sonderes Interesse, jener des Gymnasions. In den ersten beiden
Grabungsperioden wurden fünf dieser Anlagen, jede im Durch-
schnitt 11.000m einnehmend, erforscht und zum Teil auch frei-
gelegt. Es sind Bauwerke, in welchen das griechische Gymna-
sion, die Paläste, Sporn und Übungsplatz mit der römischen
Therme, dem Großbad, zu einer Einheit zusammengefaßt sind.
Gewiß dienten sie in erster Linie der körperlichen Ertüchtigung
und Erholung, doch gab es auch Säle, in denen man sich unter-
halten, Vorträge anhören, an Disputationen teilnehmen, also auch
den Geist wirken und erholen lassen konnte. Schließlich darf
der gewöhnlich mit besonderem Aufwand an Architektur und
Statuen und Reliefs ausgebaute Saal für den Kult des Kaisers, den
damaligen Herrn und Gott nicht übersehen werden. So veran-
schaulichen gerade diese Gymnasien die für die Antike so kenn-
zeichnende, glückliche Einheit von Körper, Geist und Seele, sind
Zeugen einer wirklich gelebten Ganzheit des Lebens.
Freilich müßten noch Straßenbrunnen, Grabanlagcn, Vialen an-
geführt werden, um nur ein einigermaßen vollständiges Bild von
den großen Arbeitsergebnissen der beiden ersten Grabungsperi-
oden zu umreißen. Keinesfalls dürfen die Objekte unerwähnt
bleiben, welche damals ausgegraben wurden und der frühchrist-
lichen Epoche angehören, in der Ephesos keine geringe Rolle
spielte. Vor allem mitten in der Stadt die Bischofskirche, auch
Konzilskirche, oder Marienkirche genannt, weil in ihren Mauern
im Jahre 431 n. Chr. jenes geistesgeschichtlich hoch bedeutsame
Konzil stattfand, welches das Dogma von der Gouesmutlcr-
schaft Mariens beschloß. Ferner auf dem Osthang des Panay-
irdag das katakombenartig in mehreren Stockwerken in eine
der Schluchten des Berges hineingebaute Siebenschlafercoeme-
tcrium, ein frühchristlicher Friedhof, und eine Wegstunde von
der eigentlichen Stadt entfernt die große Kreuzkuppelbasilikn,
welche das kaiserliche Ehepaar justinian und Theodora über
der Stätte erbaute, welche schon dem frühesten Christentum als
das Grab des hl. johannes, des Theologen galt.
Auf diesen bedeutenden und großartigen Leistungen der beiden
ersten Grabungsepochen war nun 1954 weiterzubauen, als un-
Kopf des Germanicus (14 v. bis 19 n. Chr),
gefunden in einer der Mauern der Scho-
lastikiatherme.
ler mancherlei Opfer Österreich aus eigener Kraft diese Groß-
grabung abermals aufnahm.
Von manchen, wissenschaftlich keineswegs unwesentlichen Ne-
bcnuntcrsuehungen und Arbeiten abgesehen, waren es in erster
Linie drei Objekte, welche die Kampagnen der letzten Jahre aus-
füllten:
1. liin byzantinisches Bad etwa 200m östlich der Konzilskirche.
2. Eine kaiserzeitliche Thermenanlage am Südwcstfuß des Pa-
Südostteil der Scholastikiathcrme mit
den bisher wieder aufgestellten Säulen.