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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 12)

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bestimmen, woher die Motive des Fußes entlehnt sind. 
Eine bestimmte Idee dürfte ihnen kaum zugrunde 
liegen; vielmehr gemahnen sie in ihrem lockeren 
Zusammenhang und dem heiteren Wechsel der Bilder 
an Dürers Randzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser 
Maximilians, die seit 1514, also fast zu gleicher Zeit 
wie der Brunnen, entstanden. Daß ein paar Wasser- 
wesen dabei ihr Spiel treiben, ist, ganz abgesehen von 
der Bestimmung des Werkes, wohl erklärlich, denn 
Nixen und Tritonen, dann Faune gehören zu dem 
tollen Heere, dem der Norden jetzt die Tore zum Einzug 
öffnete. 
Direkte Vorbilder, seien es Stiche oder Plaketten, 
lassen sich für die einzelnen Szenen nicht nachweisen. 
Bei dem Kampf der Wassermenschen mag man immer- 
hin an Mantegnas Tritonenkämpfe, bei der schlafenden 
Nymphe an Girolamo Mocetto erinnert werden. 
Andrerseits denkt man aber gerade bei dieser vielleicht 
auch an Dürers I-Iandzeichnung von 1501 in der Alber- 
tina. Dürerisch muten auch die Sackpfeifenbläser an 
und die Hähne, die bei dem 
musizierenden Fuchs im Gebet- 
 
Abb. i7. Flachornamen: am 
_ _ _ _ Pfeiler des St. Wolfgangs- 
buch Kaiser Maximilians (Blatt brunnens 
346 der Ausgabe Giehlow) eine 
Art Parallele haben. Die durch ein Tuch verbun- 
denen Kinder sind gleichfalls ein der Zeit geläufiges 
Motiv. So treffen wir es an einem Fries eines Hauses 
in Braunschweig _ Steinstraße 3 - vom Anfang des 
XVLjahrhundertsf und etwas später wendet es Hans 
Burgkmair - oder Hans Weiditz - bei einer Rand- 
leiste der Devotissimae meditationes de vita, beneficiis 
et passione Jesu Christi (Augsburg, Grimm und Wür- 
sing 1520) an. 
Die Flachornamentfüllungen am oberen Achtkant 
des Brunnenpfeilers zeigen die Formenwelt der neuen 
Zeit am deutlichsten (Abb. r 5 bis 18). Nichts ist mehr 
von dem spätgotischen Band- und Rankenwerk zu 
sehen, wie es gerade die Vischersche Hütte früher 
anzuwenden liebte. Die aufsteigenden Ornamente, 
symmetrisch an eine Mittelachse sich legend, setzen 
sich aus Blütenkelchen und -büscheln, Kandelaber- 
teilen, Kugeln und ähnlichen Motiven zusammen. Die 
 
Abb. 18. Flachornamem am 
Pfeil" de; St, Wolfgangs- i? O. Döring, Braunschweig. xgo5. Seite 52. Gütigen Hinweis auf dieses 
brunnens Haus verdanke ich Herm Dr. Karl Giehlow in Wien. 
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