MAK
Ilummer 19 
Internationale 5amin 1 er-Zeitung. 
Seite 295 
nachteil uorhanden, als der Kalk sehr ätzend mirkt und deshalb 
nur gewisse färben verwendet werden können, Die Beschränkung 
der färben ist keine gewollte, sondern sie ist zwangsweise. Die 
färbe mul] mit reichlich Wasser aufgetragen werden, nachdem 
sie getrocknet ist, hellt sic sich dann etwas auf, geht also aus 
der Harmonie des Ganzen heraus. Oie Technik kann daran nichts 
ändern, weil sonst flecke entstehen würden; der fehler ist unre 
parierbar. Bis jetzt ist leider noch kein ITliltel entdeckt worden, 
um das fresko retuschieren zu können. Warum malt man nicht 
beim Pastell mit feimfarben? Die fibschälung würde nicht sehr 
grofj sein. Beim Ölbilde machen sich mit der Zeit Risse bemerkbar, 
die keine grofje Cebensdauer des Bildes oersprechen. Das Pastell 
dagegen oerbindet sich so gut mit seiner Unterlage, daf3 die mecha 
nische Zerstörbarkeit gering erscheint Ulan erhält ein fixiertes 
Pastellbild, indem man im trockenen Zustande Kreide auf den 
Grund aufträgt. Hierbei ist das Papier mit filzartigem Pastell 
mehr zurückgestellt worden, das Papier mit rauhem, hartem Grund, 
das Pyramidengoldpapier, dagegen das beste. Die glatteste Ober 
fläche hat Cenbach bei seiner Technik benutzt. Hier führte der 
Redner eine rauhe Oberfläche oor, die aus Kalk und Bimsstein 
zusammengesetzt war, was einen sehr guten Grund abgibt. Diese 
Technik hat die angenehme Eigenschaft, dafz man jeden Augen 
blick anfangen oder wieder aufhören kann. Ein anderer Vorteil 
besteht darin, dofj man die gewöhnlichen Tüncherfarben anwenden 
kann. Bei der Pastellmalerei müssen die färben sehr stark mit 
Weifj oermischt werden, wozu man Kreide nimmt. Auf diese Art 
stellt sich das material sehr billig, ja es ist zugleich die wohl 
feilste und ehrlichste Technik uan allen. Zum Bestreichen des 
Grundes nimmt man fünf Prozent Stärke und zehn Prozent Bims 
stein. ITtan kann hiermit Papier jeder Art anstreichen, so dünnes 
Papier, Pappe und Ceinwand. Ausgenommen sind Glas und 
Porzellan. 
Die Versuche haben überraschende Resultate ergeben. Prof. 
Schneider hat in denn einen ersten Versuch damit gemacht; er 
hat nur zwei bis drei Wochen für seine Arbeit gebraucht. Um 
das Bild der ITachwelf zu erhalten, wird es mit einer Cösung an 
gespritzt, die sich aus 800 Kubikzentimetern Wasser, 200 Kubik- 
zentimern Alkohol, 20 Gramm Vasilin und 5 Gramm Borax zu 
sammensetzt. Beim Trocknen wird zwar die färbe etwas heller» 
aber nicht so hell, dafz es auf die Wirkung des Bildes Einflufj 
hätte. Soll das Werk noch fester werden, so bespritzt man es 
ein zweites und drittes mal. man mutz sich jedoch hüten, nicht 
zuoiel uon der Cösung auf das Bild zu geben, weil sich sonst 
wieder eine Schicht bilden würde, die späterhin Abschälungen 
oerursachen würde. Um das Bild unempfindlich gegen Wasser zu 
machen, wird eine Cösung oon essigsaurer Tonerde, dem allbe 
kannten Hausmittel, stark mit Wasser oerdünnt und dann aufge 
tragen. Dieser Zustand genügt für alle Innenarbeifen. Sind jedoch 
die Werke noch mehr der Cuft ausgesetzf, so werden sie noch mit 
einem Stück Paraffin überrieben, das das Bild in eine durchsichtige 
Schutzdecke einhüllt. Die Paraffintechnik ist jedoch noch nicht all 
seitig durchgearbeitet, so dafz nach Verbesserungen auf diesem 
Gebiete zu erwarten sind. 
