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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 8)

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Schaustellung von Teppichen, welchen die den bukowinischen Teppichen 
abhanden gekommenen Qualitäten in der Farbenwahl und Farbengebung 
noch eigenthümlich sind, den gesunkenen Farbensinn wieder zu heben, das 
Auge der Beschauer für ein ausgeglichenes Farbenensemhle bei einfachen, 
geometrischen Motiven, wie sie den heimischen Mustern entsprechen, 
wieder empfänglich zu machen. Behufs Durchführung dieser Absicht 
konnte man nach keinen besseren Mustern greifen als nach orientalischen 
Teppichen. Diese bieten die gewünschten Qualitäten sowohl in der 
farbigen Erscheinung, als in der geometrischen Stilisirung der Muster. 
So geschah es, dass eine Abtheilung mit orientalischen Teppichen als 
erster Punkt in das Programm der Ausstellung aufgenommen und auch 
in's Werk gesetzt wurde. Wie weit nun eine ländliche Bevölkerung auf 
solchem Wege beeinflusst werden kann, inwieweit sie den Intentionen 
der Veranstalter der Anstellung sich zugänglich erweisen wird, bleibt 
abzuwarten. Immerhin war das hohe Ziel des Versuches werth, und dem 
Curatorium des Bukowinaer Gewerbemuseums, den Herren Laizner und 
Kolbenheyer obenan, gebührt aller Dank für ihre aufopfernde Mühe- 
waltung um das Zustandekommen der Ausstellung. 
Was die orientalischen Teppiche selbst betrifft, die derrnalen in der 
Czernowitzer Staatsgewerbeschule ausgestellt sind, so wurden dieselben 
hauptsächlich durch das Oesterr. Museum und das Handelsmuseum in 
Wien, sowie durch einige Wiener Teppichlirmen (Adutt, Graf, Grand 
magasin oriental) beigestellt. Seltene Prachtstücke finden sich nicht 
darunter; damit würde aber auch nicht dem Zwecke der Ausstellung 
gedient gewesen sein, die ja, wenn sie von Nutzen sein sollte, gerade 
einfache Muster zur Schau bringen musste, die von den Beschauern 
leicht begriffen werden können. Gespannter durfte man auf jene Stücke 
sein, die aus einheimischem Privatbesitz zur Ausstellung gebracht wurden, 
da ja dieses östlichste Kronland der Monarchie in früheren Jahrhunderten 
so viele politische Beeinflussungen vom Oriente erfahren hatte. Wie aber 
an Kunstwerken überhaupt, so erwies sich das Land auch an Teppichen 
arm. Es ist im Ganzen kaum über ein halbes Dutzend, was sich aus 
einheimischem Besitze zusammengefunden hat, darunter kein einziges 
Stück von ganz besonderer Seltenheit oder Bedeutung, zum größten 
Theile aber bezeichnenderrnaßen anatolische Gebetteppiche, wovon so 
viele Exemplare in den letzten Jahren aus den östlichen Ländern Europas, 
wo sie zumeist in den Kirchen als Altarstufendecken gedient hatten, auf 
den Markt gebracht worden sind. 
Die Ausstellung orientalischer Knüpfteppiche in Czernowitz hatte 
vor Allem den Zweck, auf die dortige Wirkteppich-Production in farben- 
läuterndem Sinne einzuwirken. An Begründung einer Knlipfteppich-Pro- 
duction im Lande oder Beeinflussung einer daselbst etwa vorhandenen 
war dabei im Grunde nicht gedacht. Nach den vielfachen Spuren aber, 
die man an verschiedenen Punkten Europa's gefunden hat und die rnich
	        
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