nummer 11.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 171.
und uollständig naturgetreu ausgeführt, Allen Anhaltspunkten nach
zu urteilen ist das merkwürdige Gebetbuch, dessen silberner, reich
uerzierter Einband aus der Werkstätte des berühmten nürnberger
Goldschmiedes Hans Cencker stammt, in den 70er Jahren des 16.
Jahrhunderts geschaffen morden, für die Pflanzengeschichte ist
das Werk, das die Kleinigkeit non etwa 200,000 Ulk. wert sein
dürfte, oon grofjem Huljen. So hat der alte C. Gesner in seinem
1561 erschienenen jßuehe: „Die Gärten Deutschlands“ noch keine
Kenntnis oon dem Tabak, ln dem Gebetbuch nun ist die Blumen
krone der Tabakpflanze abgebildet und damit der Beweis erbracht,
dafj um 1560—1570 herum der Tabak bei uns bereits allgemeiner
bekannt war. Die prächtigen Zierpflanzen Tradescanfien waren,
wie sich ebenfalls aus den Abbildungen des Gebetbuches nachmeisen
läfjt, oiel früher bei uns angebaut, als man dies bisher angenommen
hat. Aus dem Umstand, dafj fast nur feine Gartensorten und so
gar einige neue, damals gerade moderne Blumen oom Künstler in
sein Werk aufgenommen wurden, läfjt sich, wie Professor Dr. S
Killermann (Regensburg) in der naturwissenschaftlichen Wochen
schrift anführt, schließen, dafj er in den besten Gärten Studien ge
macht hat Ulan möchte an Paris, Wien oder Italien denken.
Albrecht V. unterhielt mit Wien, auch Paris, gerade um 1570
wegen fieiratsangelegenheiten freundliche Beziehungen. Er zog auch
uiele Ausländer, Italiener, Belgier an seinen Hof. 6s bestanden
aber damals auch in Bayern schon ausgezeichnete Gärten, so zu
Augsburg bei den Weisem, die mit Venezuela Handelsbeziehungen
hatten, und besonders inFlürnberg, wo der ältere J. Camerarius
einen prächtigen botanischen Garten anlegte. C. Gesner preist einen
gewissen 0. G. Ollinger, Apotheker in flürnberg, als fleißigen
Gärtner und Pflanzenmaler. Vielleicht hoben wir in ihm oder seinen
Söhnen, welche Gesner ebenfalls rühmen hörte, die Autoren, die
wir suchen.
Dumi5matik.
(JUünzenfund.) In der lTähe uan Hagenberg (Oberöster
reich) wurden 16 alte Silbermünzen in der Gröfje Don fünfkronen-
stücken ausgegraben, die dem 16. und 17. Jahrhundert angehören.
Cs sind meist münzen des Herzogtums Sachsen, einzelne mit der
Inschrift: „Inotitia et Concordia“ 1017 — „Tfomine conserva nos
in pace.“ — „In spe et silentio“ 1630. Cine trägt die Inschrift:
„1621 Leop. Th (T. Arohid. Anstr. Dux Biirtr. Unter den münzen
befindet sich auch eine niederländische mit der Jahreszahl 1525
und der Aufschrift: .Meine Nova tnnmcmtat.nm imper. Paventriens.
Camp. — Zwoll.“, ferner eine münze uon Basel mit der Jahres
zahl 1625 und der Inschrift: „Moneta nova nrbis ßasileensis.“
(Cine russische Alünze aus dem Jahre 1807.) Bei
der Demolierung eines alten Hauses in der Tandelmarktgasse in
Wien (H. tlr. 7) ist ein russisches fünfkopekenstück mit der Präge
zeit 1807 gefunden worden.
(Cine Kubadenkmünze für die amerikanische Pazi-
fikafionsarmee.) Präsident Taff hat eine Verfügung erlassen,
wonach alle Offiziere, Unteroffiziere und ITlannschaften, welche in
der Zeit com 6. Oktober 1006 bis 1. April 1000 bei der Pazifikations-
armee auf Kuba standen, eine besondere Denkmünze mit Band
erhalten. Ausgeschlossen sind jene Personen, welche Gerichtsstrafen
wegen ehrenrühriger Vergehen erhalten haben.
(Fleue medaillen.) Der Wiener llledailleur Grath hat
zwei neue medaillen geprägt, die mir hier im Bilde wiedergeben,
fig. 1. zeigt die markannten Züge des Kaisers franz Josef, daneben
stehen die Worte frone. Jos. I., Imp. Austr. Rex.
fig. 1. fig. 2.
fig. 2. ist eine Gedenkmedaille auf Andreas Hofer, der
Reoers zeigt eine knieende Gestalt, die einen Corbeerkranz empor
hält. Die Umschrift laufet: „Zur Crinnerung an die Jahihundert-
feier des freiheitskampfes der Tiroler 180Q—1909.“
(Die lUedaille für die Brüsseler Ausstellung.) Die
Ausführung der lUedaille für die Weltausstellung in Brüssel 1910
ist Godefroid Dcurese übertragen worden. Geplante Vs.: Arbeiter
mit einem Gefäfj die Cöwentreppen des Brüsseler Rathauses hin-
ansteigend, empfängt einen Siegeskranz oon einer die Stadt be
deutenden frauenfigur; Rs.: Reifender Herold, fanfaren blasend,
auf einem Sockel, worauf der Harne des Preisgekrönten einzu-
graoieren.
