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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 1)

beim Spielzeug der Kinder und weiters bei den primitiven Bedürfnis- 
anstalten auf dem Lande erhalten hat. Dieselbe Form zeigen übrigens auch 
das deutsche Windmühlenhaus und die Wetter-, Grillen-, und Starhäuschen. 
Der Herstellung unserer Giebelschränke galt die denkbar prirnitivste 
Zimmermannsarbeit, und schon dies allein würde zur Annahme ihres hohen 
Alters berechtigen. Die beiden Vorderbohlen, zwischen denen eine oder 
mehrere kleine Türen übereinander angeordnet hängen, reichen bis zum 
Boden herab und bilden die Füße 
des Schrankes, oder es haben 
die beiden Seitenwände diese Be- 
stimmung. Im Giebel treffen wir 
zumeist ein kleines, mittels einer 
Tür verschließbares Fach, oder 
aber der Dachraum des Schran- 
kes ist hohl und entweder durch 
eine runde oder durch eine 
rundbogig, beziehungsweise spitz- 
bogig geschlossene Lucke zu- 
gänglich. 
Für die norddeutsche Gruppe 
ist das interessanteste Beispiel 
der Sakristeischrank im Leibniz- 
Haus zu Hannover, welcher ur- 
sprünglich vier kleine Türen 
übereinander besaß; das schönste 
Exemplar aber besitzt in einem 
um 1300 entstandenen Giebel- 
schrank die Silvestrikirche zu 
Wernigerode. Eine ähnliche 
Schrankform, jedoch mit zwei 
 
l wilniliniwivrrwuvim; imii w min-w w 1 w i i" Türßügeln, lSt bereits für das" 
_ _ , _ , _ V.]ahrhundert nachgewiesemAuf 
Fig. z. Miniatur aus dem Codex nmuunus in Oxford, ent- . . . 
stand", im Im, 7,5 einem Mosaik im Mausoleum der 
Galla Placidia zu Ravenna er- 
scheint ein zweitüriger Giebelschrank dargestellt, auf dessen Fächern die 
Bücher der vier Evangelisten liegen, und ein analoger Bücherschrank 
findet sich in einer Miniatur des Codex amiatinus in Oxford vom Jahre 716 
(abgebildet bei Graul, Tafeln zur Geschichte der Möbelforrnen, Serie VI 
bis VII), Figur z. 
Von den uns erhaltenen Giebelschränken mit Satteldach süddeutscher 
Herkunft besitzt Graf Wilczek acht, das Museum für tirolische Volkskunst 
in Innsbruck drei Exemplare. Weitere Schränke linden sich einzeln im Museum 
für österreichische Volkskunde in Wien, in deutschen öffentlichen und privaten 
Sammlungen sowie auf Tiroler Burgen. Sie lassen sich in zwei Gruppen
	        
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