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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 12)

von solchem gewöhnlichen, leicht zerbrechlichen Geräth nichts erhalten 
geblieben. Die Zeit der Majoliken oder majolikaartigen Gefäße, die in 
Italien auch erst am Ende dieser Periode begann, war für Deutschland 
noch nicht angebrochen. Töpfereien gab es genug, aber wie weit und wie 
künstlerisch sie allenfalls für das Haus arbeiteten, bleibt uns im Dunkeln. 
Wir können höchstens schließen aus den grünen oder buntglasirten Ofen- 
kacheln oder den ganzen, mitunter reichen noch erhaltenen Oefen, welche 
noch in die gothische Epoche, wie jener bereits erwähnte auf dem Schlosse 
Hohen-Salzburg, zurückreichen. Die so berühmt gewordenen niederrhei- 
nischen und niederländischen Steingutfabriken existirten bereits und wahr- 
scheinlich schon lange, da sie, wie sich vermuthen lässt, auf altrömischer 
Tradition beruhten, aber ihre Bllirhezeit fällt erst in das 16. Jahrhundert. 
Was noch aus dem 15. Jahrhundert sich erhalten hat, ist höchst selten 
und zeigt den Besitz des Materials und der Technik, aber noch nicht 
die Ausbildung der schönen und kunstgerechteu Formen des 16. Jahr- 
hunderts. 
Häufiger noch haben sich Zinngefäße erhalten, weniger aber dasjenige 
Geräth, das sich auf gut bürgerlichem Tische befand, Teller, Krüge und 
Becher, die zahlreich im Gebrauche standen, als große Kannen in gothischen 
eckigen Formen, welche als PruukgefäBe in den Zunftstuben dienten. Die 
nicht seltenen Zinnteller mit figlirlichem Relief sind alle aus späterer Zeit. 
Die gewöhnlichen großen Wandschränke, wie sie auch in den 
Sacristeien vorkamen und im Hause zur Aufbewahrung von Kleidung, 
Wäsche und anderen, insbesondere textilen Gegenständen dienten, folgen 
einem regelmäßigen Bau. Unten auf vier Fuße gestellt, oben mit einem 
krönenden Sims geschmückt, sind sie horizontal wie senkrecht zwei- 
getheilt. Die horizontale Theilung geschieht durch einen breiten Streifen, 
in welchem sich zwei niedrige Schiebladen zu befinden pflegen. Die 
obere wie die untere Hälfte sind je mit Doppelthüren geschlossen. Das 
Innere erscheint gewöhnlich nicht durch Fächer getheilt. Es kommt vor, 
dass solche Kasten sehr einfach und schmucklos sind, flach in der ganzen 
Facade, nur die Füllungen ein wenig tiefer im Rahmen liegend. Diejenigen 
aber, welche uns erhalten sind -- und sie sind nicht gerade selten - sind 
meist reich an allen Theilen oder mindestens an den umrahmenden und 
stützenden Theilen mit reichem Ornament verziert in der Art jenes 
Flachornaments auf der ersten der drei geschilderten Stufen; auch Fliße 
und Sirns haben dergleichen Schmuck erhalten, wenn sie mit Maßwerk 
in Art gothischer Fenster durchbrochen gehalten sind. Zuweilen sind sie 
aber auch mit solcher Verzierung bedeckt, wie sie für die zweite Stufe 
geschildert worden. 
Neben diesen zwei Hauptarten der Schränke gibt es noch eine 
dritte einfachere Art, welche die ganze Vorderseite nur mit einer einzigen 
Thüre schließt. Weil minder kostbar, obwohl in erster oder zweiter Art 
geschmückt, haben sie sich doch seltener erhalten. Bedeutender ist das
	        
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