MAK
Nr. 14 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 159 
ein wirklich gutes Bild des Cinquecento in solcher 
ursprünglichen Einrahmung noch nicht gesehen habe. 
Anm.: Nach Guggenheim sind solche Rahmen 
auch vor 1500 anzusetzen.. 
Von Florenz abhängig ist die Rahmenschnitzerei 
in Bologna; doch weiß sie bis zu einem gewissen 
Grade ihren eigenen Charakter herauszubilden. Die 
Art von Rahmen mit geschnitztem Blattwerk auf der 
breiten Mittelleiste und flach zum Bild abfallendem 
glatten Profil, die in Bologna nach ihrem Hauptver 
treter A. Marchesi Form.igine genannt wird, ist frei 
lich nur eine etwas derbere und weniger fein empfun 
dene Umbildung der venetianischen Quattrocento- 
Rahmen mit zierlichem Blattwerk, das auch in Ve 
nedig und im venetianischen Gebiet bis in das dritte 
Jahrzehnt des Cinquecento sich erhielt, sehr originell 
und geschmackvoll sind die um die Mitte des Jahr 
hunderts entstandenen bunten Rahmen auf schwar 
zem Grunde. Auf einer schwärzlichen Lackfarbe 
sind zierliche laufende Blattornamente in Gold auf 
getragen; Mitten und an den Ecken sind besonders 
betont, indem auf farbigem Grund Kartuschen mit 
kleinen Figuren oder Ornamenten ausgespart sind. 
Um diese Dekorationen richtig zur Geltung zu brin 
gen, ist der Rahmen ziemlich flach gehalten und die 
Profile sind nicht vertieft, sondern leicht gewölbt 
oder flach. Es ist wahrscheinlich, daß diese kost 
baren Rahmen, die in derselben Technik und von 
demselben Meister ausgeführt wurden, wie Kasset 
ten, Spiegel und ähnliche kleine Möbelstücke, für 
besonders wertvolle farbenreiche Gemälde bestimmt 
waren, besonders für Miniatur-Malerei (Diplome 
oder dergleichenj. Der Charakter der Dekoration, 
die der der gleichzeitigen venetianischen Buchein 
bände verwandt ist, macht es mir wahrscheinlich, 
daß dieselben nicht in Bologna, sondern in Venedig 
ihren Ursprung hat. Eigenartig und verwandt in der 
Wirkung ist eine andere Gattung von Rahmen, bei 
denen, wie gleichzeitig auch bei den Dekorationen 
von Bologneser Truhen, die zierlichen Ornamente m 
das Holz vertieft und dann mit einer hellen Masse 
ausgefüllt sind. Aus gleichen stilistischen Gründen, 
wie bei den vorgenannten Rahmen, ist auch bei die 
sen gegen Ende des Cinquecento entstandenen Rah 
men die Profilierung ziemlich flach und bewegt ge 
halten. Die Stellung, die Bologna im 17. Jahrhun 
dert in der Malerei einnimmt, erhält in der Bildung 
der Rahmen ihren charakteristischen Ausdruck. Die 
akademische Richtung, die in der Anlehnung an die 
klassischen Meister der Renaissance für den Mangel 
eigener Erfindung und Kunst ihr Heil sucht, macht 
sich in ähnlicher Weise in der Rahmung der Bilder 
geltend, welche von der gleichzeitigen Barock 
architektur kaum beeinflußt, als nüchterne Nachbil 
dung der einfachsten Rahmenmotive sich kennzeich 
nen. Das häufigste Motiv ist der einfache vergol 
dete Leisten rahmen mit regelmäßig breiter, flacher 
Mittelleiste und glattem Profil zur Seite, einem 
höheren nach außen, einem kleineren und niedrige 
ren nach innen. Die Mittelleisten - Dekoration mit 
leicht eingepunzten, seltener mit aufgesetzten ge 
schnitzten Ornamenten in den Ecken und in der 
Mitte. 
(Fortsetzung folgt.] 
Chronik. 
BIBLIOPHILIE. 
(Bücherversteigerung in Hamburg.) Man schreibt uns aus 
Hamburg: Unter unerwartet starker Beteiligung des Publi 
kums versteigerte die Bücherstube Hans G ö t z am 25. Juni 
drei kleinere Hamburger Bibliotheken. Die Werke aus dem 
etwa 500 Nummern umfassenden Katalog wurden in nicht ein 
mal 2'A Stunden verkauft, wobei nur ganz vereinzelte Stücke 
zurückgingen. Die Preise waren wechselnd. Manches, wie die 
Konvolute, konnte man sehr preiswert bekommen. Andere 
schöne Einbände und seltenere Ausgaben überstiegen die vor 
sichtigen Taxen. An nennenswerten Ergebnissen seien erwähnt: 
Nr. 87: Der erste Druck der Ernst-Ludwig-Presse 185 M.; Num 
mer 145: Die Gattenschönheit, 75 M.; Nr. 250a; Ein pracht 
voller Einband von Gerbers brachte 65 M.; Nr. 292a: Eine 
Serie des Journals des Luxus und der M.oden war .mit 100 M. 
