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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 2)

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A -r_ NMITTEN eines Kulturgebietes allerersten Ranges 
liegt Lüttich: Man rufe sich die Namen aus der 
Römerzeit: Ambiorix und Cäsar, dann Augusta 
Tungrorum; aus der Zeit der fränkischen In- 
vasion nach dem Untergang der römisch- 
gallischen Herrschaft: Maastricht, Chlodovech, 
Karl den Großen; aus der romanischen Epoche: 
der politischen Zeit des Investiturstreites, in 
der die Stadt natürlich im Gegensatz zu ihrem 
kluniazensisch gesinnten Bischof immer gut 
kaiserlich dachte: Heinrich IV. ins Gedächtnis! 
Ethnographisch nimmt Lüttich eine Zwischenstellung zwischen Vlamen, 
Wallonen und Rheinfranken ein, die vor allem auch in der volkstümlichen 
Bauweise ihren Ausdruck findet. In der Kunstgeschichte mußte natürlich das 
mittlere Maastal eine hervorragende Rolle spielen: Maastricht, Stabloo sind 
ihrer Grubenschmelzarbeiten, Dinant ist seiner Metallgießereien wegen 
berühmt. Daß die Eyckschule und die (Miniatur)-Malerei des ausgehenden 
Mittelalters (Meister von Flemalle), später dann noch die cinquecentistischen 
Klassizisten (Lambert Lombard, Suavius) hier auch besonders Fuß faßten, 
ist bekannt: eine retrospektive Ausstellung konnte also allerlei vorzeigen: Sie 
war aufgebaut in dem als „Palais de l'art ancien" restaurierten Stadthaus 
„La Violette", welches jetzt wieder nach einer Zeichnung Abrys vom Jahre 
1691 restauriert worden war, nachdem man es 1713 abgerissen hatte. 
Am besten haben sich noch, dank dem Material und der in stürmischen 
Zeiten besonders sicheren Aufbewahrung die Werke der Goldschmiede- 
und Metallgießerkunst konserviert, welch letztere, wie erwähnt, zu reicher 
Entfaltung in der altberühmten Gießerschule des nahen Dinant (an der 
Maas) gelangten. Das älteste Stück aus dieser Werkstatt auf der Lütticher 
Ausstellung, der Schrein des heiligen Hadelinus - er befand sich ursprüng- 
lich in der Kirche von Vise, wurde dann aber in die von Celles überführt - 
dessen Schmalseiten um 1x00, dessen Längseiten etwas später, im XII. Jahr- 
hundert, als eine Arbeit des Godefroid de Claire entstanden sind. Er hat die 
übliche sattelbedachte, längliche Kastenform; der stark vortretende in einer 
Schräge und einer Leiste nach innen abgestufte Rand zeigt an den Schmal- 
seiten Goldmajuskelinschriften in braunrotem Kupfer tauschiert unter einer 
Giebelborde von fortlaufenden gravierten Spiralen und in sich zurück- 
gebogenen romanischen Lilienmotiven und breitere Silber-, schmälere Gold- 
blechstreifen von getriebener oder gravierter, ähnlicher Ornamentik. Die 
 
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