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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde, 
Herausgeber: Norbert Ehrlich. 
16. Jahrgang. 1. Juli 1924. Nr. 13. 
2)/e J^uktion Sofdscfimidt-SPrzißram. 
Aus Amsterdam wird uns geschrieben: 
Die vom 17. bis 19. Juni bei Fred. M u 1J e r & Co. 
abgehaltene Versteigerung der in Wien entstandenen 
und dann nach Brüssel übersiedelten Sammlung 
Goldschmidt-Przibram ergab zirka 1 M i 11 i o n 
holländischer Gulden. Allein 300.000 Gulden 
davon entfielen auf die 28 Gemälde der Sammlung. 
Das Hauptstück der Sammlung, die fünf Tafeln 
des Sebastian-Altars von Baldubg-Grien® erzielte 
' 99.000 Gulden, die beiden Tafeln eines Nürnberger- 
Altars aus der ehemaligen Sammlung Lippmann 35.000 fl. 
Käufer dieser Bildwerke war die Amsterdamer Firma 
Goudstikker, die sich in neuester Zeit auf dem 
Kunstmarkt sehr vorteilhaft bemerkbar macht. Das kleine 
Männerbildnis von Holbein aus dem Jahre 1533 
wurde der Londoner Firma Aguenew um 39.000 fl. 
zugeschlagen. Barthel B e h a m s Bild „Der Ritter und 
seine Braut“ erwarb die Auktionsfirma selbst um den 
Betrag von 8u00 fl. Unter den neueren Gemälden gab 
es für „Tobias mit dem Engel“ von Decamps mit 
24.000 fl. den höchsten Preis, egie Landschaft von 
Troyon, erwarb um 14.550 fl. die englische Firma 
K n o e d 1 e r, die auch für die kleine signierte Land 
schaft von Corot 9000 fl. anlegte. Die Menzel 
preise werden deutsche Sammler nicht nur der 
Künstler wegen, sondern auch deshalb interessieren, 
weil sie größtenteils in deutsche Hände übergingen. 
Unter anderen erstand Paul C a s s i r e r (Berlin) „Am 
Kamin" um 900 fl. „Rückseite eines Mannes im Braten 
rock, Zeichnung in schwarzer Kreide" um 750 fl. und 
die Voltaire-Gouache um 9j0 fl. 
Ueberraschend hoch waren die Preise für die 
Rembrandt-Radier ungen. So wurde für den 
zweiten Zustand des Hundertguldenblattes von der 
Firma Colnaghi in London 27.000 fl. gezahlt. Die 
Landschaft mit den drei Bäumen ging mit 4800 fl. an 
den Amsterdamer Händler de Vries. Die seltenen 
Porträts von Clement de Jonghe und Ephraim Bonus 
erwarb für 3700 fl. und 1550 fl. gleichfalls Colnaghi. 
Weiters erzielten: Christus, predigend, 2700 fl., Kreuz 
abnahme 1900 fl., Landschaft mit Jäger (zweiter Zustand) 
1600 fl., Landschaft mit viereckigem Turm 1000 fl., 
Rembrandts Mühle 1550 fl., Porträt von Jean Lutma 
4700 fl., Porträt des Malers Jean Asselyn 4100 fl. 
Die Versteigerung der Renaissance-Medaillen 
setzte mit Preisen für Antonio P i s a n o ein, die um 
ihrer Höhe willen geradezu verblüffen mußten. Die Ge 
denkmünze auf Alphonso V. von Aragon erreichte 
10.400 fl, die auf Viktorino von Feltre 10.000 fl., die 
auf Leoneilo von Este 3400 fl., die auf Sigismondo 
Pandolfo Malatesta 9000 fl., die auf Nicolas Piccinino 
8300 fl., die auf Lodovico 111. Gonzaga 9000 fl. Sie 
wurden sämtlich durch die Firma Fred. Müller erworben, 
die offenkundig einen festen Auftrag hatte. Unter den 
Skulpturen ging die gebrannte Tonbüste eines 
männlichen Mitglieds der Familie Rucellad in Florenz 
(herkünftig von unbekanntem Florentiner Meister, gegen 
1470 entstanden) um 3900Gulden weg; eine anmutige 
Johannes-der-Täufer-Büste (gebrannter Ton) aus dem 
Atelier Donatellos brachte es dagegen nur auf 1350 fl. 
ln der Abteilung der Renaissance-Bronzen 
war es vor allem der Amsterdamer Händler S t a a 1, der 
offenbar für englische Rechnung vieles an sich zog. 
Die Büste Marc Aurels von Ludovico del Duca, Kopie 
nach der Reiterfigur des römischen Kapitolsplatzes, 
stieg von 1200 auf 2600 fl. Die Werke des Paduaners 
Andrea R i cc i o (1480—1532) in meist kleinen Größen 
maßen, erfreuten sich lebhaften Interesses. So erzielte 
eine Lampe in der Form einer Sphinx 950 fl., bärtiger 
niedergeknieter Mann 1200 fl., Delphinfigur 750 fl., 
rechts ausschreitender Wolf 230 fl. Ein farnesischer 
Herkules nach Lysipp von einem unbekannten Meister 
aus dem Ende des XV. Jahrhunderts brachte 2900 fl. 
Von den Limogesarbeiten wurde das Reli- 
quiar des 13. Jahrhunderts mit 11.800 fl. am höchsten 
geschätzt. Das einzige bekannte von Dirick B e 11 e r t 
signierte Glasfenster, datiert 21. April 1517, den 
„Triumph der Zeit" nach Mantegna darstellend, brachte 
mit 6000 fl. eine seiner Bedeutung entsprechende Summe. 
Für drei der großen, gegen 1700 hergestellten Wand 
teppiche aus der Brüsseler Manufaktur, die alle bei 
einem beträchtlichen Fiächenumfang eine vorzügliche 
Erhaltung der Faserfarbe zeigten, wurden zusammen 
21.000 fl. erzielt. Ein anderer Brüsseler Teppich aus 
dem 18. Jahrhundert (338X216 cm) mit einer Web 
darstellung nach einem Bauernbilde Teniers erbrachte 
allein 5100 fl. Ein Paar auf großen Vorhängen ange 
brachte Frucht- und Ämourettenfestons in Gobelinweberei 
aus dem 17. Jahrhundert ging um 2600 fl. fort. Unter 
den Uhren brachte es eine schöne Pendule im reinen 
Louis-XVl.-Stil mit dazu passenden Kandelabern aus 
der gleichen Epoche auf 6400 fl. 
Was die W i e n e r P o r z e 11 a n s t a t u e 11 e n der 
Sammlung anlangt, so wurde das zusammengestellte
	        
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