MAK
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Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 7 
285 Fourberies de femmes 205 
287 Les maris venges “5 
290 Paris ie Soir 
297 Les bals niasques 2U0 
289 Souveniers du Bai Chicard 105 
Ein besonders großes Interesse zeigte sich bei der 
Versteigerung der M o n n i e r-Lithographien, die 
wohl in einer solchen Reichhaltigkeit und schönen 
Qualität noch nicht auf dem deutschen Kunstmarkt 
vorgekommen sind. Es brachte 
395 Exploitation generale 420 
396 Recreations du Coeur 260 
398 Esquisses Parisiennes 200 
399 Moeurs Parisiennes 95 
400 Paris vivant 295 
402 Les Grisettes 400 
403 Les Grisettes 560 
404 Moeurs administratives 630 
406 Six Quartiers de Paris 510 
408 Jadis et aujord’hui 660 
410 Boutades 300 
413 Moeurs commerciales 105 
Wenn man die Preise dieser Versteigerung mit 
denen der früher stattgehabten Lithographien-Auk- 
tionen vergleicht, kann man feststellen, daß das 
Interesse für diese Graphik, welche bisher noch ver 
nachlässigt wurde, stark im Wachsen begriffen ist. 
Zahlreiche Interessenten wurden durch diese Ver 
steigerung erneut auf das Sammeln von Lithographien 
aufmerksam gemacht. 
Die c Oiennensia der Sammlung Ldif. 
Von der bekannten Bibliothek Georg E c k 1 s 
wird nunmehr der letzte (vierte) Teil bei Dr. Ignaz 
Schwarz in Wien versteigert. Dieser Teil umfaßt 
jene Schätze, die -dem Sammler am meisten ans Herz 
gewachsen waren, die V i e n n e n s i a, ein Lebens 
werk, wie es großartiger sich nicht bald wieder findet. 
Die wertvollsten Stücke aus fast allen Wiener Samm 
lungen, die in den letzten Dezenien auf den Markt 
kamen, sind da, darunter Unica, die selbst in der 
Sammlung der Stadt Wien fehlen. 
Imposant geradezu quantitativ sowohl wie quali 
tativ ist der Abschnitt „Revolution 184 8“. Wir 
finden da schlechtweg alles, was sich auf die denk 
würdige Epoche bezieht, Maueranschläge, Flugblätter, 
Erlässe, Gelegenheitsgedichte, Pamphlete, Karikatu 
ren, Broschüren über Zensur, Hausherren, Juden, 
Liguorianer, Nationalgarden, Polizei, Prostitution, 
Radetzky, Studenten, Theaterskandale usw. Ein bib 
liophiles Rarissimum ist das von F. Funk heraus 
gegebene „Verzeichnis der Vielperzentigen“, worin 
alle bekannten Wucherer namentlich angeführt sind, 
die „füt 18, 24, 36 und mehr Prozent ihr Geld aus- 
leihen“. In einem Sammelband aus der Zeit begegnen 
wir zuerst den Gestalten Eiseies und Beiseles, die spä 
ter in den „Münchner Fliegenden Blättern“ ihr Quar 
tier aufgeschlagen haben und noch jahrzehntelang 
allen Freunden eines naiven Humors Vergnügen be 
reiteten. Ein Päckchen enthält Passierscheine, eine 
polizeiliche Einrichtung, unter der unsre Vorfahren 
sehr gelitten haben, da sie den freien Verkehr stark 
behinderten. In dieser Abteilung figuriert auch das 
erste in Oesterreich ohne Zensur gedruckte 
Buch „Oesterreichs glorreichste Tage, der 13., 14. und 
15. März 1848“ von F. C. Schall, das bei Haas im 
selben Jahre erschien und die erste Schilderung der 
Revolution darstellt. 
