondern weitere Services
in reichster Ausstattung für die kaiserlichen Hoheiten die Herren Erz
herzoge Leopold und Wilhelm nach Entwürfen des Herrn Architekten
Groner eben auf Basis der bereits vollständigen Einrichtung dieses
lithographischen Druckverfahrens ausgeführt wurden.
Von diesen speciellen Arbeiten befindet sich ein Speiseteller des
Hofservices unter den exponirten Gegenständen (Randverzierung in Gold
mit dem kaiserlichen Adler), — weiters ein Teller (Blätterornamente in
Farbe um ein Ovalschild mit dem Buchstab H in Goldgrund) von einem
Service, welcher mit Benützung der Steine, welche zur Anfertigung des
Services für Se. k. Hoheit den Herrn Erzherzog Wilhelm dienten,
für einen Banquier in New-York als letzte derartige Arbeit vor Auflas
sung der Anstalt angefertigt wurde. Während des Bestandes des litho
graphischen Ateliers an der k. k. ärarischen Porcellanmanufactur wurde
ferner dieses Verfahren in grossem Massstabe zur Anfertigung von Wap
pen und Monogrammen benützt, deren Ausführung durch Handarbeit bei
kurzen Ablieferungsterminen unausführbar gewesen wäre.
Leider hatte der Beschluss der Auflassung der k. k. ärarischen Por
cellanmanufactur zunächst auch den Verkauf aller Einrichtungsgegenstände
dieses bis dahin bestandenen Ateliers und zwar nach dem Auslande zur
Folge; — nur in besonderer Berücksichtigung der Tragweite meiner
diesbezüglichen Arbeiten in dieser speciellen Kunsttechnik wurde mir
persönlich von Sr. Excellenz dem damaligen k. k. Finanzminister Ritter
*) Von der Direction des Museums aufgefordert, einen Bericht über seine eigene
Ausstellung zu verfassen, hat Herr Chemiker F. Kosch die nachfolgenden Zeilen freund-
lichst eingeschickt, deren Veröffentlichung im Interesse der Leser des Ausstellungsberichtes
sein dürfte.