(Schulausstellung der k. k. Graoeur- und llledail-
leurschule in Wien.) Das lebhafte Interesse, das sich in Österreich
für die Hledailleurkunsf und Kleinplastik kundgibt, fand in der
Zunahme der Schülerzahl an der Graoeur- und medailleurschule
einen beredten Ausdruck. Im abgelnufenen Studienjahre waren
10 Schüler inskribiert, die gröfjte Anzahl, die für dieses Spezial
fach bisher da war. Die Unterrichtsoerwaltung fand sich daher
auch bestimmt, die Vorschläge zur Crweiterung der Schule in
oollem Umfange zu berücksichtigen, so dafj nun der Anstalt
Ateliers zur Verfügung stehen, die allen modernen Anforderungen
entsprechen. Gin gut ausgestaftetes Caboratorium sorgt für die
Pflege der technischen Arbeiten. Auch ist an der Anstalt selbst für
den Unterricht im Aktzeichnen uorgesorgt, mit dessen Erteilung im
abgelaufenen Studienjahre illaler Josef Jungmirt betraut mar.
Schon sehen wir an dieser unter der Ceitung des Kammer
medailleurs Prof. Rudolf )Tlarschall stehenden Kunsthochschule
eine Reihe talentierter Kräfte heranreifen, aiouon die mannigfaltigen
Arbeiten in der eben eröffneten Schulaussfellung Zeugnis geben,
lieben dem Wiener Julius Cengfeld, der einige hübsche, in Elfen
bein geschnittene und darnach gegossene Reliefs ausgestellt hat,
uon denen insbesondere eines, „Zum Tanz“, heruorgehoben zu
werden oerdient, zeigt Johann Ceyka ein Porträt des uerstorbenen
freiherrn ü. Clauer und eine beachtenswerte Komposition „Die
Verführung“, luan Kerdic aus Donor (Slaoonien) besifjt ein reiches
Kompositionstalent. Eine Gruppe „Der Kufj“, welche er im Großen
und im Kleinen ausstellt, oerdient besondere Erwähnung. Auch eine
hübsche Skizze des kroatischen Hationaltanzes Kolo beweist selbst
ständige Kompositionsgabe. Georg Schmarzböck aus Wien (taub
stumm, bringt einige originelle Entwürfe zur Ausstellung Viel
oersprechende Anfänge zeigt der erst mit dem eben abgelaufenen
Studienjahre in die Anstalt eingetretene junge Gustao Haas aus
Profjnitj. Besondere Ceistungen sind die Plaketten des Wieners
Josef Käss. Seine Porträts zeigen oon einer ausgesprochenen
IndiDidualitäf; dagegen hat Anton Seoer aus St. Georgen (Krain)
noch oiel zu lernen. Josef Springer aus Stangendorf in Böhmen
oerrät in Komposition, wie in Durchbildung eine äufjerst schöne
Stufe der künstlerischen Entwicklung. Ein in die Tiefe geschnittenes
Porträt (Stempelschnitt) zeigt ihn auch als sehr tüchtigen Techniker,
der den Stahl wie das Wachs beherrscht. Er wurde für den Schul
preis für die beste Gesamtleistung im lefjten Studienjahre uor-
geschlagen. für den Kompositionspreis für die beste Cösung des
Schlufjkonkurrenzthemas „Die Versuchung“ wurde Josef Küss bei
dem ministerium in Antrag gebracht.
(Zur Reinigung oon Kupfermünzen) schlägt die Techn.
Rundschau des Berl. Tageblattes folgendes uor: man bringt 20 50
Stück in ein mit ungefähr 200 cm HllCI, ungefülltes Glasgefäfj und
rührt mit einem Glasstab uorsichtig um. Hach etwa 2 — 3 ITlinuten
je nach der Verunreinigung der münzen zeigt sich die ursprüngliche
Kupferfarbe wieder. Danach giefjt man die Salpetersäure ab, spült
und wäscht möglichst schnell die münzen mit reinem Wasser und
reibt sie mit Sägespänen oder wollenem Tuch trocken ab. Die
Salpetersäure kann mehrmals benutjt werden.
(Ausstellung deutscher Renaissance - medaillen.)
lllan schreibt uns aus Stuttgart: Das königliche Ulünzkabinett
eroffnete am 5. o. 111. in den Räumen de. k. Altertumssammlung eine
Ausstellung deutscher Renaissance-medaillen aus eigenem Besilje
und aus Prioatbesitj einiger lllifglieder der Stuttgarter numisma
tischen Vereinigung. Es sind unter Ausschluß der auf die re
gierenden fürsten des Hauses Württemberg und seine llebenlinien
bezüglichen Stücke lauter Personenmedaillen. Jeder einzelnen ist
im Schaukasten, soweit nicht zwei Exemplare oorhanden waren,
die Rückseite in Gipsabguß beigegeben. Zu den medaillen kommen
noch einige Alodelle zu solchen in Holz. Dabei handelte es sich
um keine Spezialliebhaberei noch um besondere Kennerschaft,
sondern jedem Betrachter geht ohne weiteres eine Ahnung auf
oon dem unermefjlichen künstlerischen Reichtum der deutschen
Renaissance, der sich in diesen Kabinettstücken der Kleinkunst
so gut ausspricht, wie in der grofjen Kunst. Damit aber der
kunstgeniefjende Haie bleibende Eindrücke daoon mitnehme, hat das
k münzkabinett die Herausgabe eines Kataloges mit Einleitung
über die Ausstellung und ihren Zweck und über die Geschichte
der Renaissance-lTledaille (oon etwa 1520 -1620) samt drei Tafeln
oeranstaltet.