Kunslschau 192a. Silbergamitur. Entwurf von Professor Josef Hoffmann, ausgeführt von der Wiener Werkstätte
zur historisierenden Objektivität gelangt. In diesem Sinne wird auch Klimts
malerische Bedeutung nunmehr uneingeschränkt zugegeben, ja ihr selbst der
oberste Rang zuerkannt. Aber die Bedeutung eines kapazitativen Menschen
ist in der Ausübung einer Funktion nicht erschöpft. Auch prägte sich schon
allein in der Kunsttätigkeit Klimts das Streben nach einem Ziele aus, das weit
über die Grenzen herkömmlicher Maleraufgaben weist. Seine Bilder zeichnet
vor allem ihre außerordentliche Helligkeit und Lichtstärke aus, dem Ergebnis
völlig verinnerlichter Handhabung der Prinzipien neoimpressionistischer
Technik, Errungenschaft französisch-belgischer Künstler nach dem Kulmina-
tionsstadium der impressionistischen Bewegung. Ferner bestimmt die Wir-
kung der Bildtafeln Klimts ihre bunte, vollkommen harmonisierte Farbigkeit,
bei konsequenter Durchbildung des Motivs nach den zwei Dimensionen der
Fläche. Diese Merkmale betonen den Schmuckwert vor dem Ausdruckswert,
wie die ihm vorschwebenden Werke ostasiatischer Kunst. Dennoch kon-
zentriert sich endlich auf die räumliche und stoffliche Darstellung ein so
ausdrucksmittelreiches Vermögen zu intensiver Illusionswirkung, daß wir
den Meister im Vollbesitz der Geheimnisse fünfhundertjährig-europäischer
Malertradition sehen. Somit offenbart Klimt eine synthetische Intelligenz,
deren singuläre Größe und Bedeutung erst von der Warte einer ganz unein-
geschränkten Kulturerfassung zu ermessen sein wird, „einer Warte der
Weltkultur, von der aus auch alle österreichischen Probleme überblickt