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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 10)

GEORGE . VMÜORLAND; 
LONDQNLsP ß 
 
"B. TCENDELL- 
in Gewebe von Romantik ist um die Gestalt George 
Morlands gesponnen. Sein Genie, sein Unglück, 
und die voreingenommenen, unvollständigen Auf- 
zeichnungen über seinen Charakter als Künstler 
und als Mann verleihen seinem Andenken ein 
doppeltes Interesse. Mr. Ralph Richardson ent- 
deckte dank seiner ausgedehnten Forschungen 
über Morlands Leben und Werk Vieles, worüber 
bis dahin Unwissenheit geherrscht hatte, und 
auch manches seiner in alle Richtungen ver- 
streuten Gemälde. Das Resultat dieser Nach- 
forschungen war die Veröffentlichung eines interessanten und trefflichen 
kleinen Buchesf für welches ihm alle Bewunderer Morland'scher Gemälde zu 
so viel Dank verpflichtet sind. 
Im Jahre 1763 geboren, war Morland nicht nur dazu bestimmt, eine der 
Hauptliguren der britischen Landschafts- und Genremalerei, sondern auch 
der Gründer einer Bewegung zu werden, welche einige sechzig Jahre später 
zur Schöpfung der Barbizon-Schule führte. Sein Einfluss ist in dem Werke 
von Männern, wie Millet, Bastian Lepage, Breton und L'Hermitte zu er- 
kennen. Der Geist, welcher Morland beseelte, macht sich heute geltend und 
jener Naturalismus, welchen er zuerst richtig auslegte, gewinnt stets 
neuen Boden. 
Wenn man Morlands Werke mit denen seiner direkten Vorgänger und 
Zeitgenossen vergleicht, so fällt Einem sofort der radikale Unterschied ihrer 
Anschauung und Behandlungsweise eines Sujets auf. Man kann sagen, dass 
Morland im Anfange und innerhalb gewisser Grenzen seinen Stil auf Gains- 
borough basierte, während er den Einfluss, welcher das Werk von Stothard, 
Wilson und Lambert beherrschte, energisch von sich zurückwies. Bis dahin 
hatten die Landschafter der britischen Schule die englische Szenerie mehr 
oder weniger klassisch behandelt und Claude Lorrain, Canaletto und Poussin 
als Vorbilder anerkannt. Gainsborough war der Erste, der die Fehler dieser 
Logik einsah, die englische Landschaft malte, wie er sie sah, und sie mit 
all der Poesie und dem Reize ihrer wahren Form und Atmosphäre belebte. 
Er erkannte auch die malerische Anziehungskraft des Landlebens inmitten 
der Naturschönheiten des Waldes, des Stromes und der Wiese. Gains- 
boroughs Landschaften sind in warmen Tönen gemalt, unter welchen Gelb 
und Braun vorherrschen. Sein Sonnenlicht ist goldig und seine Behandlung 
von Licht und Luft im allgemeinen glänzend. Seine Pinselführung ist sehr 
detailliert, besonders in der Behandlung von Laub, für welches er fast immer 
 
i" Ralph Richardson, F. R. S. E., „George Morland, Painter, London." 
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