Bildeten die Kronen in dieser reichen Ausstattung prächtige Schau-
stücke, so durfte doch ein praktischen Aufgaben gewidmetes Museum nicht
für immer darauf verzichten, die Schmucksachen, die schon nach dem
angeführten Zeugnisse zum größten Theil aus der Blüthezeit der Renais-
sancekunst stammen, aus einer Verbindung zu lösen, die ihren Werth als
Vorbilder und Studienmaterial überhaupt wesentlich beeinträchtigte. Denn
fast jedes einzelne Stück war nicht allein von Perlen dicht umgeben,
sondern mit solchen förmlich übersponnen und die Verfertiger derKronen
hatten sich kein Gewissen daraus gemacht, das Edelmetall zu durchbohren,
wo nicht Lücken das Durchziehen des vergoldeten Kupferdrahtes gestat-
teten. Wie schwer es war, eine richtige Anschauung von den Objecten zu
gewinnen, lehren uns die farbigen Zeichnungen, die vor Jahren nach
einzelnen gemacht worden" sind, und in denen man kaum die Originale
wiedererkennt. Ferner war es damals ganz unmöglich, die reiche
Sammlung für die Geschichte der Goldschmiedekunst zu verwerthen.
Nun sind sämmtliche Schmucktheile (in der Zahl von zu) abgelöst
und die gleichartigen vereinigt worden, während die Perlenkronen kaum
erkennen lassen, was mit ihnen vorgegangen ist. Zugleich wurde eine
kleine Anzahl von Meistermarken ermittelt, leider kein einziges Beschau-
zeichen, wodurch die Annahme unterstützt wird, dass die Sachen für
einen Hof angefertigt worden seien. Und hier kommt, nicht nur durch
die Beziehungen zu dem Kelche, zunächst der bayerische Hof in Frage.
Einer der kunstsinnigsten Fürsten aus diesem Hause, Herzog Al-
brecht lV. (oder nach anderer Rechnung V.), eben der Gönner Hans
Mielich's, war mit Erzherzogin Anna, Tochter Kaiser Fer-
dinands l., vermählt; beide beschäftigten eine große Zahl von Gold-
schmieden in München, Augsburg, Nürnberg; beide legten durch die Ver-
fügung vom 19. März 1565 über die Erhaltung ihrer erb unnd haus
clainoder den Grund zur Münchener Schatzkammer, in der freilich von
dem damaligen Bestande nicht zuviel nachweisbar ist. Die Kriege des
siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts haben viele Kostbarkeiten ver-
schlungen, Schmuck ist der wechselnden Mode gemäß umgearbeitet worden.
Aber handschriftliche Bemerkungen auf Blättern Mielich's zeigen auch,
dass manche von seinen oder Anderer Arbeiten verschenkt worden sind.
Nun haben Schwestern der Herzogin Anna, die Erzherzoginnen
Magdalena, Helena und Margarethe, die 1562 mit der Ersteren
in Innsbruck waren, das Fräuleinstift in Hall 1567 gegründet, dessen erste
Oberin Erzherzogin Magd alene (vKönigin Magdaleneu) wurde. Dass
diese und später eingetretene Fürstinnen das Kloster reich beschenkt
haben, findet mehrfach Erwähnung, und es lässt sich immerhin vermuthen,
dass unter ihren Kleinoden sich Arbeiten der damals in höchster Blüthe
stehenden Goldschmiede Bayerns befunden haben. Volle Uebereinstimmung
in Composition und Arbeit macht sich bemerkbar an Schmuckstücken mit der
Grundform einer aus Bändern und Schnüren gebildeten Schleife, die in
I.