graphie galt stets als die vornehmste aller Künste, der sich mit Vorliebe
auch die Fürsten zu widmen pfiegten und die schier unerschöpflich zu sein
schien an immer neuen Variationen, stilgemäßen Verfeinerungen und geist-
vollen Kombinationen. Die Inschriften auf kunstgewerblichen Erzeugnissen
enthalten in der Regel religiöse Formeln, Koranzitate, Lobpreisungen eines
Fürsten, Segenswünsche für den Besitzer oder dergleichen; andere, immer
an bescheidener Stelle angebrachte, beziehen sich auf das Werk selbst und
nennen dann Namen und Herkunft des Handwerkers, das Datum (sehr häufig
in vollen Lettern) und zuweilen Ort und Zweck der Herstellung. Die Sprache
ist in den meisten Fällen überall arabisch; auf persischen Denkmälern finden
sich im Mittelalter nur in der Keramik, in der späteren Zeit auch auf anderen
Arbeiten außerdem häufig persische Verse. Sehr selten stößt man auf
türkische Inschriften.
Das Ornament, das in einzelnen Gegenden schließlich die Schrift voll-
ständig verdrängt, während es sich in anderen nur zwischen und neben ihr
ausbreiten kann, zeigt eine ähnlich große Mannigfaltigkeit wie diese. Die
geometrischen Motive, Strahlen-, Flecht- und Schlingmuster, Bänder,
Ketten, Rauten und dergleichen haben besonders in Ägypten und Syrien
reiche Ausbildung erfahren; wir lernen sie am besten aus Bucheinbänden,
Metallarbeiten und Holzschnitzereien kennen. Gemeingut der ganzen moham-
medanischen Kunst und ihr reizvollstes Ziermotiv ist die aus der spätantiken
Blattranke entwickelte Arabeske geworden, über die wir eine vortreffliche
Monographie in dem Kapitel besitzen, das ihr Riegl in seinen „Stilfragen"
gewidmet hat. In ihren beiden vollendetsten Formen, der persischen und
der maurischen, gipfelt die ganze suggestive Schönheit der dekorativen
Gedankenwelt des Islam. In Persien, Indien und in der Türkei ist dann
besonders seit dem XVII. Jahrhundert die naturalistische Blatt- und Blüten-
ranke fast ganz an ihre Stelle getreten, nachdem aus dem Pflanzenreich
nach und nach schon immer mehr Stoffe in den Darstellungskreis der für
Vorderasien bestimmten persischen Kunst gelangt waren. In Syrien und
Ägypten drangen dagegen vegetabile Elemente nur zum Teil durch, und das
Abendland behielt sogar die Arabeske ausschließlich bei.
Sehr verschieden verhält es sich mit der Tierdarstellung in den einzelnen
Perioden und Schulen. Man muß da wohl unterscheiden zwischen dem
symbolisch und dem „omamenta " aufgefaßten Tier einerseits und dem um
seiner selbst willen, also mit realistischer Absicht wiedergegebenen andrer-
seits. Das letztere würde unter das traditionelle Verbot der Darstellung
lebender Wesen fallen und ist in der Tat in den sunnitischen Ländern sehr
selten und nur in Perioden religiöser Lauheit angewendet worden. Im
schiitischen Persien dagegen, wo die Überlieferung nicht anerkannt wird,
und den Nachbarländern gleichen Bekenntnisses hat man sich nicht darum
gekümmert und nur bei religiösen Zwecken darauf Rücksicht genommen. In
Ägypten kommen bezeichnenderweise Tierdarstellungen nur unter den
Fatimiden vor, die ebenfalls Schiiten waren, und in Mesopotamien und