Unter den Büchern der Eckl-Sammlung möchten 
wir R e a 1 i s mit seinem hochgeschätzten „Curiosi- 
täten- und Memorabilienlexicon“, sowie die vollstän 
dige Reihe der Schriften Gräffers mit dem für die 
Geschichte der Wiener Kaffeehäuser interessanten 
„Kaffee-Büchlein“ hervorheben, das bisher noch der 
Wiener Stadtbibliothek abgeht. Von den satirischen 
„Briefen des jungen Eipeldauers an seinen Vetter in 
Kakran“ (Kagran) sind nur wenige nicht vorhanden; 
um so vollständiger ist dafür die Sammlung der amü 
santen Kupfer zum Eipeldauer. Auch der „Hans 
Jörgei von Gumpoldskirchen“ ist ziemlich lücken 
los da. 
Ungemein groß ist die Zahl der Sondersammlun-' 
gen im Rahmen der Viennensia-Sammlung Eckls. Da 
ist zum Beispiel eine Blättersammlung „Wiener 
Moden und Typen“, die eine Reihe auserlesener Fein- 
schmeckereien für Sammler bieten. Eine andre Spe 
zialsammlung zeigt Wiener Fuhrwerke, Darstellungen 
von der Bürgermiliz, von den verschiedenen Türken 
belagerungen, vom Schützenwesen, der Universität, 
der Wasserversorgung Wiens usw. Zu den kuriosesten 
Stücken gehört aber wohl die Sammlung von „H o f - 
ansage n“, die nicht weniger als 269 kaiserliche 
Kundmachungen aus dem Hofleben, darunter sämt 
liche Parten, Todes-, Trauungsparten, Ballankün 
digungen des Hofes vom Jahre 1780 bis zum Tode 
Kaiser Karls im Jahre 1916 umfaßt. Kaum weniger 
interessant ist eine Sammlung von Postbüchel n, 
die sich über ein ganzes Jahrhundert erstreckt und 
wahrscheinlich nirgends mehr in dieser Vollständig 
keit anzutreffen ist. 
Den Büchern reiht sich eine über zweitausend 
Nummern umfassende Sammlung von Blättern an, 
die die ältesten Ansichten von Wiens Straßen, Plätzen, 
Häusern, Sehenswürdigkeiten usw. enthalten. Beson 
ders zu erwähnen wären die interessanten Kupfer 
stiche aus dem Verlage Löschenkohls, von 
denen einige geradezu als Unika anzusprechen sind, 
so zum Beispiel das Blatt, das die launige Unterschrift 
trägt: „Sie verliebten sich, so bald die Zieg ein Hemd 
anhatte, ein Beitrag zur Geschichte des Karnevals 
1800.“ Das Blatt stellt eine Szene in einem Ballsaal 
dar. An der Hauptwand sieht man einen Spiegel zwi 
schen zwei Fenstern, Blumengirlanden zieren die 
Wände, links eine Gruppe von fünf entsetzten Herren, 
rechts drei Damen, die einer wie einer Dame geklei 
deten Ziege den Schleier vom Haupte ziehen. Rechts 
und links vom Titel die Verse: „Sehet doch, wie diese 
Ziege durch die Mode starker Lunge: Hinterm 
Schleyer schlau verstekt, geiler Geken-Blike nekt.“ 
Das Blatt spielt wahrscheinlich auf eine damals wirk 
lich vorgekommene Begebenheit an oder macht sich 
nur im allgemeinen über Mode und Sitten lustig. 
Eine kleine Kollektion von Adelsdiplomen und 
historischen Urkunden bilden den Beschluß der reich 
haltigen Sammlung, die vom 31. März ab durch 
sechs Tage versteigert werden wird. 
Der Katalog, mit zwei farbigen und 24 schwarzen 
Bildtafeln geschmückt, ist mit größter Sorgfalt ge 
arbeitet und wird für Viennensia-Sammler als Nach- 
schlagebuch dauernden Wert behalten.
	        
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