war, sind viele der oft recht humorvollen, bemalten Terrakottareliefs vor-
handen, die seinerzeit den weniger bemittelten Leuten die teuren Porzellan-
gruppen ersetzen mußten. Eine der hübschesten Gruppen ist die sogenannte
türkische Musik (Abb. 36 und 37), welche die Dilet-
tantenkapelle eines kleinen Krähwinkels darstellt, in
der mit liebenswürdigstem Humor die Honoratioren
des Städtchens geschildert sind. Spitzweg in die
Plastik übertragen.
Drei kleine Sonderausstellungen bilden den
Schluß der Abteilung, sie geben die Entwicklung des
Madonnentypus, des Christkindes und des Kruzifixes
in zeitlicher Reihenfolge.
Diese kurze Aufzählung der bedeutendsten
Stücke unserer Skulpturensammlung rechtfertigt
wohl die Behauptung, daß in ihr gegenwärtig vor
allem die allgemeine Bedeutung des Museums
beruht.
Das KUNSTGEWERBE wird in dem Städti-
schen Suermondt-Museum, soweit es die verfügbaren
Mittel erlauben, ebenfalls eifrig gesammelt. Ein guter
Grundstock ist durch den Nachlaß des Dr. Fr. Bock,
die Stiftung Berger und durch zahlreiche andere
Schenkungen vorhanden. Der immer mehr sich stei-
gernde Sammeleifer weiter Kreise erschwert aller-
dings den Ausbau dieser Abteilung sehr. Die enor-
men Preissteigerungen, die viele kunstgewerbliche
Altertümer in dem letztenjahrzehnt erfahren haben -
ich erinnere nur an die Preise guter Porzellane, die
für das Budget mittlerer Sammlungen beinahe uner-
schwinglich geworden -, und die Schwankungen
der Mode, der die kunstgewerblichen Altertümer viel
mehr als die Gemälde und Skulpturen unterworfen
sind, wirken sehr hemmend. Dazu kommt noch, daß
es immer schwieriger wird, Stücke zu finden, die
der Restaurations- und Verschönerungssucht der
Händler und Sammler entgangen sind.
Selbstverständlich hat die kunstgewerbliche
Abteilung noch mehr als Gemäldegalerie und Skulp-
Abb. 30. Heilige Elisabeth,
Veit Stoß
turensammlung einen mehr lokalen Charakter, der namentlich bei den Möbeln,
den Metallarbeiten und der Keramik durch das Vorwiegen der rheinischen,
niederdeutschen und niederländischen Erzeugnisse zum Ausdruck kommt.
Die Möbel und die große Sammlung von Schnitzereien sind zum größten Teil
niederrheinischer, niederländischer oder Westfälischer Herkunft. Die Möbel
des XV. Jahrhunderts, immer aus Eichenholz hergestellt, haben einen ganz
u":