immer noch sehr billig, wenn man bedenkt, daß sie 198 farbige 
Modekupfer enthält; Nr. 292c: Ein mäßiges Exemplar von 
„K a n t", Kritik der reinen Vernunft“, im Erstdruck, ging mit 
70 M, weg. Nr. 300: Unter mehreren Kochbüchern brachte ein 
altes Hamburger Kochbuch 37 M.; Nr. 361: Die vollständige 
Serie des „Laer o ix" ging auf 180 M.; Nr. 390: Der Bren 
tano, Kasperl, mit Radierungen von Meid, erzielte 70 M; 
Nr. 393: Von Menzel brachte König Friedrichs Zeit 39 M,; 
Nr. 396: Der Kugler in Ganzleder 115 M.; Nr. 397: Die Solda 
ten Friedrichs des Großen 41 M. Zum Schluß gab es noch einige 
Kämpfe um die Manuskripte und die Sammlung der Schriften 
von Alfons P a q u e t. Letztere ging schließlich auf 225 M. - 
(Bruchstücke des „Willehalm“.) Im Stadtarchiv von Was 
serburg a. J. hat der dortige Stadtarchivar Brunnhuber 
in sieben Einbänden alter Rechnungen Bruchstücke von Wolf 
ram von Eschenbachs Epos „W i 11 e h a 1 m" aufgefunden, 
-die eine Episode aus dem Leben Wilhelms des Heiligen von 
Orange behandeln. 
BILDER. 
(Dürers „Rosenkranzlest".) Aus Prag wird uns gemeldet: 
Im Strahover Kloster hängt Dürers Gemälde „Das Rosen 
kranzfest", das einen Kaufwert von mehreren Millionen Tsche 
chenkronen besitzt. Die tschechische Regierung wollte das Ge 
mälde schon längst für die Staatsgalerie erwerben, aber das 
Kloster forderte einen zu hohen Preis. Nun ist das Kloster 
durch das Boden mteignungsgesetz in finanzielle Schwierig 
keiten geraten und hat deshalb um die Erlaubnis angesucht, 
das berühmte Gemälde nach Deutschland ausführen zu dür 
fen, wo ein Käufer den geforderten Preis bezahlen wolle, Nun 
wird der tschechische Staat diese Ausfuhrerlaubnis wahrschein 
lich nicht erteilen, aber im Zusammenhang mit den Verhandlun 
gen über die Bcdenenteignung dürfte ein Kompromiß in der 
Weise getroffen werden, daß das Kloster einen Teil seines 
Bodens behält und dafür der Staatsgalerie das Gemälde über 
läßt. 
(Fresken der Angelika Kauffmann.) Aus Schwarzen 
berg im Bregenzer Wald wird uns gemeldet: Gelegentlich der 
Ausmalung der Pfarrkirche in Schwarzenberg wurden die von 
der heimischen Künstlerin Angelika Kauffmann im Alter 
von 16 Jahren, im Jahre 1757 gemalten Apostelbilder aulge 
deckt und von der darüber gelegten Tünche und Farbe befreit, 
Die Bilder haben wohl gelitten, können aber wiederhergestclll 
werden. Diese .Jugendbilder der Angelika Kauffmann .sind 
künstlerisch und kunstgeschichtlich von großem Wert. 
HANDSCHRIFTEN. 
(Manuskripte der beiden Ampere.) 'Prof. R i c h e t teilte in 
der Pariser „Academie des Sciences" mit, daß Madame Moa- 
teb ello der Bibliothek des Institutes Briefe und Manuskripte 
der beiden Ampere angeboten habe. Es handelt -sich um 
Andre Marie A m p e r e, dem berühmten Physiker, nach dem 
die Einheit der elektrischen Stromstärke mit Ampere ge 
nannt wird, und dessen Sohn Jean. Jacques Ampere, der 
sich als Literarhistoriker einen Namen gemacht hat. 
NUMISMATIK. 
(Sächsische Münzen.) Bei Adolph Heß Nachf. in Frank 
furt a. M, kam am 25. und 26. Juni die Sammlung Justizrat 
Dr. Penzig (Leipzig) zur Versteigerung, die vorzugsweise säch 
sische Münzen enthielt, Besonders begehrt waren die sächsi 
schen Brakteaten und Kippermünzen. Wir geben einige Preise: 
BurggrafschaFt Meißen, Heinrich IV., Jeton, 1547: 115 M.; Vog 
tei Pegau, Markgraf Konrad der Niederlausitz, Brakteaten- 
bälbling: 95 M.; Friedrich Albrecbt und Johann, ältester Klapp 
münzentaler o. J.: 105 M.; Johann Friedrich der Großmütige 
und Philipp v. Hessen, Vieiteltaler 1546: 155 M.; Leipzig, ein 
seitige Talernotklippe 1547 während der Belagerung durch Joh.
	        
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