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und andere) häufig, die Ovalkuppel ist Berninisch, die Turmabschlüsse und Giebelfenster
sind niederländisch, der Säulenportikus englischer Palladio, der damals eben nach dem
Kontinent herübersickerte. Fischer von Erlach wußte allerdings mit seltener, organisierender
Eigenkraü alle die disparaten Baugedanken in eine gewaltige Einheit zu verschmelzen und
dieser seinen persönlichen monumentalen Prachtgeschmack aufzuprägen. Die Paralleli-
sierungen des scharfblickenden Verfassers, unterstützt durch Nebeneinanderstellung der
Grundrisse u. s. w., erstrecken sich auf den ganzen barocken Kirchenbau Wiens. Mag auch
manches von diesen Einzelvergleichen mehr hypothetisch bleiben, so ist doch durch die
überaus fleißige Arbeit einiger sicherer Grund gewonnen und dieses Kapitel der Wiener
Baugeschichte der bisherigen oberiiächlichen Betrachtung, ja Nichtbetrachtung entrückt.
LING - KLANG - GLORIA. Unter diesem Titel hat der Verlag Tempsky-Freytag
(Wien-Leipzig) ein reizendes, albumartiges Buch voll „Deutscher Volks- und Kinder-
lieder", ausgewählt und in Musik gesetzt von W. Labler, illustriert von H. Lefler und
J. Urban, auf den Weihnachtsmarkt gebracht. Es steht ganz auf dem internationalen
Niveau und hat das Gute, daß es Erwachsenen und Kindern gleich gut gefallen kann.
Leflers farbige Szenen, mit den sonnig-duftigen Landschaften und lauschigen Stübchen,
in denen sich die buntgeblumten Kleidchen von Anno dazumal so gut machen, aber auch
seine phantastischen Einfälle, mit dunklen, schaumsprühenden Meereswogen oder der
herkömmlichen Christnachtstilistik, sind von liebenswürdigem Malergeist belebt. Einige
sind Kabinettstiicke; so die sonnenbeschienene Dorfstraße, durch die der Handwerks-
bursch auf die „Walze" geht, oder die Stube mit dem urgemütlichen Kachelofen, wo Hoff-
mann von Fallerslebens l-Iänsel und Gretel das jugendliche Tanzbein schwingen. Auch die
Umrahmungen und Vignetten, bei denen Urban wieder einmal seine ornamentale Verve
zeigen kann, sind sehr ansprechend. Das schöne Buch wird gewiß viel Weihnachtsfreude
bereiten.
KLEINE NACHRICHTEN Sie
US DEM BERLINER KUNSTLEBEN. Ein bedeutsames Ereignis war es,
daB wir die Stoffe, in die Karls des Großen Gebeine gehüllt waren, sehen durften.
Geheimrat Lessing machte sie einer geladenen Gesellschaft zugänglich und sprach über
sie im Hörsaal des Kunstgewerbemuseums überaus instruktiv und anregend.
Der eine der Stoffe, der älteste, zeigt eine Kreismusterung, in jedem Kreis steht
ein aufgeschirrter Elefant mit Lebensbaum, der Rüssel und die Ohren sind omamental
behandelt. An der Kante befindet sich eine byzantinische Inschrift des Inhalts, daß der
Oberkämmerer Michael in der kaiserlichen Manufaktur zu Byzanz ihn anfertigen ließ.
Ein byzantinischer Stoff ist er also, seine Formsprache aber, wie Lessing durch
Beispiele belegt, sassanidisch.
In den Brüchen kann man die ursprüngliche Farbe erkennen: Azurblau und Smaragd-
grün auf Purpur.
Dieser Stoff ist aus der Karl-Zeit selbst.
Der zweite ist jünger. Seine Anwendung hängt eng mit der Geschichte des
kaiserlichen Leichnams zusammen. Nach der Heiligsprechung durch Paschalis wurden x 1 66
die Gebeine, die nun Reliquien waren, erhoben und in einer Tumba aus Holz vor dem
Altar aufgebahrt.
Friedrich II. umhüllte mit jenem neueren Stoff die geweihten Reste. Dieser Stoff ist
ein abgepaßtes Stück mit Palmetten und zierlich beweglichem Ornament aus hellen
Häschen und Vögelchen gemustert. Typisch palermitanische Motive sind das.
Die Stoffe sind für eine mit Spannung zu erwartende Publikation Lessings hier
mustergültig reproduziert worden. Sie leibhaftig gesehen zu haben, war ein ganz besonderer