MAK
Internationale 
^ammler^rffunfl 
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde. 
Herausgeber: Norbert Ehrlich. 
9. Jahrgang. Wien, 15. Juni 1917. Nr. 12. 
Neue Schaumünzen 
Von Dr. Max W 
Je länger das gewaltige Ringen andauert, desto 
mehr wächst auch die Zahl der Schaumünzen, die als 
Erinnerungszeichen an den Weltkrieg uns und späteren 
Zeiten dienen sollen. Bei uns in Österreich hat sich die 
Schaumünze ganz in den Dienst der Kriegsfürsorge 
gestellt und der Käufer solcher -kleiner Kunstwerke 
erwirbt nicht bloß ein interessantes Stück zur Berei 
cherung seines Sammelkastens, sondern er hat damit 
auch sein Scherflein zur Linderung der Kriegsnot bei 
getragen. Im Gegensatz zu den Arbeiten der deutschen 
Medailleure wird von den Wiener Medaillenkünstlern 
die Prägemedaillc der Gußmedaille vorgezogen. 
Besitzen wir doch in der Präge des k. k. Hauptmünz 
amt cs eine so hervorragende Anstalt, welche in der 
Ausführung solcher Werke auch den strengsten An 
forderungen gerecht wird. Bemerkenswert ist es ferner, 
daß für diese Gedenkstücke die alte runde Medaillen 
form der modernen. eckigen Plakettenform vorgezogen 
wird. Nicht mit Unrecht, denn die runde Form ist es 
ja, welche dem historischen Entwicklungsgang der 
Medaille besser entspricht und der Darstellung einen 
mehr monumentalen Charakter verleiht. 
Unseren an dieser Stelle*) schon besprochenen 
Denkmedaillen des Kriegsfürsorgeamtes des k. u. k. 
Kriegsministeriums wollen wir nun die seither er 
schienenen Stücke anreihen. Von Arnold IIartig ist 
eine weitere Serie von Porträtmedaillen da, von denen 
zunächst zu erwähnen sind die auf den Armeekom 
mandanten an der Kärntner Front Generalobersten 
Franz Rohr und jene auf den früheren Kriegsminister 
Generalobersten Freiherrn von Krobatin. Die rück 
wärtige Schauseite der Krobatin-Medaille gibt die 
interessante Darstellung eines in gedeckter Wald 
stellung von zwei Artilleristen bedienten 30'5-cm- 
Mörsers mit allen seinen technischen Einzelheiten. 
Prächtige Frauenbildnisse bietet Hartig mit seinen 
Medaillen auf die Erzherzoginnen Maria Annunziata 
und Isabeila. Die Medaille auf Erzherzogin Marie 
Therese als „Schwester Michaela“ wurde an dieser 
Stelle von uns schon besprochen**). Die Reversseite 
der Annunziata-Medaille läßt uns auf das „goldene 
Prag“ blicken, mit der Moldaubrücke und dem Hrad- 
*) „Internationale Sammler-Zeitung'', Jahrg. 191.6, Nr. 1 
und Nr. 9. 
**) „Internationale Sammler-Zeitung“, Jahrg. 1916, S, 82. 
auf den Weltkrieg. 
/einberg (Wien). 
schin, der Residenz der Erzherzogin. Die Medaille mit 
dem Bildnis der Erzherzogin Isabella, der Gemahlin 
des Feldmarschalls Erzherzog Friedrich, wird nicht 
bloß in Österreich, sondern auch jenseits der Leitha 
lebhaften Anklang finden. Der geflügelte Genius mit 
dem mächtigen, aber ruhenden Schlachtschwert, weist 
auf die edle Fürsorgetätigkeit dieser Prinzessin hin, 
deren unausgesetztem Bemühen namentlich die Tuber 
kulosenspitäler ihre Entstehung und Erhaltung ver 
danken. Wenn wir nur alle den Spruch „Longi debemus 
medicari vulnera belli“ (zu deutsch „Das langen 
Krieges Wunden müssen wir heilen") beherzigen, dann 
werden wie aus dem Füllhorn im Bilde der Medaille 
nach geschehener Waffentat die Blüten und Früchte 
des Friedens wieder dem Boden unserer Heimat ent 
sprießen. 
Mit Tränen und Wehmut betrachten wir die auf 
den Tod Kaiser Franz Jose-phs, des vom Glanze 
der LTnsterblichkeit umstrahlten Herrschers, von 
Hartig geschaffene Medaille. Man sieht eine in düsteres 
Trauergewand gehüllte weibliche Gestalt, welche ge 
senkten Hauptes am Abend des 21. November 1916 
am Schlosse Schönbrunn vorbeischreitet. Es sind die 
Völker der Monarchie, die ihrem unvergeßlichen ge 
liebten alten Kaiser das letzte Lebewohl Zurufen: 
„Vale senex Imperator“. 
Wie man hört, ist Kammermedailleur Professor 
Rudolf Marschall mit Medaillen auf Kaiser Karl 
und Kaiserin Zita beschäftigt und haben ihm die 
Majestäten Sitzungen gewährt. Das erste Medaillen 
bildnis des kleinen Kronprinzen Franz Josef Otto 
dankt man dem Bildhauer Professor Heinrich Kautsch, 
welcher, aus der Pariser Medailleurschule hervor 
gegangen, seit dem Kriege hier in seiner Heimat schafft. 
Das reizende Kinder köpf chen, v r eich und duftig mo 
delliert, macht dem Künstler alle Ehre. Diese „Klippe“, 
w r ie die Sammler eine solche auf die Spitze gestellte 
quadratische Plakette nennen, ist in verschiedenen 
Größen in Bronze- und Silberprägungen käuflich. Sie 
wird mit ihrer Umschrift auf der wappengeschmückten 
Rückseite „Flagrante terrarum orbe („Während die 
Welt in Flammen steht“) 1914—1916“ jedenfalls für 
alle Zukunft eine beredte Sprache führen. An ihrer 
unteren Spitze zeigt die Klippe das Geburtsdatum des 
Kronprinzen, 20. November 1912, mit einem auf 
gehenden Stern. Nun hat Professor Kautsch noch eine
	        
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