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bestimmen, woher die Motive des Fußes entlehnt sind.
Eine bestimmte Idee dürfte ihnen kaum zugrunde
liegen; vielmehr gemahnen sie in ihrem lockeren
Zusammenhang und dem heiteren Wechsel der Bilder
an Dürers Randzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser
Maximilians, die seit 1514, also fast zu gleicher Zeit
wie der Brunnen, entstanden. Daß ein paar Wasser-
wesen dabei ihr Spiel treiben, ist, ganz abgesehen von
der Bestimmung des Werkes, wohl erklärlich, denn
Nixen und Tritonen, dann Faune gehören zu dem
tollen Heere, dem der Norden jetzt die Tore zum Einzug
öffnete.
Direkte Vorbilder, seien es Stiche oder Plaketten,
lassen sich für die einzelnen Szenen nicht nachweisen.
Bei dem Kampf der Wassermenschen mag man immer-
hin an Mantegnas Tritonenkämpfe, bei der schlafenden
Nymphe an Girolamo Mocetto erinnert werden.
Andrerseits denkt man aber gerade bei dieser vielleicht
auch an Dürers I-Iandzeichnung von 1501 in der Alber-
tina. Dürerisch muten auch die Sackpfeifenbläser an
und die Hähne, die bei dem
musizierenden Fuchs im Gebet-
Abb. i7. Flachornamen: am
_ _ _ _ Pfeiler des St. Wolfgangs-
buch Kaiser Maximilians (Blatt brunnens
346 der Ausgabe Giehlow) eine
Art Parallele haben. Die durch ein Tuch verbun-
denen Kinder sind gleichfalls ein der Zeit geläufiges
Motiv. So treffen wir es an einem Fries eines Hauses
in Braunschweig _ Steinstraße 3 - vom Anfang des
XVLjahrhundertsf und etwas später wendet es Hans
Burgkmair - oder Hans Weiditz - bei einer Rand-
leiste der Devotissimae meditationes de vita, beneficiis
et passione Jesu Christi (Augsburg, Grimm und Wür-
sing 1520) an.
Die Flachornamentfüllungen am oberen Achtkant
des Brunnenpfeilers zeigen die Formenwelt der neuen
Zeit am deutlichsten (Abb. r 5 bis 18). Nichts ist mehr
von dem spätgotischen Band- und Rankenwerk zu
sehen, wie es gerade die Vischersche Hütte früher
anzuwenden liebte. Die aufsteigenden Ornamente,
symmetrisch an eine Mittelachse sich legend, setzen
sich aus Blütenkelchen und -büscheln, Kandelaber-
teilen, Kugeln und ähnlichen Motiven zusammen. Die
Abb. 18. Flachornamem am
Pfeil" de; St, Wolfgangs- i? O. Döring, Braunschweig. xgo5. Seite 52. Gütigen Hinweis auf dieses
brunnens Haus verdanke ich Herm Dr. Karl Giehlow in Wien.
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