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gemischte Farbe, wie aus dem Capitel über das Skizziren der Augen etc.
hervorgeht.
Der Azur ist außer dem zu den Retouchen verwendeten lndigo
die einzige, bei der Wandmalerei angeführte blaue Farbe. Seine Her-
slellungsart aus anorganischen Substanzen bringt das Capitel: vAndere
Bereitung des Azurl. Bei Schäfer (Q. 4.7.) Allerdings ist die Vorschrift in-
complet, denn es fehlt in ihr das, was Mancher für unerlässlich halten
dürfte: die Nennung des färbenden Princips. Aber die sonst sehr genaue
Anleitung lässt keinen Zweifel aufkommen, dass wir es mit dem uns
wohlbekannten künstlichen Bergblau (Hamburger- oder Kalkblau u. s. w.)
zu thun haben. Zur Bekräftigung des Gesagten sei die genaue Betrach-
tung der Vorschrift empfohlen, und zu diesem Zwecke der kurze Text
vollständig angeführt:
"Nimm einen neuen Krug rnit einem etwas engen Hals, fülle ihn
bis zur Mitte oder etwas darüber mit verloschenem und wie Mehl (pul-
verisirtem)1) Kalke. Fülle ihn dann bis zum Halse mit sehr starkem
Essig und rühre es mit einem Hölzchen durcheinander, dass es sich gut
verbinde. Setze (dies Gefäß) zum Feuer und lass es sieden, bis der Essig
vollkommen verzehrt ist. Ziehe das Gefäß vom Feuer und setze andern
Essig zu, so dass der Kalk bedeckt ist. Damit er nicht verdunste, ver-
verstopfe ihn gut mit einem Stopfen und mit Teig, und begrabe ihn in
nicht gegohrenen Pferdemist und an einen warmen Ort des Hauses.
Bedecke dasselbe sorgfältig und versetze es alle drei Tage, indem du es
in andern warmen Mist einsetzest, bis sechsunddreißig Tage verflossen
sind; sodann nimmst du es heraus und du wirst guten Azur (indem-i
Wir müssen uns diese Procedur dadurch ergänzt denken, dass dem
Gemenge eine bestimmte Quantität Kupfer, etwa in der Form von Feil-
spänen, zugesetzt wird. Die Verwendung des Pferdemistes, bei der das
essigsaure Kupfer, der Grünspan, in kohlensaures Kupfer, der gelöschte
Kalk aber in Kreide umgewandelt wird, findet ihre Analogie bei der
Bleiweißfabrication nach dem Princip der alten holländischen und vene-
tianischen Methode, die dem Autor der Hermeneia auch vollständig be-
kannt war und von ihm beschrieben ist.
In der Anleitung zur Freskomalerei finden wir auch noch Vor-
schriften, die sich auf die Verwendung des Goldes beziehen. Sie sollen
später noch, zugleich mit den übrigen, die Vergoldung betreffenden Me-
thoden, besprochen werden.
(Schluss folgt.)
') Die cingeklammerten Stellen sind durch Schäfer vorgenommene Ergänzungen
des Textes.