MAK
Nr. 7 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 81 
SCHONGAUER 
JOHANNES 
KUNSTAUKTION 43 29/30 April 1930 
ZWEI 
AUSLÄNDISCHE SAMMLUNGEN 
UND 
DEUTSCHE MUSEUMSDUBLETTEN 
KOSTBARE 
KUPFERSTICHE 
ALTER MEISTER 
HERVORRAGENDE WERKE 
VON 
DÜRER UND REMBRANDT 
SCHONGAUER, LAUTENSACK, LEYDEN, 
OSTADE, HIRSCHVOGEL, MECKENEM, 
ALTDORFER U.A. 
ILLUSTRIERTER KATALOG 5 MARK 
HOLLSTEIN & PUPPEL 
BERLIN W 15 
KURFÜRSTENDAMM 220 TEL. BISMARCK 1105 
(Verlegung des Deutschen Kulturarchivs,) Wie verlautet, 
soll das Deutsche Kulturarchiv von Berlin-Zehlendorf 
nach Schloß Oranienstein bei Diez verlegt werden. Unter 
einer Anzahl von Städten, die sich darum beworben hatten, 
scheint nun Diez mit seinen prachtvollen Räumlichkeiten in 
Schloß Oranienstein den Vorzug erhalten zu haben. Nicht 
weniger als 76.000 Sachgebiete werden vom deutschen Kultur 
archiv bearbeitet. 
BILDER. 
(Hals, „Mann mit dem Handschuh“.) In der vorigen Num 
mer haben wir berichtet, daß bei einer Versteigerung in 
Lille für ein aufgefundenes Gemälde, das als Frans Hals 
„Mann mit dem Handschuh“ bezeichnet, 350.000 Frcs. geboten 
wurden, ohne daß der Besitzer sich entschließen konnte, es 
für diesen Betrag abzugeben. Nun kommt die interessante 
Meldung, daß bei der Untersuchung des Gemäldes sich erge 
ben hat, daß es sich nur um eine mittelmäßige Kopie 
handle. Das Lustigste aber ist, daß das von den Kunstge 
lehrten in Lille als verschollen angesehene Original sich in 
einem Londoner Museum befindet, 
(Falsche Rembrandt-Bilder.) Die Polizei in Luneville hat 
dem Führer der Fälscherbande, die in den letzten Monaten 
zahlreiche falsche Gemälde berühmter Meister, darunter meh 
rere falsche Rembrandts, auf den Markt gebracht hat, verhaf 
tet. In der Wohnung des Verhafteten wurde zirka 30 falsche 
Gemälde beschlagnahmt. 
(Ein Leibi-Bildnis von Courbet?) Ein in Paris lebender 
deutscher Maler soll ein unbekanntes Leibi-Porträt von 
Courbet gefunden halben, das jetzt in eine rheinische Samm 
lung überging. Dies einzige künstlerische Denkmal der Be 
ziehungen der beiden Waffenbrüder erscheint dadurch beglau 
bigt, daß es bei Courbets Flucht aus Paris (wegen seiner Teil 
nahme am Kommune-Aufstande) Ibei Leibis Pariser Kunst 
händler versteigert wurde und zu der Familie kam, bei der es 
bis jetzt als »Der deutsche Maler« hing. Es ist Leibis cha 
rakteristischer Kopf, von dem Freunde übrigens mit gesam 
meltem und ruhigem Ausdruck »deutscher« gesehen, als der 
sich damals 1870 seihst bei solcher Ausdrucksstudie sehen 
mochte. 
HANDSCHRIFTEN. 
(Um die Manuskripte Montesquieus.) In der Familie 
Montesquieu ist ein Prozeß im Gange um den Besitz der 
Manuskripte, die seit zwei Jahrhunderten bis heute im Stamm 
schlosse La Brede bei Bordeaux, wo Montesquieu 1689 
geboren wurde, aufbewahrt worden sind. Vor zwei Jahren 
wurden im Pariser Gantlokal für über 700.000 Fr. Bücher aus 
der Bibliothek von La Brede verkauft. Damals widersetzten 
sich die übrigen Familienmitglieder dem Verkauf von Manu 
skripten, welche von den gegenwärtigen Besitzern des Stamm 
schlosses, Graf und Gräfin de Chabannes. als ihr recht 
mäßiges Eigentum angesprochen werden. Unter den Manu 
skripten von La Brede befindet sich dasjenige des „Esprit 
des Lois“, ferner der „Temple de Gnide" und viele Notizen, 
Briefe und Entwürfe. Unter den Büchern der Bibliothek sind 
viele von Montesquieus Hand mit Randbemerkungen versehen; 
die Bibliothek gilt als eine der schönsten Europas. Um sowohl 
die weitere Versteigerung dieser Schätze als auch deren Ver 
teilung unter die verschiedenen Familienzweige zu verhüten, 
wurde die Anregung gemacht, sie als Depositum der National 
bibliothek zu übergeben. 
(Diebstahl einer Pergamenthandschrift,) Aus Frank 
furt a. M. wird uns gemeldet; Vor einigen Tagen erschien 
in einem hiesigen, sehr bekannten Antiquariat ein junger Mann 
und bot eine überaus wertvolle hebräische Pergament 
handschrift aus dem 12. Jahrhundert zum Kaufe an. 
Da der Mann den rechtmäßigen Erwerb der Handschrift glaub 
haft machen konnte, kaufte ihm die Firma die Handschrift ab. 
Der Zufall aber wollte es, daß kaum eine halbe Stunde später 
der Antiquar eine neue Publikation erhielt, in der neben an 
deren hebräischen Handschriften auch die eben von ihm erwor 
bene beschrieben war. Diese Beschreibung veranlaßte den 
Antiquar zu Nachforschungen, die ergaben, daß in der Biblio 
thek, der die Handschrift gehörte, der Verlust noch nicht ent- 
ideckt war, Durch das rasche Eingreifen des Inhabers des An 
tiquariats konnte der Dieb noch am selben Tage ausgeforscht 
und verhaftet werden, Man fand bei ihm bis auf einen Betrag,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.