MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 12)

werden sie ohne-Ausnahme gar bald das Wirken eines Feindes zu fühlen 
bekommen, der ihnen genug Verdruss und Schaden verursacht. Dieser 
Feind arbeitet geräuschlos und unsichtbar. Emsig und voller Ausdauer 
fördert er seine Arbeiten und schiebt sie ungesehen und unerkannt an's 
Tageslicht, wo sie bei ihrem Erscheinen, wie die den Kukukseiern enta 
krochenen Jungen, sogar das grüsste Entzücken hervorrufen. Dieser 
hinterlistige Feind ist der Kunstfälscher, der dem Kunstfreunde, dem 
Sammler gegenübersteht, wie das böse Princip dem guten. 
Des Fälschers einträgliche Thätigkeit besteht darin, den Kauflustigen 
durch alle erdenklichen Mittel dahin zu bringen, den bloßen Schein für 
die Wirklichkeit, die Fiction an Stelle des Realen zu erwerben. 
Ich möchte gleich hier in erster Linie den intellectuellen Urheber 
und Unternehmer einer solchen Täuschung als den eigentlichen Fälscher 
bezeichnen. Der Hersteller des Täuschungsobiectes kann wohl auch an 
dem durchgeführten oder blos beabsichtigten Betruge direct betheiligt 
sein (wie ja auch die ganze Fälschungsaction von einer einzigen Person 
bewerkstelligt werden kann), dies jedoch unter allen Umständen annehmen 
zu wollen wäre durchaus ungerechtfertigt. Sucht sich doch der Fälscher 
seine unbewussten Mitarbeiter nicht immer in den Reihender Lebenden; 
was Abgeschiedene geschaffen haben, weiß er aus mehr als einem Grunde 
gar sehr zu schätzen. 
Um seine eigene Person als völlig unbetheiligt an einer vollführten 
Täuschung hinzustellen, weiß der Fälscher eine ungezählte Menge von 
Finten in Anwendung zu bringen. Begreiflicherweise ist es ihm sehr 
angenehm, wenn er den Liebhaber so beeinflussen kann, dass ihm dieser 
freiwillig in's Garn läuft. Ja, nur auf vieles Bitten lässt er sich oft 
herbei, einen Gegenstand, "wenn auch mit schwerem Herzena, waus be- 
sonderer Gefälligkeitu abzulassen. Seine eigentliche Rolle bei einer solchen 
Affaire bleibt sein tiefes Geheimniss. 
Da kann es nun vielleicht vorkommen, dass er wohl gar dem 
stübernden Sammler einen näher in's Auge gefassten Gegenstand mit den 
Worten aus der Hand nimmt: nDas lassen Sie! Das ist nicht verkäufliche. 
-- Das reizt. - Auf seine Fragen erhält der Liebhaber nur spärliche 
Antworten. Etwa: wWas es mit diesem Dinge für eine Bewandtniss hat, 
weiß ich nicht. Kann mich auch gar nicht erinnern, wo ich es mit 
anderem Gerümpel erworben habe. - Lange Zeit beachtete ich es 
gar nicht; es muss aber doch Etwas daran sein. -- Hat mir nicht erst 
gestern Jemand so und so viel dafür geboten? -- Nun gebe ich es gar 
nicht mehr her, da es anfängt, mich selbst zu interessirenm - Werden 
die Leutchen schließlich doch handeleins, so triEt den Verkäufer sicher 
kein Vorwurf. 
Fragen wir nun, welche Gegenstände künstlerischer Werkweise 
der Fälschung überhaupt ausgesetzt sind, so kann die Antwort hierauf 
nur lauten: Alle, ohne Ausnahme, insoferne dabei nur einiger
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.