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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 5)

ordentlich durchgebildete, von keinerlei schematischer Anschauung verdor- 
bene Menschen, die in ihrer Arbeit aufgingen; Menschen, vor allem von 
natürlicher Anschauung, nicht verbildet durch Schulbegriffe. Obschon sie 
sich selbst den stolzen Namen wohl kaum beigelegt haben, waren sie doch 
Künstler von Gottes Gnaden, im gewöhnlichen Leben gemeinhin sicher nur 
als „Werkleute" bezeichnet. Studiert man die Grundrißanlage des Ganzen 
an Ort und Stelle, geht man dann der daraus sich ergebenden Forderung des 
aufrecht entwickelten Gebildes nach, so gewinnt man den Eindruck, als sei 
das alles selbstverständlich, völlig ungewollt. Viele unserer modernen Pracht- 
bauten haben dagegen trotz allen Aufwandes an Wissen und Entlehnungs- 
kunst von wirklich eriinderischem, schöpferischem Geiste so blutwenig 
zu bieten! 
Stufe um Stufe, die man auf dieser breiten, der Terrainformation 
folgenden Treppe emporsteigt, gibt neue, eigenartige Verschiebungen der 
Flächen, neue Überschnei- 
dungen, neue Vertikalwir- 
kungen. Und alles ohne jenes 
architektonische Fanfarenge- 
schmetter, ohne das akade- 
mische Anschauung keiner 
Aufgabe Herr wird. 
Der ganzen Sache star- 
ker Ausdruck ist, was heute 
manche anstreben, freilich 
aber nicht immer erreichen: 
Einfachheit. Mancher ver- 
sucht's, interessant zu sein 
durch den völligen Mangel 
an wirklich belebenden Mo- 
menten. Die alten Werk- 
meister wußten wahrschein- 
lich gar nicht, was interessant 
sein heißt; sie wollten es 
auch nicht scheinen. Sach- 
gemäße Lösung jedes Um- 
standes ist ihr Verdienst. 
Darin liegt der Zauber des 
Ganzen. Kunst und Können 
ist hier eines und dasselbe. 
Beides aber stand auf der 
soliden Basis technischen 
Könnens, zu deutsch auf rich- 
tiger handwerklicher Grund- 
Abb. 31. Südliches Querschiff a" Abteikirche lage. Deswegen ist das Den- 
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