MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Steiermark

312 
blos die Meisterschaft des Steinmetzen in seiner vollendeten Steinschnitttechnik. — Zu den 
bedeutendsten kirchlichen Bauten des Landes zählt auch die Pfarrkirche zu Gröbming. 
Bei einer Weite von über zwölf Meter sind auch hier die Strebepfeiler zum Theil nach 
Innen verlegt und bewirken eine kräftige Gliederung desselben. St. Oswald in Eisenerz, 
dessen Gründung die Tradition dem Kaiser Rudolf von Habsburg zuschreibt, jedenfalls 
aber unter Friedrich III. 1471 bis 1493 neu erbaut, liegt auf einer Anhöhe und ist von 
Ringmauern umgeben. Dem massigen Thurme an der linken Seite des Langschiffes ist 
nördlich angebaut eine Lorettokapelle von 1506. Die Musikempore an der Westseite wurde 
erst 1517 errichtet. Demgemäß trägt sie auch Formen der Spätzeit zur Schau, zum 
Beispiel gewundene Säulchen, naturalistisches Astwerk in den Brüstungsgalerien. 
An 140 einschiffige Kirchen zählt die Steiermark, meist aus dem letzten Zeitraum 
der gothischen Epoche, für welche eine gewisse Anordnung typisch erscheint, die stets von 
malerischer Wirkung ist. Der Thurm mit hohem Walmdach ist nämlich gewöhnlich dem 
Polygonen und mit Strebepfeilern versehenen Chore seitlich angebant und enthält unten 
die Sacristei, darüber ein Empore. Ein Beispiel hierfür ist das Landkirchlein in 
Kirchdorf bei Bärneck. — Bemerkt sei hier, daß von der ältesten Karthause in 
Österreich und Deutschland, Seitz bei Cilli, mit einschiffiger schlanker Kirche von edlen 
Verhältnissen, mit Mauern und Thürmen umgeben, nur mehr Ruinen übrig sind. Die 
Priorengrnft allein in der Mitte des einsügen Kreuzganges, eine Art gothischer Karner 
des XV. Jahrhunderts, achteckig mit Sterngewölbe blieb erhalten. Solche finden sich 
vereinzelt noch im Lande, wie in Maria-Zell, Aflenz, am Friedhofe in Frohnleiten und - 
in Neumarkt. Unter den eigentlichen Friedhofkapellen bietet wohl die Sebastianskapelle zu 
Marein im Mürzthale das schönste Beispiel. Quadratisch im Grundriß, mit drei 
Achteckseiten abschließend, öffnen sich nach den drei Hauptseiten Fenster. In der Mitte der 
Vorderseite ist ein schmales, mit Eisengitter geschlossenes Thürchen angebracht. An der 
nördlichen Ecke befindet sich eine von innen zugängliche Kanzel mit Steindeckel. Im 
Ganzen eine zierliche und malerische Anlage von vorzüglicher Steinmetzarbeit. 
Zum Schluffe sei von Prosanbauten das Arkadenhans in Bruck hervorgehoben, 
welches 1494 bis 1513 von Pankraz Kornmeß erbaut wurde. Über einem Laubengange 
von sechs weiten Segmentbogen ans massigen Rundsäulen baut sich im Mitteltheile des 
Gebäudes über dreien derselben eine Loggia von sechs Öffnungen auf, deren Gewölbe aus 
krummlinigem Netzwerk besteht. Die Archivoltbogen sind unten seitlich ebenfalls segment- 
bogig, in der Mitte im flachen Eselsrücken gebildet, dazwischen befinden sich über den 
Säulen Fialenschaftansätze auf Consolen. Oben durchkreuzen sich die geschweiften Bogen 
sogar. Trotz der nüchternen Umgebung nimmt dieses Architekturstück hohes Interesse für 
sich in Anspruch.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.