beim Spielzeug der Kinder und weiters bei den primitiven Bedürfnis-
anstalten auf dem Lande erhalten hat. Dieselbe Form zeigen übrigens auch
das deutsche Windmühlenhaus und die Wetter-, Grillen-, und Starhäuschen.
Der Herstellung unserer Giebelschränke galt die denkbar prirnitivste
Zimmermannsarbeit, und schon dies allein würde zur Annahme ihres hohen
Alters berechtigen. Die beiden Vorderbohlen, zwischen denen eine oder
mehrere kleine Türen übereinander angeordnet hängen, reichen bis zum
Boden herab und bilden die Füße
des Schrankes, oder es haben
die beiden Seitenwände diese Be-
stimmung. Im Giebel treffen wir
zumeist ein kleines, mittels einer
Tür verschließbares Fach, oder
aber der Dachraum des Schran-
kes ist hohl und entweder durch
eine runde oder durch eine
rundbogig, beziehungsweise spitz-
bogig geschlossene Lucke zu-
gänglich.
Für die norddeutsche Gruppe
ist das interessanteste Beispiel
der Sakristeischrank im Leibniz-
Haus zu Hannover, welcher ur-
sprünglich vier kleine Türen
übereinander besaß; das schönste
Exemplar aber besitzt in einem
um 1300 entstandenen Giebel-
schrank die Silvestrikirche zu
Wernigerode. Eine ähnliche
Schrankform, jedoch mit zwei
l wilniliniwivrrwuvim; imii w min-w w 1 w i i" Türßügeln, lSt bereits für das"
_ _ , _ , _ V.]ahrhundert nachgewiesemAuf
Fig. z. Miniatur aus dem Codex nmuunus in Oxford, ent- . . .
stand", im Im, 7,5 einem Mosaik im Mausoleum der
Galla Placidia zu Ravenna er-
scheint ein zweitüriger Giebelschrank dargestellt, auf dessen Fächern die
Bücher der vier Evangelisten liegen, und ein analoger Bücherschrank
findet sich in einer Miniatur des Codex amiatinus in Oxford vom Jahre 716
(abgebildet bei Graul, Tafeln zur Geschichte der Möbelforrnen, Serie VI
bis VII), Figur z.
Von den uns erhaltenen Giebelschränken mit Satteldach süddeutscher
Herkunft besitzt Graf Wilczek acht, das Museum für tirolische Volkskunst
in Innsbruck drei Exemplare. Weitere Schränke linden sich einzeln im Museum
für österreichische Volkskunde in Wien, in deutschen öffentlichen und privaten
Sammlungen sowie auf Tiroler Burgen. Sie lassen sich in zwei Gruppen