MAK

Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

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der späteren Eigenart des Künstlers lassen diese Arbeiten noch wenig be- 
merken. Wohl zeigen sie die Entfaltung des akademischen Klassizismus zu 
einer prunkvollen Dekorationskunst, wie sie sich in Wien unter dem Einüuß 
Rahls und insbesondere Makarts vollzogen hatte; aber von der souveränen 
Beherrschung der Form und dem geistigen Leben, das die späteren Arbeiten 
Grolls auszeichnet, bleiben sie noch weit entfernt. Bedeutsamer sind die Ar- 
beiten für den Dom zu Przemysl, welche Groll im Jahr 1881 übernahm und 
mit welchen er den Übergang zur kirchlichen Kunst gewann. In vierzehn 
Nischen und ebensovielen Medaillons an der Vorderseite des Ikonostasions 
 
Abb. 7. Kuppel des Pöstlingberges, Krönung Mariä (nach dem Karton) 
bringt er die zwölf Apostel, die Evangelisten, die großen und kleinen Propheten 
zur Darstellung; in zwei größeren Nischenbildern Christus auf dem Thron in 
hohenpriesterlicher Tracht mit dem Buch des Lebens in der Hand, und die 
Madonna stehend mit dem Jesuskind auf dem Arm. Alles, der stilistischen 
Natur der Aufgabe gemäß, in feierlich gebundener Haltung; aber in farbiger 
Pracht von dem goldigen Hintergrund sich abhebend. Freiere Bewegung 
gestattete dem Künstler die in derselben Kirche ausgeführte Grablegung, eine 
schön gerundete Komposition, in deren edlem und bewegtem Linienspiel die 
besten Muster der klassischen Kunst anklingen, und die zum ersten Male Grolls 
Gabe verriet, religiöse Stoffe mit echt menschlichem Gehalt zu durchdringen. 
In dieser Richtung entwickelte sich Groll, sowohl gefördert durch Aufträge
	        
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