Der Vortrag schloß mit der Diskussion. Der Direktor der 
Kunstgewerbeschule, Prof. JTleyer, dankte darauf dem Vortragen- 
I den im Hamen der Zuhörerschaft und betonte, dafz nach dessen 
I Prinzipien schon seit längerer Zeit in der Kunsfgewerbeschule ge- 
I arbeitet würde. 
nter dem Vorbehalt, daß Ausnahmen die Regel 
bestätigen, kann man im Prinzip den Saß auf 
stellen; 6s gibt keine alten ITlöbel mehr. Was 
als altes ITlöbel oerkauff roird, ist falsch oder 
greulich repariert. 
für gotische und Renaissance ITlöbel haben 
die Fälscher genug mittel an der Hand. Sie 
können das Holz alt aussehend machen mit 
einem Absud non Außholzrinde oder non Walnuß- 
schalen. mit einem Polierstahl roerden die porösen Holz 
teile eingedrückt, mit einer sehr harten Bürste scharfe 
Kanten abgestumpft und geduldiges Behandeln mit Staub 
und Sch muß erseßt den Fliederschlag der Jahrhunderte. 
Das nennt man ein JTlöbel abnußen —■ avilir. 
Von dergleichen fälschungen aus Batignolles roimmelt 
es an den Seebodenpläßen und zumal bei den Bauern der 
Tlormandie und Bretagne, Tirols und der Waterkant. Die 
Bauern haben vordem ihre alten, durch den langen Ge 
brauch mit einer wundervollen Politur versehenen Truhen 
für roenig Geld sich abluchsen lassen und nehmen nun 
Rache, indem sie moderne Stücke teuer verkaufen, freilich 
meistens für fremde Rechnung. 
für anspruchsvollere Ciebhaber mird die Chemie zu 
Hilfe genommen. Salzsäure zerfrißt die Oberfläche des 
Holzes und übermangansaures Kali gibt die Färbung. Den 
Wurmfraß besorgt der Haarbohrer oder Schüsse mit Vogel 
dunst, der freilich in der Tiefe der Tücher als Verräter 
zurückbleibt. 
* Wir entnehmen diesen oortrefflichen Aufsatz dem bei fr. 
Wilh Grunowin Ceipzig erschienenen Werke „fälscherkunst“ non 
Paul Eudei. 
Gar arg ist, menn die „antiken“ Holzmöbel gar nicht 
aus Holz, sondern aus Holzimitation hergestellt sind, 
cvas vorkommt. So roird zum Beispiel aus dem Abfall 
verschiedener Hölzer und aus Sägespänen auf besonderen 
lAühlen feines Holzmehl gemahlen und mit bereits ge 
brauchter und wieder getrockneter Gerberlohe, Cichenrinde 
vermischt, mit Teim verseßt, gepreßt und ist dann zur 
Bearbeitung fertig. Lim die durch den Teimzusaß ver 
ursachte Sprödigkeit zu beseitigen, mengt man Glyzerin 
in die Blasse. Tuftbeständig roerden diese Kompositionen 
durch Anwendung von Alaunlösung, doppelchromsaurem 
Kali, Tannin oder formalin. Cs ist das sogenannte „Häu 
tungsverfahren.“ Immerhin sehen solcherart erzeugte antike 
ITlöbel doch noch recht verdächtig aus, viel täuschender 
sind die aus altem (wurmstichigen Holze von alten Planken, 
Scheunen u. dgl. nach alten Vorbildern hergestellten ITlöbel, 
wie sie Tirol en gros fabriziert. 
Die Assemblage, das Zusammenstiicken, besteht in 
dem Verbinden alter und neuer Teile. Da kommen alte 
füllungen zu Reliefs, die mit dem Hohlmeißel gearbeitet sind, 
zu nagelneuen Pilastern. ITht vier gedrechselten füßen erhält 
man einen Tisch; aus einem Kasten, dessen Holz roie Schroamm- 
masse aussieht, roird mit Hilfe van Karyatiden eine Truhe 
Franoois-preinier, ein ehemaliger Brautkoffer, der zur Hafer 
kiste degradiert war, bekommt einen Sockel, ein Gesims 
und gedrehte Säulen und verwandelt sich so in eine 
historische Kredenz zu fabelhaftem Preise. 
Aus einem echten alten Cmpire-Cehnsessel roird durch 
Zerschneiden des Gestells und Cinfügen einer Rücklehne 
in die beiden echten Seitenlehnen ein falsches Kanapee 
gemacht und für 10 12,000 francs verkauft. Die Stuhl 
bezüge, der alte Genueser-Sammt roerden aus abgenüßten
	        
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